Mit einem Satz war ich wieder auf den Beinen. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, einen Alarm auszulösen, bevor er von dannen ging. Ich rannte zu Jacks Zelle und öffnete die Tür. Ohne einen Blick hineinzuwerfen, drehte ich mich um, und sprintete den Gang entlang.
Ich wusste nicht, wo die Verstärkung in diesem verdammten Gebäude war, doch wenn der Dämon den Notknopf gedrückt hatte, dann müsste sie bald ankommen.
Ich rannte so schnell, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Als ich nur noch wenige Meter von Tuesdays Zelle entfernt war, sah ich schon Dämonen aus der Eingangstür kommen. Sobald sie mich erblickt hatten, liefen sie auf mich zu.
Schlitternd kam ich zum Stehen. Beinahe flog ich hin, doch ich hielt mich noch im letzten Augenblick an einer Türklinke fest.
Was für ein Glück, das war knapp, dachte ich und zählte schnell die Türen bis zum Eingang. Ich war bei der dritten, Tuesday müsste in der fünften sein.
Schnell drehte ich mich um und sprintete zurück, die Verstärkung dicht auf meinen Fersen. Ich spürte schon ihren Atem auf meinem Nacken. Im Rennen griff ich nach der Türklinge, drückte sie herunter und zog die Tür auf.
Im nächsten Augenblick stand Tuesday neben mir, eine schlafende braunhaarige Person an ihrer Hand. Mein Herz litt auf, als ich Mama erkannte. Sie war es tatsächlich!
Tuesday griff nach meinem Oberarm, dann wurde meine Sicht verschwommen und die Welt drehte sich. Als ich wieder klar sehen konnte, stand Jack neben uns.
»Nimm seine Hand«, befahlt Tuesday. »Dann teleportiere ich uns zu Lina.«
Eilig griff ich nach ihm, erreichte jedoch auf die Schnelle nur sein Handgelenk. Schon spürte ich wieder, wie mir schwindelig wurde. Diese Art der Fortbewegung ging wirklich stark auf das Gleichgewicht.
Ich war überrascht, als ich Lina am Eingang des Hauptgebäudes stehen sah. Es war definitiv der Eingang, denn hinter ihr konnte ich die Lava sehen.
»Lina, warum bist du hier?«, fragte ich verwirrt.
Statt einer Antwort spürte ich, wie mein Körper leicht empor gehoben, meine Brust herausgeschoben wurde. Als würde jemand meinen Körper kontrollieren. Wie ein goldener stetig fließender Strom verließ meine Lebensenergie ihren Platz in meinem Herzen. Panisch schaute ich zu Jack, dem es genauso erging wie mir. Die Füße kurz über dem Bode schwebend, sog seine eigene Schwester ihm die Lebensenergie aus.
Als ich wieder zu Lina schaute, stand Tuesday direkt hinter ihr, eine Hand auf ihr Herz gelegt.
»Hör sofort auf, oder ich sauge dir deine Lebensenergie aus!«, drohte sie, doch Lina ließ sich davon nicht irritieren.
»Hör auf damit!«, schrie Tuesday. »Ich warne dich, ich habe einen Silbersäbel, damit kann ich dich ganz schnell töten!«
Ich hörte, wie sie ihren Säbel zog.
»Nein, nicht!«, rief ich. »Töte sie nicht.«
Tuesday seufzte, dann schlug sie Lina mit der flachen Seite ihres Säbels gegen den Kopf.
Lina schwankte und wäre ins Wasser gefallen, hätte Tuesday sie nicht im letzten Augenblick festgehalten.
Mit Lina im Arm teleportierte sie sich wieder direkt neben mich.
»Könntet ihr euch bitte gegenseitig festhalten?«, fragte Tuesday. »Ich habe mit eurer Freundin nicht genug Hände frei. Eurer Freundin, die versucht hat, uns alle umzubringen, nur so am Rande. Und ich dachte, du meintest, wir könnten ihr trauen. Ich weiß ja echt nicht, warum du sie am Leben lassen wolltest.«
»So ist sie gar nicht«, widersprach ich. »Sie würde so etwas niemals tun. Diese Dämonen müssen irgendetwas mit ihr gemacht haben.«
Tuesday schien nachdenklich. »Es könnte sein, dass sie eure Freundin kontrollieren«, sagte sie. »Könnt ihr euch jetzt bitte an den Händen halten? Wir haben nicht ewig Zeit und, falls es euch interessiert, rennen gerade hinter euch ein paar Wachen auf uns zu.«
»Sie sind schon hinter uns?« Panisch griff ich nach Jacks Hand, der schon die Hand von Wednesday hielt. Dann fasste ich Tuesdays Hand. Wieder drehten wir uns, diesmal etwas länger, dann landeten wir wieder auf festem Boden.
Wir befanden uns in einem Zimmer. Einem Schlafzimmer, wie die zwei Betten, die an den beiden Seiten des Raumes standen, verrieten. Zum Fenster hin standen zwei Schreibtische mit Stühlen. Ich erschrak, als ich sah, dass in einem der Betten ein blasses Mädchen, eingekuschelt in eine Decke, lag und ein Buch las.
Diese richtete sich gerade auf, als sie uns sah. »Tuesday, wen hast du denn schon wieder mitgebracht?«, fragte sie und fuhr sich durch ihre kurzen Haare. Das schien ihren gewaltigen Lockenschopf allerdings nicht zu bändigen. »Ich habe dir doch gesagt, dass du vorher Bescheid sagen sollst, bevor du Besuch mitbringst.« Sie starrte anklagend an sich herunter, als hätte sie etwas anderes als ihre Jogginghose angezogen, wenn sie von Tuesdays Besuchs gewusst hätte.
»Tut mir leid, nächstes Mal informiere ich dich rechtzeitig«, entgegnete Tuesday. »Ist es okay, wenn du mal kurz rausgehst, Mera? Wir würden gerne mal kurz alleine sein.«
»Na gut«, sagte Mera und nahm ihr Buch in die Hand. Als sie an mir vorbeiging, merkte ich, dass sie trotz der abstehenden Haare viel kleiner war als ich. Ihre orange-grünen Augen blitzten mich schelmisch an. Warte, wie bitte? Orange-grün? Ich erhaschte einen letzten Blick auf ihre Augen, als sie uns, die Tür hinter sich zuziehend, ein letztes Mal zuwinkte. »War schön, euch kennenlernen«, rief sie noch, dann war sie verschwunden.
Ja, eines ihrer Augen war tatsächlich grün, das andere hatte die typische Farbe eines Auges von Dämonen der Stufe 3. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
»Wer war das?«, fragte ich. »Und wo sind wir hier?«
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Monday - Dämonen der Vergangenheit
ParanormalKann man jemanden verurteilen, nur weil er ein Dämon ist? Triff Monday, sechzehnjährige Dämonenjägerin. Seitdem ihr Vater von einem Dämonen getötet wurde, macht sie ihren Job nicht mehr aus Pflicht, sondern nur noch aus Hass. Alles was sie will, ist...