VIERZIG oder wie Elaine es schaffte zu fliegen

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Den Sonntag verbrachte sie damit ihre Kostüme fertig zu stellen und dies nahm sogar den vollkommenen Tag ein, da sie die letzten Tage nur wenig Aufwand für das Gelingen der Mottowoche betrieben hatte. Keines ihrer Kostüme waren vollständig fertig gewesen, doch sie hatte die Kleider nicht ohne Grund unvollständig gakauft. Für sie waren sie eine Ablenkung. Es war schließlich wichtig auch bei Langeweile oder innerhalb der Pausen zwischen der Lernphasen etwas sinnvolles zu machen.
Trotz der vielen Pausen die sie vom Lernen eingelegt hatte, so waren ihre Kleider längst noch nicht fertig und so verbrachte sie wirklich einen ganzen Tag an der alten Nähmaschine ihrer Tante.
Erst zum Abendessen wurde se fertig und völlig ausgelaugt fiel sie ein paar Stunden später in einen tiefen Schlaf.
Der nächste Morgen begann mit einem lauten Schrei ihrer Schwester. Mit einem Ruck saß Elaine aufrecht in ihrem Bett. Glücklich schreiend kam Mia in den noch dunklen Raum und hielt der verschlafenen Elaine ihr Handy vor das Gesicht. Es dauerte ein Weilchen bis ihre Augen überhaupt etwas erkennen konnte auf dem grellen Bildschirm. Nach drei Minuten meinte sie ihre Schwester zu erkennen und schnell wurde ihr klar, warum ihre Schwester so gekreischt hatte. Scheinbar hatte Fabian ein Bild von den beiden im Internet hochgeladen. Fast musste sie lachen, da sie wegen soetwas banalem von Mia geweckt wurde.
Am Küchentisch bemerkte sie dann, dass der Schrei nicht nur sie sondern auch ihre Tante und ihren Vater geweckt hatte. Dieser hatte heute später Dienstbeginn und somit hätte er eigentlich länger schlafen können.
Elaine und Mia waren im Gegensatz zu den beiden wirklich Erwachsenen ziemlich wach. Vielleicht sollten sie häufiger so geweckt beziehungweise aufwachen, denn seit langem waren sie nicht mehr so gesprächig wie an diesem Morgen. Auch die negative Stimmung war zwischen ihnen verflogen und das Gespräch verlief lachend und freundlich.
Selbst der spottende Kommentar über Elaines Verkleidung dämpfte die Ausgelassenheit nicht.
Der Schultag war entspannend und es geschah eigentlich wirklich nicht viel. Die folgeneden fünf Tage verliefen ähnlich. Von den Problemen mit der Schulleitung, weil ihre Mitschüler scheinbar während der Pause Alkohol konsumierten, bekamen sie und ihre Freunde eher wenig mit. Eigentlich wussten sie erst davon, als Luc, der Kumpel von Leah, welcher häufiger bei ihnen abhing, von seinem Gespräch mit dem Stufenlehrer erzählte.
Am letzten Schultag vor den Osterferien wurde wie jedes Jahr die dritte und vierte Stunde mit selbstausgedachten Programm des Abiturjahrganges gefüllt und wie schon in den Jahren davor, empfand Elaine dieses Spektakel als unnötig und langweilig. Zwei Stunden nur im Forum der Schule zu sitzen war nicht wirklich spannend. Glücklicherweise war sie dieses Jahr mit ihren Freunden dort und diese schafften es irgendwie die Langeweile teilweise zu vertreiben. Dennoch wurde sie immer müder und so legte sie irgendwann ihren Kopf auf Raphaels Schulter. Dann hörte sie Emma weiter beim Erzählen zu. In dieser Position ließ es sich besser aushalten. Den Zauberhut hatte sie schon längst abgesetzt, da er sie einfach nur nervte. Zwar gehörte er eindeutig zu dem Kostüm, welches ihrer Meinung nach nicht nur perfekt zu ihr sondern auch zu dem Abimotto passte.
Doch sie war nicht die einzige Hermine in diesem Jahrgang. Eigentlich war jedes zweite Mädchen Hermine, aber dies war ihr egal, da sie so oder so eigentlich nicht so viel von Harry Potter verstand. Die Filme hatte sie zwar gesehen, aber dies war schon länger her und von der Liebe zu dieser Buchreihe, welche Emma und Raphael teilten, konnte sie einfach nicht viel abgewinnen.
Dieser hatte sich übrigens als James Potter verkleidet und Emma war eine wirklich hübsche Luna Lovegood. Leah und Valentin hatten sich einfach als Zauberer verkleidet, was eine Entrüstung bei den beiden Fans hervor gerufen hatte. Doch sie hatten nur mit den Schultern gezuckt. Ihnen war dies wirklich einfach nur unwichtig.
Nach der Schule setzten sie sich gemeinsam zusammen und schauten einen Film. Dies machten sie nur um die Zeit bis zum Abend zu überbrücken.
Denn heute Nacht würden sie ihre Freiheit von Unterrichtsstunden feiern. Es war endlich soweit. Elaine wmpfand es zwar theoretisch ziemlich sinnfrei zu feiern, dass sie nun ihre Abiturklausuren schrieben, doch gleichzeitig freute auch sie sich diesen Meilenstein schon halb hinter sich gelassen zu haben.
