FÜNFUNDVIERZIG oder wie Elaine eine Tat bereute

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Jetzt, wo nur noch die mündlichen Prüfungen bevor standen, war der Größteil der Anspannung unter den jungen Erwachsenen wieder abgefallen. Sie genossen ihre Freizeit durch die fehlende Schule sichtlich.
Vor allem da das Wetter im Mai nun wirklich fantastisch war, zumindest zu dem grässlichen Wetter im März und April, trafen die Freunde sich sehr häufig draußen beispielsweise im Freibad oder einfach in einem der Gärten. Seit einer Woche waren sie von dem Lernstress nun gefühlt befreit, auch wenn sie eigentlich immer noch weiter lernten, da sie immerhin auch ziemlich viel für die letzte Prüfung können mussten. Aber wie gesagt war dennoch irgendwie wieder mehr Zeit vorhanden. So kam es auch dazu, dass sie endlich die Zeit fanden, den von allen gewünschten Ausflug zu unternehmen.
Sie hatten ihre Zelte und Taschen dafür schon gepackt und gerade wurden diese von dem männlichen Teil der Truppe in die Autos verstaut. Die Mädchen ganossen es die Jungs bei diesem Unterfangen zu zuschauen, dass dies den Jungs sichtlich missfiel, war diesen aber auch leicht an ihren Gesichtern zu erkennen. Doch man musste sich schließlich nicht unbedingt körperlich betätigen, wenn das Nötige auch so schon erledigt wurde.
Es dauerte nicht lange und die  Sieben waren zur Abfahrt bereit. Sie hatten sich dafür entschieden in zwei Autos zu dem Ziel zu fahren. In dem Einen saßen Emma, Niklas, Raphael und Elaine und in dem Anderen befanden sich Luc, Leah und Valentin.
Somit war die Gruppe für die viertelstündige Autofahrt kurz getrennt. Aber das lustige war, dass beide Gruppen jeweils einen unterschiedlichen Weg zum Birkensee sich suchten. Somit kamen Leah und ihre Jungs fünf Minuten vor den Anderen am See an und hatten damit die Ehre sich ihren Zeltplatz auszusuchen. Möglicherweise hatten sie für diese Ehre auch einfach sich nicht unbeding immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten, aber dies würde wohl ein Geheimnis von Luc bleiben. Denn er war der Fahrer und das Paar auf seiner Rückbank hatte es nicht wirklich viel von dem Weg mitbekommen.
Doch den Platz, den sie sich suchten war nicht wirklich schlecht. Elaine würde ihn wohl sogar als wunderschön bezeichnen. Valentin war da anderer Meinung. Aber bei ihm reichte ein Blick seiner Freundin aus, um seine Proteste verstummen zu lassen. Manchmal merkte man übertrieben stark, dass Leah in der Beziehung der Beiden zu einhundert Prozent wohl die Hosen anhatte. Nur wen sollte dies auch stören? Wahrscheinlich würde dies bei Leah für immer auch bei ihren zukünftigen Beziehungen so werden.
Auch beim Aufbau der Zelten hielten sich die Damen eher im Hintergrund. Zwar halfen sie die Stangen in einander stecken, doch ansonsten blieben sie auf dem Gras und beobachteten lieber die Männer bei der Arbeit.
"Wollt ihr uns nicht wirklich mal helfen?"
"Wisst ihr, hier sitzt es sich ganz gut, aber danke für die Nachfrage." beantwortete Leah die Frage ihres Freundes frech.
Eine halbe Stunde dauerte es die drei Zelte aufzubauen. Nun war es schon nachmittags und die Gruppe fragte sich, was sie nun machen wollten. Doch der Blick auf den See beantwortete ihre unausgesprochene Frage. Laut lachend liefen zumindest die drei Mädchen an den See ins kalte Nass. Ihre Bikinis hatten sie sich morgens anstatt Unterwäsche unter ihre Kleidung gezogen. Doch das Wasser überraschte sie mit seiner unerwarteten Kälte. Eigentlich dachten sie, dass das Wasser nach den letzten warmen Wochen schon wärmer sein müsste. Aber irren war menschlich.
Nachdem sie nach einer dreiviertel Stunde herum albern ihre Haut nicht mehr spürten, entschieden die Jugendlichen dafür, dass es wohl Zet wäre wieder ans Trockene zu gehen. Der Nachmittag verging und langsam begann die Sonne hinter den Bäumen zu versinken. Über dem selbstgebauten Lagerfeuer brieten sie sich ihre mitgebrachten Würstchen und ihr Stockbrot. Dazu wurden sie gleichzeitig von der Wärme der Flammen angenehm warm gehalten. Als es dann immer düsterer um sie herum wurde, holte Luc plötzlich eine Schnapsflasche hervor.
Auch Niklas hatte ein bisschen Alkohol mitgenommen. Bei ihm war es aber nur ein paar Flaschen Bier, welche er genau wie Luc aus dem Auto kramte.
Die Becher wurden gefüllt und  irgendwie begannen sie mit dem beliebten Spiel Wahrheit oder Pflicht. Mit den Stunden leerten sich die Becher und wie von zauberhand wurden sie stets wieder nachgefüllt.
Viele Geheimnisse wurden in dieser Nacht unter den Freunden getauscht und so manch eine fiese oder unangenehme Aufgabe wurde aufgezwungen. Aber vor allem schallte das Lachen der Schüler durch den Wald.
Bevor sie sich versahen zeigten ihre Uhren Mitternacht an und dennoch war niemand von ihnen wirklich müde. Das Feuer und der Alkohol wärmte ihre Körper und das Spiel breitete eine gute Laune unter ihnen aus.
Als Raphael an der Reihe war und er Elaine erwählte, entschied diese sich zum ersten Mal an diesem Abend für Pflicht und gegen Wahrheit. Bisher hatte sie aber häufig Glück gehabt und war einfach von der Flasch nicht erwählt worden. Eine kleine Angst vor der Aufgabe kroch in ihr hoch.
Raphael grinste sie wissend an. "Ich habe eine fantastische Idee für dich. Steh auf und gehe jetzt im See baden."
Dies hörte sich gar nicht so schlecht an, vor allem da der Alkohol ihre Gedanken ein bisschen verschleierte.
Dass dies eine fantastische Idee war, fanden auch Emma und Niklas und erhoben sich mit Elaine. Gemeinsam tippten sie ihre Zehen ins Wasser. Nun, wo die Sonne untergangen war, war das Wasser noch viel kälter als am Nachmittag. Doch Elaine hatte nicht vor zu kneifen. Mit einem lauten Schrei lief sie in das Wasser, solange bis die See ihr bis zur Brust reichte. Hinter ihnen liefen ihre Freunde, unter ihnen auch Raphael und Leah. Nur Valentin und Luc standen noch am Ufer.
Lange hielten sie es dennoch nicht dort drinnen aus und so zog die Wärme des Lagerfeuers die Wasserratten schnell wieder an Land. Nach dem Mitternachtsschwimmen verabschiedeten sich mit der Zeit immer wieder mal der ein oder andere und begab sich zu Bett. Auch Elaine wurde immer müder und so entschied auch sie sich das Feuer zu verlassen. Emma begleitete sie und gemeinsam schliefen sie ein.

Die ersten Sonnenstrahlen weckten das Mädchen am nächsten Morgen wieder auf. Ganz bedacht und vorsichtig kroch sie aus dem Zelt. Dabei passte sie bloß auf, dass sie weder Leah noch Emma aufweckte. Es funktionierte. Keiner von ihnen wachte auf, genauso wenig wie einer der anderen wach war.
Die nassen Badesachen hingen über einer mitgebrachten Leine und begannen zu trocknen.
Der Sonnenaufgang lockte sie wieder an das Ufer. Gemächlich schlenderte sie am Rand des Sees umher. Ihr Weg führte sie hinter einen Felsen. Der Felsen wurde im Morgendlicht von der Sonne erhellt.
Die Wiese hinter dem Felsen war durch mehrere Bäume von dem Rest des freien Geländes rundherum des Sees abgeschnitten.
Genau auf diesem kleinen ruhigen Ort sah sie Raphael vor dem Wasser sitzend auf. Schnell hockte sie sich neben ihn. Das Gras war vom Tau noch ein bisschen feucht, aber dies störte sie nicht.
"Diese Sicht auf den See ist meine Liebste. Wenn noch niemand auf den Beinen ist und der See vom ersten Sonnenlicht des Tages zum Strahlen gebracht wird."
"Es ist wunderschön. Warst du etwa schon öfters hier?"
Als Antwort nickte er und schaute sie immer noch nicht an. Die ganze Zeit blickte er nur auf den See hinaus. Eine angenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
"Willst du schwimmen gehen?" beendete er nach fünf Minuten die Stille.
Überrascht schaute sie ihn an. "Aber unsere Badesachen sind doch noch am Platz."
"Na und, hast du etwa Angst?"
Natürlich hatte sie Angst, doch zugeben wollte sie es irgendwie nicht. Mit einem spitzbübigen Lächeln stand er auf, blickte von oben auf sie herunter und begann sich zu entkleiden.
Erschrocken schloss sie die Augen, als er begann sich die Hose runter zu ziehen. Was machte er dort?
Erst als sie hörte, wie das Wasser sich bewegte, wagte sie ihre Augen vorsichtig wieder zu öffnen. Erleichterung überkam sie, als sie sah, dass das Wasser bis zu seiner Hüfte reichte.
"Das Wasser ist wundervoll, kommst du nun auch herein?"
Energisch schüttelte sie ihren Kopf. Aber irgendwie war sie nun nicht mehr vollkommen sicher. Ihre Sicherheit war teilweise verschwunden.
Er streckte seine Hand nach ihr aus und irgendwie schaffte er es sie zu überzeugen.
"Dann dreh dich wenigstens um." rief sie ihm zu und er schaute sie fragend an.
"Was sollte das bringen?"
"Mach es einfach, sonst komme ich nicht ins Wasser!"
Zwar lachte er über sie, aber dennoch drehte er sich um. Flott ließ sie ihre Kleider zu Boden fallen und rannte in den See. Sobald sie tief genug im Wasser war, ließ sie sich so fallen, dass es ihr bis zum Hals reichte. So schwamm sie zu Raphael. Der drehte sich schließlich wieder zu ihr um und lachte noch mehr, als er sie dort unten sah.
Lächelnd schwamm sie weiter an ihm vorbei. Er folgte ihr ins tiefere Gewässer.
Sie alberten ein bisschen herum und irgendwann hatte Elaine vergessen, wie wenig sie im Moment anhatte. Das Ufer kam wieder näher, als sie zurück schwammen.
Sobald Raphael stehen konnte, zog er sie zu sich und hob sie hoch. Kalt flossen die Wassertropfen an ihrer Haut hinab. Als die kalte Haut sie traf, breitete sich eine Gänsehaut  überall auf ihr aus.
Dann realisierte, was gerade passierte und wehrte sich. Schnell lief sie aus dem Wasser und zog sich ihr Kleid wieder über ihren Kopf. Sie war nicht die Art Mädchen, welche mit einem Jungen Nacktbaden ging. Über sich selbst Kopf schüttelnd ging sie im Eiltempo wieder zu den Zelten zurück.
Davon sollte wirklich niemand erfahren, ansonsten würde sie wohl vor Scham sterben und dies meinte sie wirklich wortwörtlich.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt