How I would like to say Goodbye

ZWEIUNDFÜNFZIG oder wie Elaine und Mia die Küche in ein Chaos stürzten

Nun waren auch für Mia und alle anderen Schüler des Gymnasiums Schulferien. Dies wurde vor allem dadurch deutlich, dass Elaine auf einmal morgens nicht mehr die Einzige im Haus war. Dora hatte sich auch Ferien genommen und Mia hatte gefühlt jeden Tag andere Freunde zum Übernachten da. Aber anders als in den Jahren davor freute sich Elaine über das gefüllte Haus. Genauso sollten die Ferien sein.
Doch wirklich erholsam wurde es für die Familie Engel nicht unbedingt. Denn nun stand die Hochzeit von Joshua und Liana kurz bevor und der Endspurt war ziemlich anstrengend. Am Mittwoch würde es soweit sein. Ihre Großmutter tat alles, um die leicht chaotische Familie so zu koordinieren, dass auch ja alles perfekt werden würde. Diese Aufgabe hörte sich leichter an, als sie wirklich war.
Das Schwierigste war wohl die nerven der Braut zu beruhigen. Normalerweise kannte man Liana als die quirlige junge Frau, welche jedermann mit ihren wunderschönen roten Locken auf ihre Seite zog und verzauberte. Aber jetzt war sie das reinste Nervenbündel. Deswegen hatte Elaines Oma sie gestern mit Elaine und ihrer Trauzeugin in ein Spa geschickt, damit sie sich auch wirklich mal runter kommen konnte, doch dies hat zwar für den Tag geholfen, doch heute am letzten Tag vor dem großen Tag war von dem Erfolg des vorherigen Tages nichts mehr zu sehen. Aber zumindest war alles soweit vorbereitet, sodass sich Joshua und Liana schon morgens vom Rest der Familie abgeseilt hatten.
Sie würden ihren letzten Tag als Verlobte zusammen verbringen. Josh hatte gesagt, dass sie sich noch einmal Erinnerungen schaffen wollten, doch was das bedeuten sollte, wusste keiner aus der Familie.
Elaines Vater war auch schon früh morgens zur Arbeit aufgebrochen, sodass die Frauen das Haus ganz für sich alleine hatten. Es war Zeit auch für Elaine eine Erinnerung zu schaffen. Die Kamera lag auf der Küchentheke, während Dora und sie alle möglichen Zutaten für ihre Backaktion in der Küche verteilten. Dies würde ihr Geschenk an das Brautpaar werden. Die drei Engel Frauen würden die Hochzeitstorte backen.
Zu ihrem Glück war Tante Dora nicht die Unerfahrenste in diesem Thema. Im Internet hatte sie schon fünf verschiedene Tortenfüllungen und einem Tortenrezept gesucht. Das Rezept hatte sie schon häufiger verwendet und war ziemlich zufrieden damit. Für die Deko lag Fondant und Marzipan bereit.
Zuerst wurde der Teig vorbereitet. Fünf Stöcke sollte die Torte haben hatten die beiden Bäckerinnen entschieden. Mia war noch am begabtesten, was das künstlerische anging und würde erst dafür dazu stoßen. Im Moment schlief sie nämlich noch und diesen Zustand von einem halbe Koma würde sie wohl auch erst in ein paar Stunden verlassen.
"Wir fangen mit dem Teig an und machen dann die Füllungen, während die Formen im Backofen sind. Elaine, mein Schatz reichst du mir mal das Rezept und holst danach die Eier aus dem Kühlschrank." begann Dora sofort ihre Nichte rumzukommandieren.
Elaine war dies schon gewohnt, in der Küche war ihre Tante nun einmal stets der Chef und auf ihre Anweisungen wurde gehört. So war dies schon immer und Elaine wusste auch nicht, ob sich dies jemals noch ändern würde.
So huschte sie durch die Küche und befolgte jeden Wink. All das tat sie, bis auch der letzte Teig in seiner Form war und diese in den Ofen geschoben wurden. Nun war Elaine an der Reihe. Schon seitdem sie ein kleines Kind war, hatte sie Erfahrungen im Nachtischvorbereiten und da Dora zwar was Kuchen anging unschlagbar war, so machte sie dennoch pro Monat höchstens eine Torte. Diese war dann meistens auch noch eine Obsttorte und hatte somit nichts mit der Art von Torte, die sie heute vorbereiten würden, gemein. Also stellte Dora sich ausnahmsweise freiwillig in den Hintergrund und machte es sich zu Aufgabe Elaine zu assestieren.
So schlug sie Sahne und zerhackte Schokolade in kleine Stücke, denn jeder wusste wie gerne Josh Schokoladentorte liebte. Somit war auch diese Liebe mehrfach in den Füllungen wiederzufinden. Die unterste Torte würde eine Stracciatiatelle-Erdbeer-Buttercremetorte werden. Darüber folgte eine Mousse au Chocolate Torte und eine Schwarzwälder Kirsch Sahne Füllung folgen. Als vorletzte Torte würde eine Himbeer-Sahne Torte herhalten und ganz oben würde die Marzipan-Vanillecreme Torte tronen. Bei dieser Zusammenstellung würde hoffentlich jeder etwas finden, was er persönlich am liebsten mag. Die Buttercreme wollten die beiden Bäckerinnen selbst zubereiten, weil sie persönlich die gekaufte Mischung nicht sehr mochten. Sie war ihnen einfach viel zu süß und dann noch in der Verbindung mit den anderen Zutaten der Füllung würde sie sowas von zu süß sein.
Sie würden alles dafür machen, dass niemand sich beschweren kann. Passend zur dritten Füllung tapste Mia zu ihrer Schwester und natürlich naschte sie direkt erst einmal etwas. Während die Füllungen im Kühlschrank schön kalt wurden, räumten die Drei schon einmal die Küche etwas auf.
Plöztlich wurde sie von Dora von hinten angeremelt. Dabei rutschte ihr der Beutel Mehl aus den Fingern und bei dem Versuch ihn noch aufzufangen, fiel ein Teil des Mehles raus und landete auf dem Kopf von Mia.
Nun hatte ihre Schwester einen vollkommen weißen Haaransatz und Elaine musste sich wirklich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Schnell hielt sie sich ihre Hand vor den Mund und versuchte hinter dieser ihr Grinsen zu verstecken. Dennoch entkam ihr ein kleines Glucksen und das Gesicht von ihrer Schwester verfinsterte sich zunehmend. Als Dora ihr Kunstwerk sah, gackerte diese sofort laut los und somit war Mias Wut entfacht.
"Elaine, weißt du eigentlich wie scheiße du bist?! Ich habe mir gerade die Haare gewaschen und mir eine Haarkur reingemacht. Immer musst du alles kaputt machen, na warte." ihre Finger griffen, während sie redete, nach einem Ei, welches sich zufällig direkt neben ihr auf dem Tisch befand.
Elaine ahnte böses und machte vorsichtshalber schon einmal ein paar Schritte rückwärts. Beruhigend hob sie ihre Hände, doch ihre Schwester war nicht von ihrem Vorhaben abzubringen.
Mit einem wiederlichen Geräusch zerbrach das Ei auf Elaines Kopf und ein Schaudern fuhr über ihren Rücken, als sie spürte, wie das Eiweiß über ihre Haare nach unten floss.
Für sie bedeutete das Krieg. Schnell tastete sie nach etwas neben ihr und bekam eine noch halbvolle Packung Sahne in die Finger. Diesen Rest schüttete sie ihrer Schwester ins Gesicht. Leider war sie noch nie die beste im Zielen gewesen und verfehlte Mia deswegen teilweise. Dafür klatschte dieser Teil auf Doras Kleidung.
Wieder flog Mehl durch die Gegend und lachend beschmissen sich die Drei mit dem Rest der Zutaten.
Schlussendlich war nichts mehr übrig und das vorher weggeräumte war überall im Raum verteilt. Es sah genau so aus, als wäre bei ihnen eine Kuchenbombe in der Küche explodiert. Elaine, Mia und Dora sahen nicht besser aus. Jeder von ihnen hatte ein Gesicht voller Mehl und die Eierschalen klebten noch in den Haaren.
Also entschieden sie sich, bevor sie mit der Hochzeitstorte weitermachen konnten, erst einmal das Chaos verschwinden zu lassen. Danach duschten sie sich und erst daraufhin bestrichen sie die Böden mit den unterschiedlichen Cremes.
Zum Schluss wurden die Schichten mit Fondant umhüllt und dann begann die feinere Arbeit. Mit Pinseln und Lebensmittelfarbe bemalten sie den weißen Fondant, während Dora nach einem Bild aus dem Internet aus Marzipan eine Kamera und Rosen formte. Mit dem letzten Rest wurden noch ein paar Pinsel und ein Bilderrahmen geformt. Vorsichtig wurden die kleinen Kunstwerke auf den fünf Stöcken der Torte plaziert und dann waren sie endlich fertig.
Nach acht Stunden Arbeit war die Hochzeitstorte fertig und somit konnte die Hochzeit nun wirklich kommen.