Sie würde heute etwas Tanzen und einfach Spaß haben. Den Alkohol würde sie dieses Mal möglichst komplett weglassen. Ihre Erinnerung war noch zu frisch. Zumindest wenn es nach ihr ging, Emma meinte, dass sie schon zu lange nicht mehr die Sau rausgelassen haben.
Ihr Körper steckte in einem schlichten weißen T-Shirt und einer dunklen Hose, womit sie im Vergleich mit den anderen Mädchen ihres Jahrganges noch ziemlich viel anhatte. Auch wenn es schon April war, war es dennoch nicht warm genug für einen kurzen Rock oder einer kurzen Hose, obwohl sie wohl die Einzige mit dieser Meinung war.
Doch auch wenn sie sich von den anderen in dieser Hinsicht abhob, hatten sie dennoch genauso viel Spaß wie die. Sie tanzte und lachte mit ihren Freunden. Kurzum genoss sie ihre Zeit.
Irgendwann, nachdem sie schlussendlich doch das ein oder andere Glas intus hatte, begannen Leah und sie sich zu der Sofaecke zu Leahs anderen Freunden zu setzten. Eine Welle Rauch kam Elaine direkt entgegen und mit der Wolke schwang ein ihr unbekannter Geruch mit.
Dennoch ließ sie sich auf der Sitzgelegenheit fallen und beteiligte sich an dem Gespräch. Es dauerte nicht lange und ihr Sitznachbar hielt ihr eine Zigarette hin. Ohne groß zu überlegen nahm sie die Rolle und zog daran. Auf einmal kratzte ihr ganzer Hals und sie bagann zu husten. Diese Reaktion brachte ihr die Lacher ein und als sie das nächste Mal an der Reihe war, zeigte ihr der Junge neben ihr erst einmal wie man es macht.
Dieses Mal war sie auf das Kratzen vorbereitet und somit war es auszuhalten. Drei weitere Male zog sie noch und danach machte sie sich vom Acker, da sie Raphael in der Menge erblickt hatte.
Leise kichernd lief sie ihm hinterher. Zu Beginn schien er sie für betrunken zu halten, doch als sie ihm in die Arme fiel, bemerkte er erst den ganz speziellen Geruch, der an ihr haftete. "Elaine, sag mir nicht, dass du High bist?!"
Kichernd schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich doch nicht. Ich habe nur gerade eine Zigarette mitgeraucht."
"Warst du mit Leah bei ihren Freunden?"
Jetzt nickte sie, immer noch kichernd. Irgendwie konnte sie nicht mehr aufhören. Ihr ganzer Körper fühlte sich so leicht an. Fast so als könnte sie fliegen. Sie müsste nur ihre Arme ausstrecken. Zufrieden schloss sie ihre Augen und auf einmal flog sie wirklich.
Ihre Beine hatten den Boden verlassen. Lachend streckte sie die Arme aus. Dabei traf sie etwas oder eigentlich jemanden. Plötzlich fand sie sich in der Freie wieder.
Die kalte Luft umfing sie und brachte ihr eine Gänsehaut über die Arme.
Ganze fünf Minuten flog sie über die Erde. Ihre Augen blieben die ganze Zeit geschlossen.
Als sie dann wieder den Boden unter ihren Füßen fühlte, kam gleichzeitig auch die Erkenntnis, dass sie vielleicht doch High war und zwar sowas von. Lange Zeit blieb ihr aber nicht, denn Raphael verfrachtete sie direkt weiter in sein Auto. Er schnallte sie an und fuhr los.
Es dauerte nicht lange bis zu ihrem Zuhause.
Aber als sie austiegen fanden sie sich dennoch in einem Unwetter wieder. Es hatte begonnen zu regnen. Eine Jacke hatte Elaine nicht mitgenommen. So musste sie nur einen Schritt machen und schon war ihr weißes T-Shirt vollständig durchnässt. Sie schaute an sich herunter und musste lachen. Man sah wirklich alles. Ihr weißer mit hellblauer Spitze verziehrte BH schimmerte gut sichtbar durch den Stoff hindurch. Kichernd drehte sie sich zu Raphael um.
"Schau mal, wirklich schlau war meine Oberteilwahl wohl nicht."
Immer noch kichernd schaute sie in sein Gesicht. Er schluckte und machte den Mund auf. Wartend auf seine Antwort blickte sie zu ihm auf. Doch wieder schluckte er nur und schloss nach ein paar Minuten den Mund wieder. Seine Augen wanderten immer wieder zwischen ihrer Brust und ihrem Gesicht hin und her.
Seine Reaktion faszinierte sie und so blieb auch sie still. Still schauten sie sich einfach nur an. Beobachteten wie die Regentropfen über die Haut des Gegenübers rann.
Eine Idee kam in dem Mädchen hoch. Flüsternd ließ sie sie in die Welt entweichen. "Lass uns tanzen, Raphael."
Sie bekam keine Antwort, also legte sie ihre Arme um seine Schultern und lächelte ihn an. Dann regte er sich endlich und sie begannen sich seicht zu bewegen. Auch wenn keine Musik dort draußen spielte, hörten sie trotzdem eine Melodie zu der sie sich bewegten.
Sanft wiegten sie hin und her. Es war kein spezieller noch schwerer Tanz und doch war er perfekt.
Es war ein perfekter Moment. Genau so sollte er sein.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt