Wie es auf einer Feier von Jugendlichen zu ging, wusste sie bisher nur von ihren Büchern oder von den Erzählungen von ihren Mitschülern. Noch nie war sie auf einer Party gewesen und eigentlich war dieser Wunsch, als sie ihn auf die Liste geschrieben hatte, eher eine Schnapsidee. Vor allem rückblickend gesehen wunderte sie sich wirklich, wie sie auf die Idee gekommen war, dass eine Party etwas für sie wäre. Immerhin kam sie auch vorher gut klar, auch wenn sie damals auch nicht auf Partys gegangen war.
Nur weil sie bald starb, hieß das doch noch lange nicht, dass sie nun auf eine Party gehen musste. Zu dieser Entscheidung kam sie, als das Auto von Raphael dem Haus, an dem die Party statt finden sollte, immer näher kam. Ihr Bauch rumorrte immer wieder und sie bekam langsam das Gefühl, dass sie jeden Moment kotzen musste. "Bitte lass uns einfach wieder umkehren, das mit der Party war nur eine dumme Idee von mir. Bitte! Ich will da nicht hin. Ich will einfach nur nach Hause in mein Bett und Grey's Anatomy schauen. Außerdem sehe ich doch total komisch aus in diesem Kleid. Ich will doch nicht da hin. Das ist eine komplett bescheuerte Idee!"
"Erstens, du hast den Wunsch auf die Liste geschrieben, also war es dir in dem Moment wichtig. Zweitens, du wirst heute ganz bestimmt nicht diese Serie, wie die auch immer heißt, schauen und drittens steht dir das Kleid verdammt gut."sprach er sanft und lächelte sie zuckersüß an.
Doch sie schüttelte nur ihren Kopf und glaubte es ihm einfach nicht. Noch immer wollte sie einfach nur nach Hause in ihr kuscheliges, weiches und so heiß geliebtes Bett.
Sie traute sich gar nicht mehr aus dem Fenster zu schauen, denn sie befürchtete, dass sie noch früher bei der Feier ankamen, wenn sie dies tat. Doch leider auch dies vielleicht fünf Sekunden länger, denn kurz darauf kamen sie auch schon an und sie konnte nur so tun, als hätte sie es bisher noch nicht bemerkt. Aber zu ihrem Pech blieb Raphael unerbittlich und zog sie, nachdem er ausgestiegen war und ihr die Tür geöffnet hatte, einfach aus dem Auto. Wieder hörte er nicht auf ihre Proteste und so trat sie dann auch schon durch die Haustür.
Innen war es schon ziemlich warm und die Luft war schlecht. Die Musik war laut und der Bass dröhnte durch ihren Körper. Raphael schien dies nicht zu stören. Er lief nämlich direkt weiter und irgnorierte die Menschen um ihn herum einfach. Selbst Begrüßungen erwiederte er nur kurz und angebunden. Seine Augen blieben stets nach vorne gerichtet. Wohin er sie brachte wusste sie nicht.
Doch dann sah sie die Flaschen und die Küchengeräte. Scheinbar wurde auf dieser Feier die Küche als Bar missbraucht und Raphael steuerte direkt auf diese improvisierte Bar zu. Ohne mitzubekommen wie das passiert war, hielt sie auf einmal einen Plastikbecher mit einer Flüssigkeit in der Hand und auch Raphael befüllte seinen Becher mit Eistee und einer klaren Flüssigkeit. Sie musste gar nicht an ihrem Getränk schnuppern um zu wissen, dass die klare Flüssigkeit, die er auch bei ihr reingeschüttet hatte, wohl Alkohol gewesen war.
Vorsichtig nippte sie an ihrem Getränk und das Erste, was sie schmeckte war, Süße und dann folgte beim Schlucken das Brennen in ihrem Hals. Noch nie hatte sie wirklich Alkohol getrunken manchmal beim Grillen ein Alster, aber noch nie etwas hochprozentiges. Scheinbar hatte Raphael vor heute mehrere erste Male mit ihr auszutesten.
Mit dem Becher in der Hand lief sie in den nächsten Raum und sofort schlug ihr noch mehr Hitze entgegen. Hier hielten sich die meisten Partygäste auf und von hier kam auch die Musik. Auf der einen Seite des wahrscheinlichen Wohnzimmers tanzten die Schüler und auf der anderen Seite hatten sich ein paar auf das Sofa gequetscht. Schnell warf sie einen Blick über ihre Schulter und musste feststellen, dass Raphael nicht mehr hinter ihr war. Suchend blickte sie sich um und fand ihn glücklicherweise kurz darauf wieder. Er lief direkt auf die Jungs und Mädchen auf dem Sofa zu. Schüchtern folgte sie ihm und stellte sich dann neben ihn.
Als er bemerkte, dass sie wieder neben ihm war, schaute er zu ihr runter und lächelte sie an. Immer noch etwas unsicher lächelte sie zurück.
Dann wendete er sich den Leuten auf dem Sofa zu. "Leute, das hier ist Elaine, eine Freundn vo mir. Seid nett zu ihr!"
Bevor er sich wieder entspannte, fixierte er jeden seiner Freunde noch einmal einzeln. Besonders lange lag sein Blick auf einem blonden, frech grinsenden Jungen. Dieser hatte Elaine schon mehrere Male ziemlich auffällig auf ihren Ausschnitt geschaut und auch sonst kam er ihr auf den ersten Blick nicht wirklich sympatisch rüber.
Insgeheim hatte sie sich schon dafür entschieden stets einen Meter Abstand zu diesem Jungen zu halten. Doch der Rest der Gruppe schaute sie freundlich an und das eine Mädchen rückte für sie etwas zur Seite und machte ihr somit etwas Platz zum Sitzen. Dankend lächelte sie sie an und ließ sich neben dem Mädchen sinken. Raphael fand auf der Lehne neben ihr Platz und band sich direkt in das Gespräch der Jungs ein. Das Mädchen neben ihr unterhielt sich mit dem anderen Mädchen der Gruppe. Währenddessen nutzte Elaine die Zeit, um die Jugendlichen genauer anzusehen. Neben dem einen blonden Jungen, den sie schon mehrere Male in der Schule gesehen hatte und auch in ihren Geschichtskurs ging, gab es in der Gruppe noch einen anderen Blonden. Ihn hatte sie noch nie gesehen. Vielleicht ging er auf eine andere Schule, als der Rest.
Das Mädchen neben Elaine kannte sie irgendwoher, aber ihr fiel gerade nicht ein woher und die Andere war nicht ganz unbekannt in der Schule. Sie hieß Leah und vertrat die Gothic-Fraktion an unserer Schule. Damit war sie zwar die Einzige in der ganzen Stadt, aber dafür wurde sie von vielen bewundert.
Dann gab es noch einen Jungen mit Locken und auch den kannte sie vom Sehen. Er war der feste Freund von Leah.
Nun fiel ihr erst auf, wie unterschiedlich jeder einzelne von ihnen war und doch schienen sie sch blendend zu verstehen. Irgendwann standen Leah und ihr Freund auf, weil ihre Becher leer waren. Elaine hatte gerade einmal die Hälfte von ihrem getrunken. Nach und nach verschwanden auch die anderen. Der Blonde, der sie so komisch angeschaut hatte, war als Erster weg gewesen. Scheinbar hatte er ein Mädchen entdeckt und war mit der dann verschwunden. Der zweite Blonde fordete dann kurz darauf das Mädchen neben Elaine zum Tanzen auf und als dann auch noch Raphael kurz sonst wohin verschwand, saß sie plötzlich ganz alleine auf dem Sofa. Eigentlich hatte sie sich den Abend ganz anderes vorgestellt.
Missmutig trank sie ihren Becher aus und entschied dann etwas frische Luft schnappen gehen zu wollen. Ihren Becher in der Hand versuchte sie sich durch die tanzende Menge zu quetschen und die Terassentür zu erreichen.
Leider war dieses Vorhaben scheinbar unmöglich und deswegen entschied sie sich dafür einfach durch die Haustür nach draußen zu gehen. Dies gestaltete sich eindeutig einfacher, weil scheinbar wirklich alle sich entweder in der Küche, in einen der Zimmer oder im Wohnzimmer aufhielten. Die einzigen Ausnahmen waren eine handvoll Pärchen, die sich im Flur gegenseitig auffraßen. Leicht angeekelt trat sie dann schließlich über die Schwelle nach draußen und atmete erst einmal tief ein.
Gerade erst fiel ihr auf, wie schlecht die Luft wirklich im Haus gewesen war. Nachdem sie das Gefühl hatte wieder atmen zu können, ließ sie ihren Blick schweifen und schnell fand sie eine Bank zum Hinsetzen neben der Tür. Erleichtert ließ sie sich auf der Bank fallen und legte ihren Kopf nach hinten. Die kühle Luft tat gut.
"Es ist schon ziemlich heftig so eine Party, nicht wahr?" hörte sie da jemanden neben sich sprechen.
Als sie ihre Augen öffnete, erkannte sie das nette Mädchen, welcher sie bisher noch keinem Namen zuordnen konnte. Sie deutete ihr an sich neben se zu setzten und das Mädchen nahm ihr Angebot an.
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How I would like to say Goodbye
General Fiction1 Jahr 356 Tage 8544 Stunden 512640 Minuten 30758400 Sekunden So viel Zeit blieb ihr höchstens noch. 30758400 Sekunden für genau 99 Wünsche, dass sollte doch eigentlich nicht allzu schwer sein. Sie brauchte nur Hilfe, doch wer half einem sterbende...