Das Tattoo blieb auch wirklich erst einmal ihr Geheimnis. Anders als bei ihrem Entschluss sich die Haare zu färben, was sie vor kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht hatte, indem sie sich ihre Haare wieder braun färbte, sah diese Veränderung niemand außer sie.
Nach zwei weiteren Wochen waren die Vorabiklausuren alle geschrieben und das Ende ihrer Schulzeit näherte sich immer mehr. Es war komisch daran zu denken, dass sie nur noch eine Klausurphase zu schreiben hatten. Niemand aus dem Jahrgang sprach wirklich darüber, da jeder im Geheimen jetzt schon die Schulzeit zu vermissen begann. Im Gegenteil sprach man nur noch darüber, was man nach dem Abitur geplant hatte. Bald war es nur noch zwei Wochen bis zu den Osterferien. Somit hatten sie nur noch eine richtige Schulwoche, bis sie dann in ihrer letzten Schulwoche ihre Mottowoche feiern würden. Seitdem die letzten Klausuren geschrieben waren, fanden die Freunde wndlich wieder viel mehr Zeit für einander. Dennoch war auch das Lernpensum in ihrem Alltag nur um ein bisschen gesunken. In den Osterferien würden sie wohl hauptsächlich ihre Tage mit dem Durcharbeiten des Abiturstoffes verbringen. Elaine war aber im Gegensatz zu ihren Freunden noch etwas entspannter. Sie war auch die Einzige, welche für die Osterferien etwas geplant hatte. Für sie waren die Noten ihrer Klausuren nicht mehr so wichtig wie noch vor einem halben Jahr. Dennoch lernte sie genauso wie die anderen Schüler ihres Jahrganges.
In den Osterferien hatte sie mit ihrer Schwester einen Frankreichurlaub geplant. Genauergesagt würden sie genau eine Woche in der wunderschönen Hauptstadt von Frankreich verbringen. Seitdem Mia zehn Jahre alt war, planten die beiden diese Reise zu unternehmen. Eigentlich war sie zwar für die Zeit nach Mias Abitur geplant gewesen, doch diesen Plan mussten sie nun wohl oder übel etwas abändern. Sie würden von Karsamstag bis zum letzten Ferientag unterwegs sein.
Dies hatte sie auch schon mit ihrem Arzt abgesprochen, sodass der Reise nun wirklich nichts mehr im Weg stand.
Dann aber kam es irgendwie doch noch zu einer kleinen Planänderung. Denn plötzlich wurden Mia und Raphaels Bruder Fabian ein Paar und auf einmal gab es die beiden nur noch im Doppelpack. Von dem einen Tag auf den anderen hatte das junge Paar sich dazu entschieden aus der Schwesternreise eine Pärchenreise zu machen. Elaine erfuhr davon erst als sie die Bestätigung der zweiten Zimmerreservierung des Hotels als Email auf ihren PC bekam. Ihre Schwester war auch nach einem sehr langen Gespräch nicht von diesem vorhaben abzubringen. Im Gegenteil sie wollte sogar Elaine vorschlagen einfach Zuhause zu bleiben.
Nach diesem Disput redeten die beiden Mädchen eine ganze Woche kein Wort mehr miteinander.
Aber Elaine war dies relativ egal, so wütend war sie, und dazu hatte sie genug anderes um die Ohren. Ihre Freundschaft mit Lion war seit dem Weihnachtsferien komplett zerbrochen und nun trennte die beiden scheinbar eine ganze Welt. Dieses Verhältnis setzte der achtzehn-Jährigen ziemlich zu und so entschied sie sich dazu den ersten Schritt auf ihren ehemaligen besten Freund zu zu machen. Sie lud ihn ein am letzten Samstag vor den Ferien, also der Samstag vor der Mottowoche, zum Eis essen und Kino ein.
Dies war am Mittwoch und die Tage bis zum Samstag verflogen rasch. Bald war es soweit. Am Vormittag war sie im Krankenhaus und um sechzehn Uhr holte Lion sie mit seinem Auto ab.
Sie fuhren mit diesem nach Hannover rein und hielten in dem Café, indem Elaine nun auch schon fast ein halbes Jahr arbeitete. In der für sie heimlichen Umgebung fühlte sie sich direkt sichtlich wohler. Insgesamt war dieses Treffen ganz anders, als früher. Das Verhalten von Lion war ganz anders und auch sie war nicht so locker wie sonst.
Beim Kaffee trinken fiel ihr dazu noch auf, dass sie ihr bester Freund mit seinem Aussehen für den Tag eindeutig mehr Mühe gegeben hatte, als sie. Sie war am Morgen einfach in eine Jeans und ein weißes T-Shirt gehopst und hatte sich nach dem Krankenhaus auch nicht noch einmal umgezogen.
Er hatte ein blaues Hamd und eine saubere Hose an, was für ihn schon die Welt war. Normalerweise, oder zumindest wie sie ihn Errinnerung hatte, trug er nur kaputte und ewig getragenen Jeans. Dabei kamen die Löcher und Risse vom vielen Tragen und nicht von der diesjährigen Mode. Heute aber hatte er sich aber wie gesagt in etwas Neues geworfen und allein diese Tatsache verunsicherte Elaine.
War dies wirklich das geplante freundschaftliche Treffen? Sicher war sie sich auf jeden Fall nicht mehr.
Irgendwann war ihre Tasse leer und der Kuchen von Lion aufgegessen und so machten sie sich auf dem Weg ins Kino. Sie entschieden sich für die neue Realverfilmung von dem Disney Klassiker Die Schöne und das Biest. Schon als kleine Kinder hatten Lion und sie ihre Abende nicht nur manchmal mit den alten Disney Filmen verbracht. Sie freute sich, als Lion es ihr direkt vorschlug und so saßen sie kurz darauf im dunklen Kinosaal.
Der Film war wahrhaftig wunderschön, doch Elaine konnte sich einfach nicht wirklich auf die Handlung konzentrieren, denn ihr Sitznachbar lenkte sie immer wieder durchkomische Aktionen ab. Mehrfach griff er nach ihrer Hand und immer wieder ließ sie seine direkt wieder los. Irgendwann legte er seinen Arm um ihre Lehne und seitdem konnte sie sich nicht mehr entspannt in ihrem Sessel zurücklehnen. Die ganz Atmosphäre war komisch und unangenehm. Erleichterung überfiel sie, als der Film endlich vorbei war.
Sie wurde sich langsam bewusst, dass Lion und sie längst nicht mehr die selben waren, wie in den Herbstferien. Es lagen wirklich Welten zwischen ihnen.
Auf dem Weg nach Hause war sie still, doch ihrem nun fremden Freund schien dies nicht aufzufallen. Er redete sie ganze Zeit, aber Elaine bekam davon nicht einmal die Hälfte mit.
Sie zählte nur die Meter nach Hause. Irgendwann konnte sie dann nach einer gefühlten Ewigkeit ihre Haustür sehen und sie wollte fast aus dem noch fahrenden Auto springen. Glücklicherweise hatte ihre Vernuft sich bisher noch nicht von ihr verabschiedet und so wartete sie, bis das Auto hielt.
Doch bevor sie aussteigen konnte, hielt Lion sie auf. Er verschloss die Tür und zwang sie somit im Wagen sitzen zu bleiben. "Ich bin froh, dass du diesen schönen Tag mit mir verbracht hast. Wenn ich ehrlich bin war ich mit nie wirklich sicher, ob du wirklich das selbe fühlen kannst wie ich, aber mit deiner Einladung hast du mich wirklich sehr glücklich gemacht."
Seine Worte lösten die reine Verwirrung in ihr aus. Wovon sprach er gerade? Langsam beugte er sich näher zu ihr und Elaine erstarrte. Sein Flüstern beantwortete zwar ihre Fragen, aber machten für sie alles noch viel schlimmer. "Dies war wirklich ein wirklich schönes erstes Date und ich finde es umso schöner, dass du doch nicht in diesen komischen Raphael verliebt bist, sondern in mich."
Erschrocken riss sie ihre Augen auf und brauchte einen Moment um diesen Satz zu verarbeiten. Sie hatte doch gar nicht vor, dass dies ihr erstes Date war. Diesen Wunsch hatte sie ganz anders geplant als so. Sie wollte nicht Lion hier sitzen haben. Er war doch ihr bester Freund seit ihrer Kindheit. Dies war vollkommen falsch.
Panik erfüllte sie und sie konnte nicht anders als mit einer kurzen Bewegung am Schaltbrett ihre Tür zu entsperren und so schnell es ging weg zu rennen.
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How I would like to say Goodbye
Fiction générale1 Jahr 356 Tage 8544 Stunden 512640 Minuten 30758400 Sekunden So viel Zeit blieb ihr höchstens noch. 30758400 Sekunden für genau 99 Wünsche, dass sollte doch eigentlich nicht allzu schwer sein. Sie brauchte nur Hilfe, doch wer half einem sterbende...