ELF oder wie Elaine ihre Familie unabsichtlich verwunderte

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Eigentlich hatte sich Elaine auf einen ganz entspannten Freitag eingestellt. Möglicherweise wäre später noch Lion vorbei gekommen, doch auf so einen Freitag war sie ganz bestimmt nicht vorbereitet gewesen. Es war nicht nur so, dass Raphael auf sie gewartet hatte, er hatte sie auch noch bis nach Hause gefahren, was eigentlich ziemlich nett von ihm gewesen war. Dieser Meinung war sie zumindest gewesen, aber als er dann sie noch bis zur Haustür begleitet und hinter ihr das Haus betreten hatte, wurde sie schon etwas stuzig.
Auch ihr Vater sah wirklich überrascht aus, als sie mit Raphael im Schlepptau die Küche betreten hatte. Zwar hatte er mal wieder zu viel gekocht, da er nach fast zwei Jahren sich noch imzu mer nicht daran gewöhnt hatte, dass sie nur noch zu viert in dem Haus wohnten. Deswegen war es nie ein allzu großes Problem, wenn sie unangekündet einen Gast einluden.
Nur war es meistens Mia, die jemanden mitbrachte und, wenn Elaine es dann doch mal tat, war es immer nur Lion bisher gewesen. Kein Wunder also, dass ihr Vater verwundert war. Doch Raphael hatte sich ganz freundlich vorgestellt und hatte sich auch sonst vorbildlich verhalten. Allein für die Begrüßung bekam der Junge von ihrem Vater einen Pluspunkt. Also bot er dem Jungen auch direkt den Vornamen an und lud ihn ein mit ihnen zu essen.
Danach schickte er seine älteste Tochter hoch damit sie ihre Schwester zum Essen holte. Als Mia in die Küche trat und Raphael am Esstisch sitzen sah, war auch in ihrem Gesicht die Verwunderung geschrieben. Ganz verdattert hatte sie sich an den Tisch gesetzt und ihn angestarrt. Elaine musste über das Verhalten ihrer kleinen Schwester einfach nur schmunzeln. Doch auch sie traute sich nicht wirklich etwas zu sagen. Die ganze Situation war einfach vollkommen ungewohnt für sie. Noch nie hatte sie einen Jungen außer Lion mit nach Hause genommen. Zumindest nicht wenn ihr Vater auch zu Hause war und es direkt nach der Schule war. Selbst für Schulprojekte lud sie normalerweise ihre Partner nicht zu sich nach Hause ein. Nur Lion war häufg zu Besuch da, aber den kannte sie schon immer. Seine Mutter und ihre Tante Dora waren früher selbst Freundinnen gewesen. Gerade dachte sie an Dora, da erschien sie auch schon im Türrahmen. "Da komm ich in die Küche und sehe direkt wieder einen neuen Typen am Tisch sitzen. Mia, ich dachte immer du würdest etwas von diesem anderen Jungen wollen."
Bei dem Gesichtsausdruck ihrer Tante musste Elaine einfach losprusten und schnell hielt sie sich eine Hand vor ihren Mund. Doch ihre Schwester drehte sich auf ihrem Stuhl zu ihrer Tante um. "Elaine hat Raphael mitgebracht und wie kommst du darauf, dass ich auf Fabian stehe?"
Nun riss auch Dora ihre Augen auf und blickte Elaine an. Diese nickte nur auf ihren fragenden Blick.
Bevor es zu peinlich geworden wäre, setzte sich ihre Tante dann auch hin und starrte dabei die ganze Zeit den Jungen vor ihr an. Auch sie war von diesen Besuch kalt überrascht worden. Zwar hatte sie sich schon öfter gefragt, warum ihre Nichte keine anderen Jungs außer ihren besten Freund mit nach Hause nahm, aber nun wo ein Junge am Tisch mit ihnen zu Mittag aß, war es schon etwas komisch. Doch sie bemerkte mit Freude, dass der Junge nett zu sein schien.
Nachdem Elaine und Raphael beide fertig mit Essen waren, standen sie sofort auf und verschwanden in ihrem Zimmer. Dort stellte sie ihm dann auch endlich die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. "Was machen wir also jetzt? Du scheinst nämlich einen Plan zu haben und ich habe keine Ahnung von irgendetwas."
"Wir machen beim gleichen Punkt weiter wie letzten Samstag." erklärte er ihr, doch wirklich geholfen hatte ihr die Erklärung nicht.
Denn jetzt hatte sich ein neues Fragezeichen in ihrem Kopf gebildet. Aber Raphael schien davon nichts mitzubekommen und schaute erstmal auf seine Uhr. Dann nickte er und ging zu ihrem Kleiderschrank. Dabei wurde jeder seiner Bewegungen genaustens von Elaine beobachtet und analysiert. Wirklich verstanden, was er da genau tat und was er vor allem insgesamt vor hattte, hatte sie immer noch nicht.
Doch sie hatte sich dazu entschieden, erst einmal zu zuschauen und ihn einfach machen zu lassen. Daher verzog sie zwar ihr Gesicht, sagte aber nichts, während er alle möglichen Kleidungsstücke aus ihrem Kleiderschrank zog, zu ihr schaute, die Teile einmal hoch hielt und dann auf das Bett fallen ließ.
Gerade hatte er einen einfachen Rock und eine Bluse herausgezogen und schmiss auch das wieder auf ihr Bett. Dann holte er ein Sommerkleid mit Blumenmuster hervor und hängte es direkt wieder zurück. Langsam fragte sie sich wirklich, was er da gerade tat. Scheinbar schien er etwas zu suchen, aber deswegen musste er noch lange nicht ihr ganzes Zimmer mit ihren Klamotten füllen, oder? Zumindest war Elaine dieser Meinung und wollte gerade etwas dazu sagen, als er ein Geräusch machte und ein schickes, aber doch einfaches, schwarzes Kleid aus den Tiefen ihres Kleiderschrankes holte. Wieder hielt er es vor ihren Körper, aber dieses Mal nickte er und hielt es ihr hin. Verwirrt ergriff sie es und wartete auf die nächste Anweisung. "Du gehst jetzt duschen."
Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie würde jetzt ganz bestimmt nicht duschen gehen. Doch er ließ sich nicht von seinem Plan abbringen und schubste sie zum Badezimmer.
Also hörte sie einfach auf ihn und stieg unter die Dusche.
Nach zehn Minuten trat sie wieder aus dem Badezimmer hervor und trug schon das schwarze Kleid. Auch Raphael hatte sich, während sie unter der Dusch stand, umgezogen. Er trug ein einfaches weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine dunkle Jeans. Elaine stellte fest, dass das wirklich gut an ihm aussah. In seiner Hand hielt er ihren Fön un eine Haarbürste von ihr. Woher er diese beiden Dinge hatte, wollte sie eigentlich gar nicht wissen. Also blieb sie wieder still und ließ ihn einfach nur machen.
Nach eineinhalb Stunden durfte sie zum ersten Mal das Ergebnis des ganzen Nachmittages betrachten. Raphael hatte wirklich alles gemacht, außer ihre Schminke, die hatte er ihr einfach hingehalten und sie machen lassen.
Überrascht stellte sie fest, dass sie ziemlich gut aussah in dem Kleid und auch der Rest an ihr konnte sich sehen lassen.
Raphael stellte sich hinter sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Nun können wir auf die Party gehen!"


Vier Wünsche von 99 sind schon in erfüllung gegangen und scheinbar kommt es bald schon zur nächsten Erfüllung. Was denkt ihr wird wohl auf ihrer ersten Party passieren?

~Liv

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt