ACHTUNDZWANZIG oder wie Elaine dem schönsten Tag des Jahres die Tür öffnete

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Der nächste Tag gehörte zu ihrem Lieblingstagen des ganzen Jahres. Aber wenn man es so sah, kannte sie niemanden im Ort, der Heilig Abend hasste. Doch auch ihr Weihnachten war in den letzten Jahren etwas verändert worden. Erst waren ihre Großeltern nach Afrika für erstmal fünf Jahre ausgewandert. Sie hatte sich seit der Abreise von ihnen auf ihre Rückkehr in zwei Jahren, nur würde sie dies wohl nicht mehr miterleben. Dies war auch der Grund für ihren einen Wunsch gewesen. Sie wollte sich noch einmal von ihren Großeltern verabschieden. Genau deswegen hatte sie sich vorgenommen sie in Afrika zu besuchen, dass sie damit dann hoffentlicht jeden Kontinent abgehakt hatte, konnte sie somit als ihre als letzte geplante Reise, auch noch einen weiteren Wunsch abhaken. So sah zumindest ihr Plan, den sie nun schon mit Raphael ausgearbeitet hatte. Eigentlich hatten sie ziemlich viel in den letzten Wochen ausgearbeitet und nun war Elaine sich ziemlich sicher, dass sie in dem dreiviertel Jahr, welches nun noch vor ihr lag. Ohne Raphael hätte sie sicher nicht mal die Hälfe der Punkte, die sie schon erreicht hatten, erledigt. Sogesehen war er irgendwie ihr Engel geworden. Wenn ihr vor einem halben Jahr erzählt worden wäre, dass sie Krebs bekommen würde und der wohl mysteriösiste Junge aus ihrer Schule ihr einfach so aufgrund von seiner Neugierde bei der Liste helfen würde, hätte sie der Person einen Vogel gezeigt und würde denjenigen anregen sich in eine Klapsmühle stecken zu lassen. Aber welches siebzehnjähriges Mädchen erwartete auch so eine Nachricht zu bekommen? Niemand wollte sterben, doch es gehörte dazu.
Eigentlich war der Tod nichts schreckliches. Es war vor allem für die Gestorbene nicht mehr als das Ende. Jeder starb irgendwann, das Einzige, was im Tod variierte war die Art und Weise, doch eine Sache blieb gleich, danach war es vorbei. Sie hatte noch nie wirklich an Gott geglaubt. Zwar wurde sie auf Grund ihrer Großmutter als kleines Baby getauft, aber ihr Vater war selbst wohl einer der unglübigsten Menschen der ganzen Welt, sodass er keiner seiner Kinder katholisch erzogen hatte. Somit war es auch kein Wunder, dass Elaine komplett an die durch die Wissenschaft bewiesenen Dinge glaubte und nicht an alles übernatürliches, wie zum Beispiel Gott. Für sie waren die Evangelien vielleicht schöne Geschichten, doch sie waren ihrer Meinung nur dafür da, den Menschen in der Trauer, die zum Beispiel der Tod schenkte, Hoffnung zu geben und um eine Erklärung für Dinge zu haben, welche noch nicht erklärbar waren. Doch irgendwann gäbe es keinen unerklärbaren Sachen mehr und dann wäre der Glaube nur noch etwas für die Dummen. Dies war zwar heftig ausgedrückt, doch dies war nun einmal ihre Meinung.
Ohne einen Glauben war der Tod nur das Ende vom Leben und nach ihm kam rein gar nichts mehr. Somit würde sie in einem Jahr nichts mehr spüren, denken oder erfahren. Dieser Gedanke war wohl das traurige am Tod. Man trauerte ja nicht, weil diese Person nun nur noch schwarz sah. Man trauerte um die Dinge, die derjenige noch erleben hätte können und die verlorene gemeinsame Zeit. Die Erinnerungen an die Person wurden auf einmal zu dem gesamten Leben von der Person. Deswegen war das Sterben nicht das Schlimme, das Schlimme war es, dass man seine Liebsten verlassen musste und ihnen dabei unglaublich weh tat. Dies war der Grund, warum Elaine mit einem Mal Hazel Grace aus Schicksal ist ein mieser Verräter besser verstand als je zuvor. Es war wirklich so, als Krebskranker war man stets eine tickende Zeitbombe und wenn die Zeit abgelaufen war und es zur Explosion kam, riss man alle, die einem nah standen mit und tat ihnen weh. Somit war es kein Wunder, dass man in diesem Moment dann am liebsten möglichst wenigen weh tun wollte.
Nur hatte Elaine sich dagegen entschieden. Sie wollte keine Zeitbombe sein, die irgendwann explodieren könnte und niemand wusste wann. Es war ihr Leben und ihr Tod. Wenn man schon nicht viel Zeit hatte, war es ein tolles Gefühl über etwas selbst bestimmen zu können. Den ersten Kontakt in die Schweiz hatte sie auch schon unternommen. Bisher sah es schon ziemlich gut aus. Genau wie sich ihren Tod vorstellte, würde er auch verlaufen. Hoffentlich war bis dahin kein Punkt mehr offen und jedes Häkchen gesetzt. Dies war ihr Traum und kein Traum konnte sich erfüllen, wenn man nichts dafür tat. Aber sie hatte auch nie vorgehabt dafür nichts zu tun. Das sie Hilfe bekam war das Beste, was ihr hätte passieren konnte und dafür war sie mehr als nur dankbar.
Aus diesem Grund hatte sie sich etwas tolles als Weihnachtsgeschenk ausgedacht. Nun musste es ihm nur gefallen. Aber sie war da ziemlich sicher und zuversichtlich. Welcher Harry Potter Fan würde sich nichts über einen von J.K.Rowling signiertes Harry Potter Band freuen?
Hoffentlich war er nicht er Einzige, der dies nicht tat...
Bevor sie sich schön machte, klaute sie noch den Tesafilm, eine Schere und das Geschenkpapier. In den letzten Tagen hatte sie irgendwie nicht die Zeit gefunden ihre Geschenke einzupacken. Für Mia hatte sie einen Spiegel gekauft und in die Seiten eins zwei Fotos von den beiden gesteckt, für ihren Bruder hatte sie eine neue Kameratasche gekauft, für ihre Tante gab es ihr Lieblingsparfüm und für ihren Vater hatte sie mehrere Fotos in Bilderrahmen geklebt und diese Rahmen selber noch aneinander geklebt, sodass sie sich nun zu einem großen Bilderrahmen ergänzten. Auch ein Bild von ganz früher, auf dem die ganze Familie und auch ihre Mutter zu sehen war, hatte sie gefunden.
Doch nicht nur ihrer Familie hatte sie Geschenke gekauft. Ihre Freunde hatte sie genauso bedacht. So bekam ihre beste Freundin eine alte Polaroidkamera, welche sie in einem Secondhandshop entdeckt hatte plus einen Film für die Kamera und Niklas würde von ihr eine Handyhülle bekommen, welche längst nötig war, da sein Handy keine besaß, aber ständig von ihm fallengelassen wurde. Doch überraschenderweise hatte er bisher immer Glück gehabt.
Für Leah hatte sie eine Kette und für ihren Freund einen Schlüsselanhänger mit ganz vielen Instrumenten dran.
Selbst Lion würde von ihr eine Kleinigkeit bekommen, obwohl sich dieser, seitdem sie neue Freunde gefunden hatte, komplett von ihr abgewannt hatte. Nur etwas passendes für Cleo hatte sie noch nicht. Aber sie hoffte etwas in Australien zu finden, welches ihr passend erschien. Zu ihrem Glück war es so, dass sie Cleo erst nach der Reise wiedersehen würde.
Voller Vorfreude legte sie alle Geschenke für ihre Familie unter den Christbaum und die Geschenke für ihre Freunde neben ihrern schon gepackten Koffer. Danach machte sie sich fertig und wartete dann darauf mit ihrer Familie das einzige Mal im Jahr zur Kirche zu gehen.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt