21 ~ Das wird nie etwas Ernstes

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»Monday!«, rief Veronica, als sie mich sah und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zugerannt.

»Was ist los?«, fragte ich, während sie mich mit ihrer Umarmung fast zerdrückte.

»Ich freue mich so sehr für dich und Jared. Dass ihr endlich ein Paar seid, ist so süß!«

»Und ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du mir deswegen böse bist«, murmelte ich. »Nachdem du mit ihm zusammen warst.«

»Wir waren ja nicht wirklich zusammen«, sagte Veronica. »Er hat mir ziemlich klar gemacht, dass er mich nicht liebt. Außerdem bin ich jetzt über ihn hinweg. Wie kann ich dir böse sein, wenn er so offensichtlich auf dich steht?«

Ich lächelte sie an. »Danke.«


»Evelyn, ich schlafe heute bei meinem Freund!«, rief ich, als ich nach Hause kam. Jared hatte mich so oft gefragt, ob ich bei ihm schlafen würde, dass ich irgendwann einfach zugestimmt hatte. Voller Vorfreude auf die gemeinsame Nacht mit Jared sprang ich die Kellertreppen herunter und kramte mir einen Schlafanzug aus dem Koffer.

Doch als ich wieder nach oben ging, kam ich nicht weit.

Breitbeinig stand Adam vor der Tür. »Nirgendwohin wirst du gehen«, knurrte er. Als ob er die geringste Chance gegen mich hätte.

»Du hast mir nichts zu sagen«, stellte ich klar. »Könntest du jetzt bitte zur Seite gehen?«

»Auf keinen Fall lasse ich zu, dass du mit Jared schläfst!«, schrie Adam.

»Ich schlafe bei ihm, nicht mit ihm«, verbesserte ich ihn. »Jetzt lass mich vorbei!«

»Monday, du bist ihm egal. Es interessiert ihn einen Dreck, wie es dir geht. Genauso wie die anderen unzähligen Mädchen, die er schon alle in seinem Bett hatte, ihm egal waren. Aber meinetwegen, lass dir von ihm dein Herz brechen.«

Wie erstarrt blieb ich stehen. Mit einem Schlag wurde es mir bewusst.

Ich war Jared egal. Genauso wie ich Jack egal war. Manche Menschen konnten genauso gefühlskalt sein wie Dämonen. Und Jared war einer von diesen Menschen.

Ohne ein Wort drehte ich mich um und trottete in mein Kellerzimmer. Nie im Leben würde ich Jared den Gefallen tun und bei ihm schlafen. Die ganze Zeit hatte er mich angelogen. Von wegen ich würde ihm etwas bedeuten. Wie hatte ich ihm das bloß abkaufen können?


»Monday, ich liebe dich«, sagte er und küsste mich.

»Ich dich auch«, flüsterte ich und gab mich dem Kuss hin. »Lass mich nicht allein, Aleksej.«

»Nie würde ich dich alleine lassen«, meinte Aleksej und streichelte meine Wange. Lächelnd schloss ich meine Augen. Erst jetzt merkte ich, dass seine Hand kalt war. Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte in Aleksejs Gesicht.

»Aleksej«, flüsterte ich und umfasste seine kalte Hand, doch er rührte sich nicht.

»Aleksej!«, schrie ich, nun ein wenig lauter.

Verwirrt musterte ich ihn. Seine Haut war ganz blass, ganz anders als seine sonst so sonnengebräunte Haut. Und seine Augen waren komplett schwarz.

»Aleksej!«, schrie ich, doch gleichzeitig realisierte ich, dass diese Person vor mir nicht mehr Aleksej war. Vor mir war nur noch eine Leiche.


Schreiend wachte ich auf.

Und starrte in saphirblaue Augen.

»Was machst du hier?«, fuhr ich Jared an.

»Ich schlafe bei dir«, grinste dieser und streichelte meine Wange, genauso wie Aleksej es getan hatte.

Wütend streifte ich seine Hand weg.

»Geh raus aus meinem Zimmer!«, knurrte ich. Zögernd setzte er sich hin. »Warum bist du überhaupt hier?«

»Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht gekommen bist«, murmelte Jared und schaute mich liebevoll an. »Und dann bin ich durch dein offenes Kellerfenster geklettert.« In einer Situation wie dieser könnte man fast meinen, dass er Gefühle für mich empfand. Aber ich wusste es besser.

»Jared, es kann so nicht weiter gehen«, sagte ich bestimmt.

»Wovon redest du?«

»Unsere Fake-Beziehung«, erklärte ich. »Ich mache Schluss.«

Jared guckte mich einige Sekunden lang regungslos an. Dann sagte er »okay«, stand blitzschnell auf und rannte die Kellertreppe nach oben. Das ganze Haus vibrierte, als er mit voller Wucht die Haustür zuschlug.

Ein okay? Das war alles, was er dazu zu sagen hatte?

Ich wusste nicht, was ich für ihn empfand. Ich schätzte, ich hatte gehofft, dass wir zumindest so etwas wie Freunde waren.

Lieben tat ich ihn nicht. In Jack war ich verliebt.

Aber der hatte genauso wenig Gefühle für mich wie Jared.


»Guten morgen, Monday«, grüßte Veronica und zog mich in eine Ecke von der Pausenhalle. »Es tut mir so leid, was passiert ist.«

»Was ist denn passiert?«, fragte ich verwirrt.

»Naja, dass Jared Schluss gemacht hat. Ich dachte wirklich, dass er auf dich steht.«

»Wie bitte? Er hat mit mir Schluss gemacht?!«, schrie ich. »Wo hast du das denn gehört?«

»Er hat es Kim gesagt«, erklärte Veronica. »Mitten in der Nacht ist er zu ihr gekommen und hat ihr die Neuigkeit erzählt.«

Geschockt starrte ich sie an. Wie konnte Kim es wagen, solch ein Gerücht über uns zu verbreiten?

Aus dem Augenwinkel erblickte ich Jareds saphirblauen Augen.

Schnell rannte ich auf ihn zu.

»Jared?«, fragte ich. Langsam drehte er sich zu mir um. Erst jetzt bemerkte ich, dass Kim direkt neben ihm ging.

»Ich habe doch gesagt, dass es vorbei ist«, meinte er hochnäsig.

»Du scheinst wohl vergessen zu haben, dass ich Schluss gemacht habe, nicht du«, sagte ich.

»Wenn du mit mir Schluss gemacht hast, warum rennst du mir dann hinterher?«, lachte er. »Monday, ich habe kein Interesse mehr an dir.« Er wandte Kim seinen Blick zu. »Schatz, sehen wir uns nach dem Unterricht?«, fragte er und gab ihr einen Kuss auf den Mund. »Die Nacht mit dir war wirklich toll. Vielleicht können wir das in der Pause wiederholen.«

Mir wurde schlagartig schlecht. Wollte er wirklich versuchen, mich mit Kim eifersüchtig zu machen? Naja, es hatte nicht geklappt. Ich fühlte mich bloß sehr gedemütigt.

Kim kicherte. »Natürlich.«

»Jared!«, schrie ich.

Gelangweilt schaute er mich an.

»Du weißt ganz genau, dass ich mit dir Schluss gemacht hab. Und nur weil zu eingebildet bist, um das zu akzeptieren, musst du behaupten, dass du Schluss gemacht hast.« Ich holte einmal tief Luft. »Und falls du es noch nicht verstanden haben solltest: Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.«

Wütend gab ich ihm eine Backpfeife, drehte mich schwungvoll um und machte mich auf den Weg zu meinem Unterricht.

Monday - Dämonen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt