Am ersten richtigen Ferientag sollte ihre Reise beginnen. Ihr Vater war den ganzen Morgen schon tierisch aufgeregt. Ständig fragte er seine beiden Töchter, ob diese auch auf keinen Fall irgendetwas vergessen hätten. Nicht nur Elaine fand dieses Verhalten viel zu übertrieben. Vor allem da ihr Vater sich vollkommen ruhig vor ihrer Australien Reise verhalten hatte, empfanden die beiden Engel Schwestern seine Sorge unbegründet.
Natürlich machte es für ihn einen Unterschied, dass nun beide Töchter auf die Reise gingen und nicht nur eine, aber der Unterschied zwischen einer sechsstündigen Autofahrt zu einer vierundzwanzigen Flugreise war enorm größer, als die Tatsache, dass zwei Mädchen die Reise durchführten. Dennoch konnten sie ihren Vater einfach nicht beruhigen. Er blieb aufgeregt und so mussten sie es einfach hinnehmen, dass er sie auch noch im Auto fragte, ob sie sich denn wirklich sicher seien, dass sie alles mitgenommen hatten.
Elaine nickte und lächelte ihren alten Herren beruhigend an. Doch ihre jüngere Schwester platzte scheinbar schlussendlich doch der Kragen und so bermerkte sie in einem ziemlich genervten Ton, dass, selbst wenn sie etwas vergessen hätten, ihnen das wohl ganz bestimmt jetzt noch einfallen würde, sondern erst in Paris und dass es einfach dazu gehörte zum Beispiel die Zahnbürste zu vergessen.
Das Problem war dadurch leider nicht gelöst, sondern noch verschlimmert worden. Denn direkt wie als Antwort auf ihren Satz, fragte er sie, ob sie ihre Zahnbürste denn eingepackt hatte.
Nun konnte auch Elaine einen Seufzer nicht unterdrücken. Also versuchte sie ihren Vater zu beruhigen. Sie schnallte sich noch einmal ab, stieg aus dem Auto und umarmte ihren Vater ganz fest. "Wir packen das schon. So schnell wirst du mich noch nicht los und Mia wird dir wohl noch ziemlich lange an der Wange kleben."
Diese Worte schienen ihn wenigstens ein kleines bisschen zur Ruhe zu stellen. Zumindest war es für ihn nun möglich seine beiden Töchter beim Wegfahren zu zu sehen. Bis sie um die nächste Ecke gefahren waren, winkte er ihnen hinterher, möglicherweise auch noch ein bisschen länger.
Doch schlussendlich holte ihn seine Schwester Dora wieder in das Haus zurück und versuchte weiter ihn zu beruhigen.
Seine beiden kleinen Engel bekamen von seinr kleinen Panikattacke nichts mehr mit. Elaine fuhr direkt mit Mia zu dem Haus der Familie Seitz. Auch dort schien Fabian nur schwer von seinen Eltern loszukommen, aber Elaine hatte auch nichts anderes von Rosa erwartet.
Ein Funken der Enttäuschung fuhr durch ihren Körper, als sie Raphael nirgend entdecken konnte. Sie wusste, dass er die Tatsache verstanden hatte, dass diese Reise eine Schwesternreise war, doch auch wusste sie, dass er es nicht verstanden hatte, warum sein Bruder dann mitfuhr. Wirklich erklären konnte sie ihm dies aber auch nicht, weil sie selbst keine Antwort auf diese Frage hatte. Nur lebte sie schon seit seit fünfzehn Jahren mit Mia in einem Haus und hatte in diesen Jahren gelernt, dass diese kleine Dramakönigin einen ziemlichen Sturrkopf besaß und dass disskutierenhäufig nicht half. Außerdem konnte sie sich denken, dass es für Mia ein eher trauriger Anlass sein musste und dass ihr Fabian darüber hinweg helfen konnte.
Sie selbst konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein müsste zu wissen, dass man seine Schwester verlieren würde und deswegen ihr langjähriger Plan vorgezogen werden musste. Wahrscheinlich kam es Mia vor wie ein erster Abschied, wobei es genau das möglicherweise auch war. Diese Reise war Elaines persönliches Abschiedsgeschenk an ihre Schwester.
Denn tief in ihr erhoffte sie sich, dass Mia sich vielleicht so an etwas wirklich Schönes mit ihr erinnern kann, wenn es dann schlussendlich keine Elaine mehr geben würde. Erinnerungen aufbauen war das Einzige, was Elaine für ihre Familie und auch für ihre Freunde machen konnte. Vielleicht war auch ihre Liste einfach nur eine Art Erinnerungen zu schaffen. Viele ihrer Wünsche beinhalteten andere Personen. Sei es ihre Freunde oder ihre Familie. Natürlich fielen nicht alle unter diese Kategorie. Logischerweise waren manche von ihnen auch ein Teil ihres Abschiedes von ihrem Leben, sodass manche hauptsächlich um sie gingen. Wieder andere zeigten wohl ihren ganz persönlichen Wunsch zu leben auf.
Auch wenn die junge Erwachsenen vielleicht teilweise schon mit ihrer Krankheit und mit ihrem Tod in Einklang gekommen ist, so war sie dennoch irgendwie wütend, dass ausgerechnet sie dieses Schicksal haben musste.
Die Fahrt nach Paris war lang und vor allem durch die Tatsache, dass Elaine noch nie in Europa eine so lange Strecke aleine fahren musste, wurde die Fahrt noch länger. Mia und Fabian hatten es sich auf der Rückbank einigermaßen gemütlich gemacht und so fühlte sie selbst sich noch einsamer auf dem Fahrersitz. In Australien hatte eigentlich so gut wie immer Raphael, Emma oder Niklas neben ihr gesessen. Mit ihren Freunden hatte sie sich immer super unterhalten können, weswegen die Stunden auf der Straße weitaus schneller vergingen als nun.
Der erste Lichtblick hingegen war der Moment, als die beiden Mächen den Eifelturm zum ersten Mal erblickten. Eigentlich wollten sie direkt nach der Ankunft in ihrem Hostel einchecken, doch dieses Vorhaben wurde sofort vergessen.
Das Einzige, was nun zählte, war Paris. Somit bekam Fabian die Aufgabe erst einmal tausend und abertausende Fotos von den beidenn Schwestern vor dem gigantischen Turm zu schießen. Natürlich musste schlussendlich auch Elaine nicht nur ein Foto von dem jungen Liebespaar machen, doch auf einmal war es ihr fast egal, dass Mia ihre Reisepläne über den Haufen geworfen hatte.
Ihr Plan war es ein Schwesternfoto vor dem Eifelturm zu besitzen, gemeinsam einen Kaffee und ein Croissants in einem pariser Café zu sich zu nehmen und durch die Geschäfte auf der Champ Elysee zu schlendern. Diesen Plan würden sie auch mit Fabian als ungeplanten Reisebegleiter durchführen können. So viel stand für Elaine fest. Diese Reise würde unvergesslich werden, vor allem für Mia, denn sie würde sie für Mia dazu machen.
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How I would like to say Goodbye
Tiểu Thuyết Chung1 Jahr 356 Tage 8544 Stunden 512640 Minuten 30758400 Sekunden So viel Zeit blieb ihr höchstens noch. 30758400 Sekunden für genau 99 Wünsche, dass sollte doch eigentlich nicht allzu schwer sein. Sie brauchte nur Hilfe, doch wer half einem sterbende...
