Auch die nächsten Tage genossen sie noch. Jeden Tag hatten sie etwas geplant, doch dabei ging es nicht wirklich darum die Umgebung kennen zu lernen, sondern einfach unauffällig mehrere Wünsche schon einmal abzuhacken.
An einem der Tage schaffte Elaine ihre Freunde dazu zu überreden mit ihr einen Surfkurs am Strand der Stadt zu machen. Dabei stellte sich herraus, dass sowohl Niklas als auch Elaine einfach kein Gleichgewichtssinn besaßen und deswegen wohl auch so vollkommen ungeeignet zum Surfen waren. Eigentlich schaffte auch Emma es eher schlecht als Recht auf dem Brett stehen zu bleiben, doch immerhin stand sie meist länger als fünf Sekunden.
Doch, obwohl Elaine jedes Mal eigentlich nach dieser kurzen Zeit wieder vom Brett springen musste, gab sie dennoch nicht auf und versuchte es noch ein weiteres Mal. Schlussendlich war sie neben Raphael die Andere, welche nach einer Stunde in den Wellen noch im Ozean übte. Niklas hatte schon nach den siebten Mal Runterfallen aufgegeben und sein Brett abgegeben. Danach hatte er sich erst an den Strand gelegt, die Sonne genossen und sich dann über seine Freunde lustig gemacht. Zwischendurch, wenn es ihm in der prallen Sonne irgendwann zu heiß wurde, gesellte er sich aber wieder zu ihnen in das kalte Nass. Irgendwann begleitete ihn dabei dann seine ihn liebende Freundin wieder an den Strand zurück und diese gab dort dann auch ihr Brett zurück.
So verbrachten die vier noch ein paar weitere Stunden an dem Strand. Natürlich unterbrachen auch Raphael und Elaine ihre Tätigkeit immer mal wieder um die Zeit mit ihren Freunden zu genießen.
Abends spürte Elaine ihren Körper kaum noch, doch dies störte sie eigentlich nicht wirklich. Das einzige Probleme, welches sie hatte, war der Gedanke an den Muskelkater, welcher am morgigen Tag, dem letzten in Australien, wohl ihr Begleiter sein würde. Erleichtert ließ sie sich zum Essen am Terrassentisch der Strandbar nieder. Es gab zwar nichts Bedonderes, eigentlich nur mal wieder Fish and Chips, aber hauptsache sie alle bekamen etwas in ihre Mägen. Hinter ihnen sank die Sonne immer tiefer und schwebte bald schon in der Nähe des Horizontes. Kurz bevor dies dann noch geschehen konnte, griff Emma nach der Hand ihres Freundes und ihrer besten Freundin und zog diese beiden mit sich.
Kurz vorm Meer blieb sie stehen und drückte Niklas Elaines Kamera in die Hand. Dann positionierten sich die beiden Mädchen schön vor dem Meer. Der Auslöser wurde gedrückt und damit der Moment festgehalten. Lachend liefen sie zu ihm zurück und schauten sich das Foto an. Es sah echt wunderschön aus. Noch nie hatte Elaine so einen Sonnenuntergang miterlebt und nun war dieser für immer festgehalten.
Gemeinsam ließ sich die kleine Gruppe im Sand nieder und beobachtete wie die Sonne hinter dem Wasser verschwand. Erst als der Nachthimmel über ihnen leuchtete, machten sie sich zu ihrem Hostel auf, wo sie alle ganz schnell in einen tiefen Schlaf fielen.
Den nächsten Tag und damit den Letzten durften die Jungs planen, da die Mädchen schließlich den ersten Tag in der Stadt geplant hatten. Der Plan der Beiden war es etwas Spezielles zu machen, weswegen sie auch nicht den zweiten Tag als ihren Tag haben wollten, denn ihr Plan brauchte eine etwas langfristigere Planung.
Während die Mädchen sich im Vorhinein nach Museen und Sehenswürdigkeiten erkundet hatten, hatten sich die Jungs genau für eine Sache interessiert. Den Piloten sowie den Platz und Einweiser hatten sie an diesem Tag dann auch gefunden. Gleich nach dem Frühstück machten sie sich wieder auf den Weg. Dieser führte sie etwas auswärts von Perth auf einen Flugplatz. Ihr Trainer und dessen Helfer erwarteten die Jugendlichen schon.
Da die Jungs ihnen im Vorhinein nichts erzählen wollten, waren die Mädchen dementsprechend überrascht, als der Trainer sie zum Fallschirmspringen begrüßte. Ein Lachen entwich Elaine, als sie dies hörte. Aus den Gesprächen mit Raphael hatte sie schon erfahren, dass er diesen Punkt ihrer Liste sehr mochte, doch sie hatte dennoch alles außer das hier im Vorhinein erwartet.
"Die Überraschung ist uns wohl gelungen." kommentierte Niklas ihr Gelächter und griff nach der Hand seiner Freundin, welche langsam immer blasser wurde. Leider hatte Emma nämlich ein bisschen Höhenangst und Elaine konnte sich vorstellen, dass sie sich gerade bei der Vorstellung halb in die Hose machte.
Dann straffte Emma plötzlich ihre Schultern und schlug die Hand von Niklas weg. Scheinbar wollte sie ihre Schwäche nicht so offen zu Schau stellen. Nachdem ihnen schließlich alles genau erklärt wurde, war es Zeit in das Flugzeug zu steigen.
Nun bekam auch Elaine langsam weiche Knie, denn auch wenn sie keine wirklich Höhenangst besaß, hatte sie, sagen wir mal Respekt vor ihr.
So höher sie stiegen, desto mehr Angst kam in ihr hoch. Heimlich griff sie nach der Hand ihrer Leidensgefährtin und gemeinsam erdrückten sie ihre Finger. Zwar half es nicht wirklich viel, doch es half zumindest ein bisschen.
Raphael sprang als Erster. Elaine traute sich gar nicht hinzusehen und kniff ihre Augen zusammen. Als Nächste war sie dran. Zwar wusste sie aus der Einweisung, dass sie eigentlich nichts machen musste, außer ihrem Begleiter zu vertrauen. Dennoch schloss sie beim Absprung ihre Augen und ließ sie solange geschlossen, bis sie spürte, dass der Fallschirm geöffnet war. Erst dann öffnete sie vorsichtig ihre Augen und das, was sie sah, nahm ihr den Atem. Die Aussicht war einfach nur atemberaubend. Noch nie hatte sie die Welt aus dieser Perspektive gesehen, zumindest so gut. Ganz gemächlich schwebten sie immer weiter nach unten. Ihr Helfer steuerte alles und sie konnte sich vollständig auf die Aussicht konzentrieren.
Langsam befreite sie sich aus der Ausrüstung und stürmte erst danach in Raphaels Arme. Dieser nahm sie hoch und drehte sie im Kreis. "Das war einfach nur fantastisch. Niemals hätte ich mir das vorstellen können. Diese Aussicht und dieses Gefühl zu schweben, einfach nur toll."
Vorstichtig setzte er sie wieder ab und etwas peinlich berührt ließ sie ihn wieder los. Hinter ihr waren gerade auch Niklas und Emma gelandet, welche sich erst einmal auf den Boden legte und das Gras küsste. Kichernd beobachtete Elaine sie dabei, wie sie ihre geliebte Erde begrüßte.
Nach dieser Erlebnis mussten die Vier wieder zurück zum Hostel und ihre Koffer packen, da ihr Flug schon am Abend begann. So fuhren sie den Mietwagen zu einer Abgabestelle und machten sich dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln um sieben zum Flughafen auf.
Ihr Flug zurück nach Hannover ging um halb zehn. Pünktlich konnten sie sich auf ihren Sitzen nieder lassen. Ihr Flug würde insgesamt 25 Stunden dauern. Doch nach ein paar Stunden würden sie in Singapur einen Stop einlegen. Dies gefiel Elaine eigentlich ziemlich gut, denn somit würde sie zwar in Asien einmal sein, musste aber keine Reise dorthin planen. Dies hatte sie mit Raphael abgesprochen, dass sie nur einmal asiatisches Essen in Asien essen wollte und dies reichen würde ihren Wunsch zu erfüllen. Somit nahmen sie mitten in der Nacht ein Essen in einem der Restaurants des Flughafens. Erst danach nahm Elaine ihre Liste heraus und hakte die Punkte, welche sich während der letzten Zeit erfüllt hatten, ab.
Nach vielen weiteren Stunden und einem weiteren Stop in Wien kam endlich der Hannover Flughafen in Sicht.
Erleichterung überkam die vier Jugendlichen und alle Anspannung fiel von Elaine ab, als sie ihre Familie in der Flughafenhalle wieder in die Arme schließen konnte. Auch wenn die Reise einfach nur wundervoll war und sie noch nie soviel in so kurzer Zeit erlebt hatte, war sie dennoch mehr als nur erleichtert endlich wieder Zuhause zu sein. Völlig erschöpft schlief sie schon auf dem Rückweg im Auto ein. Dabei träumte sie davon, wie sie als Studentin nochmals nach Australien reiste und auch dieses Mal war Raphael ihr Begleiter. Es war ein schöner und gleichzeitig trauriger Traum, da sie wusste, dass dies auf jeden Fall immer nur ein Traum bleiben würde.
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How I would like to say Goodbye
General Fiction1 Jahr 356 Tage 8544 Stunden 512640 Minuten 30758400 Sekunden So viel Zeit blieb ihr höchstens noch. 30758400 Sekunden für genau 99 Wünsche, dass sollte doch eigentlich nicht allzu schwer sein. Sie brauchte nur Hilfe, doch wer half einem sterbende...
