SECHZEHN oder wie Elaine gezwungen wurde sich zum Tanzkurs einzuschreiben

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Man hörte häufiger von diesen Menschen, die morgens aufwachten und direkt mit der besten Laune die Bettdecke zurückschlugen. Diese Menschen konnten danach aufstehen und sich fertig machen. Sie brauchten teilweise nicht einmal einen Wecker. Doch dann gab es noch die andere Sorte von Mensch. Elaine war überzeugt davon, dass es von der zweiten Sorte ganz bestimmt mehr Menschen auf der Welt geben musste, als es von der ersten Sorte gab.
Denn wer kam schon ohne Wecker aus dem Bett? Die zweite Sorte brauchte einen Wecker, vielleicht auch mal zwei oder drei. Diese Menschen versuchten möglichst lange noch im Bett liegen bleiben zu können.
Bisher hatte Elaine auch immer zu der zweiten Sorte der Menschen. Selten kam es vor, dass ein Wecker ausreichte sie vollständig wach zu kriegen. Schon mehrere Male ist es vorgekommen, dass sie ihren Wecker überhört hatte. Einmal wurde ihr Wecker von ihr sogar gegen die Wand geschleudert.
Aber heute war dem nicht so. Als ihr Wecker heute klingelte, war sie direkt wach. Genüsslich steckte sie sich und schmiss ihre Decke von sich.
Danach stand sie auf und hüpfte zum Bad. Nur leider war die Tür zum Badezimmer abgeschlossen. Frustriert klopfte sie gegen die Tür und bekam direkt von ihrer Schwester eine Antwort. Diese schien noch zu duschen und deswegen würde sie wohl noch ein bisschen länger warten müssen bevor sie in das Badezimmer konnte. Also entschied sie sich dazu erstmal nach unten in die Küche zu gehen. Sie fühlte sich ein bisschen so, als wäre noch Sonntag und nicht Montag. Allein die Erinnerung daran, dass das Wochenende nun um war und eine neue Schulwoche begonnen hatte.
Doch in der Küche wurde diese Erinnerung von ihr verdrängt. Dort warteten ausnahmsweise nicht nur ihr Vater und ihre Tante, es saßen nun vier Menschen in der Küche am Tisch. Liana und Josh wollten noch die ganze Woche hier bleiben und deswegen hatten sie erstmal das alte Zimmer von Josh mal wieder bezogen. Seit seinem Auszug vor zwei Jahren wurde sein Zimmer von Dora zwar als ihr kleines Arbeitszimmer umgebaut, aber das Bett stand immer noch an derselben Stelle wie vor seinem Auszug.
Auf jeden Fall gab ihr der Anblick von ihrer fast kompletten Familie, also alle Mitglieder außer ihrer jüngeren Schwester, ein Gefühl von Vollständigkeit. Denn auch wenn sie es nicht gerne zugab, hatte sie Josh eindeutig vermisst. Sie hatte es vermisst mit ihm abends auf dem Sofa zu sitzen und Filme zu schauen. Im Großen und Ganzen hatte sie einfach nur ihn vermisst. Es war nun einmal nicht mehr dasselbe ohne ihn. Früher hieß es immer die Engelgeschwister gegen den Rest der Welt. Nun waren nur noch Mia und Elaine gegen alle und selbst diese Verbindung war nicht einmal halb so stark wie vor Josh's Auszug.
Nachdem sie gefrühstückt hatte, kam auch Mia dann irgendwann die Treppenstufen runtergeschlurft. Schnell stand Elaine auf und beanspruchte das Badezimmer für sich.
Nach zwanzig Minuten saßen sie alle beide im Auto von Josh und ließen sich von ihrem älteren Bruder zur Schule kutschieren.
Eigentlich war es also ein fast normaler Montag. Zumindest war es einer, solange bis sie, noch bevor sie aus dem Auto aussteigen konnte, von Raphael überfallen wurde. Dieser zog sie direkt ins Schulgebäude und ließ ihr keinerlei Möglichkeiten sich weder von Josh zu verabschieden noch etwas anderes zu tun. Doch er blieb auch auf ihr Drängen ganz beharrlich bei seinem Vorhaben. Nur war es so, dass Elaine nicht den leisesten Schimmer hatte, was seine Mission war.
Dies änderte sich aber, als sie das schwarze Brett sah. Während sie immer näher an das Brett ran kamen, wurde eine Liste erkennbar. Scheinbar gab es mal wieder eine neue Aktion, bei der man sich einschreiben konnte und wenn sie richtig lag in ihrer Vermutung, dann wollte Raphael wohl, dass sie sich bei dieser Aktion einschrieb. Er hatte beim Laufen auch schon einen Stift aus seiner Tasche geholt und diesen hielt er ihr jetzt vor die Nase.
Danach zeigte er mit dem Finger auf eine Zeile. "Bitte da einmal unterschreiben."
Verwirrt tat sie wie befohlen und unterschrieb in dem Kästchen. Dann schaute sie wieder zu Raphael, der nun glücklich grinste. " Und zu was habe ich mich jetzt eingetragen?"
Doch er antwortete ihr nicht und grinste einfach weitet. Bevor sie noch einen Blick auf das Blatt werfen konnte, schob Raphael sie auch schon wieder weiter. Dieses Mal machte der Weg, den er einschlug, wenigstens Sinn. Immerhin liefen sie gerade eindeutig zu den Wissenschaftsräumen und damit zu ihren ersten Fächern. Denn sie hatte jetzt Biologie und er Chemie.
Woher sie wusste, was er am Montag in den ersten beiden Stunden hatte, wusste sie nicht, aber wirklich interessieren tat es sie auch nicht. Jetzt musste sie sich erstmal auf ihren Leistungskurs konzentrieren.
Wie immer durften sie sich einfach irgendwo hinsetzen und sie entschied sich dazu sich neben Emma zu setzen. Diese lächelte sie direkt an und nahm ihre Tasche von dem Stuhl neben ihr.
"Ich habe dir den Platz freigehalten." sie grinste Elaine an und Elaine konnte nicht anders als zurück zu lächeln.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie seit der Party eine neue gute Freundin gefunden hatte.
"Hast du dich auch schon zum Tanzunterricht eingetragen?"
Sie schüttelte leicht den Kopf, doch dann fiel ihr die Liste wieder ein und sie zuckte mit den Schultern.
Emma fing an zu lachen. Dabei zog sie ihre Nase immer wieder hoch und grunzte leicht. Irgendwie war ihr Lachen süß.
Dann verebbte ihr Lachen. "Wie? Du weißt nicht, ob du dich eingetragen hast, oder nicht?"
Schnell erzählte sie ihr von ihrem Morgen und brachte sie damit wieder zum Lachen. "Ich mag dich, weißt du das? Und um meine Frage zu beantworten. Ja, du oder eher Raphael hat dich zum Tanzkurs eingetragen."
Nun wusste sie immerhin, wofür sie sich eingetragen hatte. Ob sie damit wirklich zufrieden war, wusste sie noch nicht, aber sie entschied sich dafür, dass sie den Kurs auf jeden Fall mal ausprobieren wollte. Sie konnte sich immerhin auch dann noch dagegen entscheiden.
Also würde sie wohl jetzt Tanzen lernen oder es zumindest probieren. Ihr Montagmorgen war auf keinen Fall gewöhnlich gewesen.


Und schon bin ich wieder zurück und der Alltag steht wieder vor der Tür. Ich freue mich darüber, dieses Kapitel veröffentlichen zu können. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht es zu schreiben. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich weiß, was noch so passieren wird.

Aber was denkt ihr könnte noch passieren?

Welches Genre mögt ihr am liebsten?

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

~Liv

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt