NEUNZEHN oder wie Elaine sich mit Wünscherfüllung abzulenken versucht

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Ihr nächster Tag war mal wieder ein Tag im Krankenhaus und deswegen hatte sie schon nach dem Aufstehen vorgesorgt, dass Raphael gar nicht auf die Idee kommen würde, dass sie heute etwas zusammen unternehmen könnten. Außerdem brauchte sie langsam mal wieder einen Tag für sich. Deshalb hatte sie ihm geschrieben, dass sie heute etwas mit Josh und Liana unternahm.
Für sich selbst hatte sie auch schon einen tollen Tag durchgeplant. Erst würde sie zwar ins Krankenhaus müssen, aber danach würde sie sich wohl einfach auf ihr Bett zuhause legen und ihren Lieblingsfilm schauen. Dazu wollte sie sich eine Packung Eis kaufen und diese dann auslöffeln. In Gedanken erinnerte sie sich daran, dass sie die noch kaufen muss, als sie sich zum Krankenhaus aufmachte.
Wie beim letzten Mal saßen in dem Raum auch Cleo und Elisabeth. Sofort wurde sie von Cleo winkend begrüßt und schnell gesellte sie sich zu den beiden. Die beiden unterhielten sich gerade angeregt über eine Serie und Elaine fühlte sich leicht unwohl daneben zu sitzen, da sie die Serie nicht mal vom Namen her kannte.
Doch lange hielt dies nicht an, da es nun so war, dass Cleo sie fragte, was bei ihr so gelaufen war. Lachend wiegelte sie ab und anstatt von dem wirklich interssanten, also von ihrem gestrigen Abend, zu erzählen, erzählte sie von der Schule und erwähnte nur kurz den Tanzkurs.
Resigniert, da nach ihrer Erzählung schließlich nichts interessantes passiert ist, seufzte Cleo auf und erzählte stattdessen den neusten Klatsch und Tratsch. Nur hatte Elaine nun komplett abgeschaltet und versuchte nicht mal mehr zuzuhören. Ihre Gedanken waren mal wieder bei Raphael.
Sie dachte an den gestrigen Abend und vor allem dachte sie an das Gefühl von irer Hand in seiner. Ihr Herz schlug dabei immer noch etwas schneller. Gestern Abend hatte sie ihr Herz so stark in ihrer Brust schlagen gefühlt, weswegen sie Angst hatte, dass er es hören könnte. Natürlich wusste sie, wie unwahrscheinlich es war, dass er ihren Herzschlag hörte, wenn er nur neben ihr saß.
"Was ist denn los, Elle? Du hörst mir schließlich gar nicht zu." Cleo wedelte vor ihrem Gesicht herum und holte sie somit aus ihren Gedanken hervor.
"Ich habe nur an etwas gedacht."
"An etwas oder eher an jemanden? Also ich würde jetzt mal ganz kühn behaupten, dass du an den netten Jungen gedacht hast, der dich letztes Mal abgeholt hat."
Ertappt schaute sie der alten Dame ins Gesicht, diese lachte aber nur auf und tätschelte ihre Hand. "Aber ich kann es dir wahrlich nicht verübeln, der Junge ist aber auch ein kleines Prachtexemplar."
Beschämt schaute sie zur Seite und nuschelte etwas in ihre Hand. "Ich will aber doch gar nicht an ihn denken."
"Dagegen weiß ich das perfekte Gegenmittel. Du und ich verpiseln und gleich, nachdem diese Medikamente endlich in uns drin sind."
Elaine stimmte einfach so erstmal zu. Also fuhren die beiden nach der Untersuchung Richtung Innenstadt. Auf dem Weg dorthin kamen sie an einem kleinen süßen Cagé vorbei. Im Schaufenster hing ein Schlid, auf dem stand, dass eine Mitarbeiterin gesucht ist. Diese Gelegenheit ließ sie sich nicht entgehen. Sofort zog sie ihre Freundin ins Innere und war erstmal von dem Flair überrascht. Es war klein, aber wunderschön eingerichtet. Schnell wurden die beiden Mädchen von der Besitzerin des Cafés entdeckt.
Auch diese freute sich sehr, als sie hörte, dass Elaine liebend gerne den Job übernehmen würde. Elaine kam ihr perfekt für den Job vor und so sagte sie ohne jegliche Bewerbung einfach zu.
Lange konnte sie aber nicht bleiben, da Cleo langsam ungeduldig wurde. Also verabschiedete sie sich schnell und versprach in den nächsten Tagen sich nochmal bei der Besitzerin zu melden.
Als sie dann danach mit Cleo zu dem Gegenmittel folgte, führte Cleo sie zu einem Friseursalon.
Etwas verwirrt folgte sie ihrer Freundin ins Innere und wurde dort gleich von einer Friseurin auf einen Stuhl gedrückt. Cleo redete kutz mit der Frau und dann wurde der Spiegel vor ihr mit einem Tuch überhangen. Von ihrer Freundin bekam sie zwei Ohrstöpsel in die Ohren gesteckt und schon dröhnte laute Musik in ihren Ohren. Der Stil der Musik war zwar nicht wirklich ihres, aber dennoch hatte die Musik eine positive Wirkung. Sie dachte weniger an Raphael und auch die Ungewissheit, was Cleo nun mit ihr vorhat, lenkte sie erfolgreich ab.
Nach einer Stunde bezahlte Cleo dann ihre Frisur und damit war ihre Frisur wohl fertig. Sie vermutete, dass ihre Haare gefärbt wurden. Zumindest hatte es sich so angefühlt.
Gesehen hatte sie ihre neue Frisur noch nicht, aber dies änderte sich kurz darauf. Denn schon wurde das Tuch von dem Spiegel genommen und eine vollkommen neue Person blickte ihr ins Gesicht. Ihre braunen Haare waren fort und stattdessen waren sie in blautönen gefärbt. Ihr Ansatz war dunkel und man konnte noch ihre alte Haarfarbe leicht in der Färbung erkennen. Zu ihren Spitzen hin wurden ihre Haare in einem Fabrverlauf immer heller, sodass sie an den Spitzen einen Pastellton gefärbt bekommen hatte.
Es sah gut aus, sie sah gut aus. Sofort fragte sie sich, ob es Raphael auch gefallen wird.
Und mit einem Schlag war Raphael wieder in ihren Gedanken verankert. Als Cloe dies hörte, schlug sie vor einen Kaffee trinken zu gehen, aber Elaine hatte eine bessere Idee.
Denn die neue Haarfarbe hatte ihr irgendwie etwas Mut verpasst und so schlug sie vor, dass sie sich jetzt einen Ohrpiercing stechen lassen könnte.
Davon war Cloe natürlich direkt begeistert und zog sie sofort aus dem Friseur raus. Während sie zu ihrem Ziel liefen, versuchte ihre Freundin Elaine dazu zu bringen sich noch mehr zu trauen, als nur einen Ohrpiercing stechen zu lassen. Doch soviel Mut besaß sie dann wahrhaftig noch nicht.
Cloe hingegen plante spontan sich einen Bauchnabelpiercing stechen zu lassen.
Dieses Vorhaben zog sie dann auch durch und Elaine ließ ihr freiwillig den Vortritt.
Denn sie wollte lieber einmal zuschauen bevor sie es dann über sich selbst ergehen ließ.
Nach zwanzig Minuten trug Elaine einen silbernen Ring in ihrem linken Ohr und überraschender Weise hatte sie sich von Cloe wirklich zu einem Bauchnabelpiercing überreden lassen. Somit war der Ring nicht das einzige. Nun steckte nämlich auch noch eine feine Blume in ihrer Haut.
Sie hatte zwar tierische Angst davor gehabt, aber rückblickend gesehen, war es gar nicht schlimm.
Jetzt hatte sie im Moment gerade eindeutig mehr Angst vor ihrem Vater. Normalerweise wusste sie immer, was er von ihr hielt und wie seine Reaktion auf ihre Aktionen waren. Aber gerade konnte sie seine Reaktion wirklich gar nicht einschätzen. Vielleicht würde er enttäuscht sein, oder er würde wütend darüber sein, dass sie das einfach so gemacht hatte, ohne vorher mit ihm zu reden. Aber eine Sache war ihr schon noch sehr klar, ihr Vater würde nicht positiv auf ihr neues Erscheinungsbild reagieren.
Mit einem mulmigen Gefühl öffnete sie vorsichtig die Haustür.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt