ZWANZIG ider wie Elaine von ihrer Tante verraten wurde

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Ganz vorsichtig schloss sie die Tür auf und leise schlüpft sie hindurch. Ihre Angst vor der Reaktion ihres Vaters war einfach viel zu groß, als dass sie einfach so ins Haus platzen konnte. Viel schlauer erschien es ihr erstmal zu versuchen an ihrer Familie vorbeizuschleichen und somit jeglicher Konfrontation zumindest bis zum nächsten Morgen aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise hatte sie mit Cleo schon etwas in der Stadt gegessen, sodass sie auch nicht zum Abendbrot ihr Zimmer hätte verlassen müssen.
Leider wurde aus diesem Plan nichts, denn gerade als Elaine die Treppe hochschliechen wollte, trat ihre Tante aus der Küche und entdeckte ihre Nichte.
"Ich wusste doch, dass ich die Haustür gehört habe. Warst du beim Friseur? Sieht gut aus."
Schnell nickte Elaine und hoffte darauf, dass sie danach mit ihrer geheimen Mission weitermachen konnte. Doch auch aus diesem Notfallplan wurde nichts, denn ihr Vater musste ihr Gespröch natürlich auch hören und trat deswegen zu ihnen.
Er schien ihre neuen Haare nicht wirklich positiv gegenüber zu stehen. Ganz so, wie sie es erwartet hatte. Sie konnte alles wie in Zeitlupe miterleben. Erst wurden seine Augen vor Überraschung immer größer, dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen, danach zuckte sein linkes Nasenloch und zuletzt wurde sein ganzes Gesicht immer röter.
"Was hast du gemacht, Kind? Blaue Haare? Was hast du gegen deine natürliche Haarfarbe?" fing er an sich aufzuregen.
"Nichst, aber ich wollte schon immer mal bunte Haare haben und mir gefällt es sehr gut!" antwortete sie ihm.
"Das kannst du machen, wenn du ausgezogen bist, aber nicht solange du noch in meinem Haus wohnst!"
Hilfesuchend blickte sie zu Dora und diese verstand sofort. Sofort sprang sie ihr zur Hilfe und stellte sich neben sie. Da bemerkte sie aber auch noch den Piercing und scheinbar war ihr überraschter Gesichtsausdruck auch Elaines Vater nicht entgangen.
"Was ist denn da an deinem Ohr?"
"Der Piercing ist aber schön. Ich wollte früher auch immer einen an dieser Stelle haben. Irgendwie bin ich aber nice dazu gekommen. Ich finde es gut, dass du dich das getraut hast!" versuchte Dora sie noch aus der misslichen Lage zu retten.
Nur leider war es bei ihrem Vater so, dass er nur das Wort Piercing hören musste und schon war er mies drauf. Jetzt zu hören, dass seine Engelstochter so einem im Ohr hatte, reichte aus um ihn zum Ausflippen zu bringen.
Die nächsten zehn Minuten verbrachte er damit seine Tochter so laut anzubrüllen, dass bestimmt die ganze Straße mithören konnte. Er hatte niemals gedacht, dass seine vernünftigere Tochter soetwas jemals tun würde. Bei Mia wäre er wohl nicht mal halb so erstaunt gewesen. Doch auch Elaine wurde langsam wütend.
Als dann ihr Vater fertig war, konnte sie nicht anders, als auch zurück zu schreien: "Du sagst immer, dass wir das später mal bereuen werden und wir soetwas höchstens machen können, wenn wir ausgezogen sind. Aber jetzt mal ehrlich, wann sollte ich soetwas bereuen? Ich lebe nocht mehr ewig und ich werde auch nicht alt und schrumpelig. Ich werde mit Neunzehn sterben, vergiss das nicht! Ich habe nicht mehr genug Zeit, um aus schlechten Erfahrungen zu lernen! Ich kann gerade mal anfangen schlechte Erfahrungen zu machen! Und bisher scheint mein heutiger Tag keine dieser schlechten Erfahrungen zu sein!"
Mit diesen Worten drehte sie sich um und stapfte die Treppe hinauf. Doch ihre Worte schienen in ihrem Vater keine Verständnis auszulösen, sie bezwecken ehr das Gegenteil.
"Nicht in diesem Ton, Kindchen! Ich hätte dies zwar niemals für notwendig gehalten, aber du hast Hausarrest für midestens zwei Wochen!"
Damit war das Gespräch der beiden beendet und Elaine verkroch sich erst einmal in ihrem Zimmer.
Ihre Wut war aber noch lange nicht verflogen und nach kurzem Überlegen entschied sie sich dafür, dass sie heute schon so viel Mut bewiesen hatte, dass sie auch noch eine Aktion starten konnte.
Ohne noch den kleinsten Laut von sich zu geben, verschwand sie den Abend in ihrem Zimmer. Danach wartete sie darauf, dass ihre Familie sich endlich schlafen legt und schickte Raphael eine kurze SMS um ihn in ihr Vorhaben einzuweihen.
Um halb zwölf war sie sich schließlich sicher, dass sie wohl mit ihrer Aktion beginnen konnte. Flott stopfte sie ein paar Kleidungsstücke in eine größere Tasche und auf die Kleidung folgte der Rest, den sie meinte gebrauchen zu können. Mit ihrer Schultasche und der anderen Tasche bepackt schlich sie sich aus ihrem Zimmer.
Im ganzen Haus war es stockdüster und deswegen schaltete sie schnell ihre Handytaschenlampe an, weil sie sonst zu große Angst davor hatte, dass sie ausversehen gegen irgendetwas kommen könnte und dann von einem anderen Familienmitglied erwischt würde.
Doch nichts dergleichen geschah und so schaffte sie es unbehellig aus dem Haus herraus. Schnell radelte sie vom Grundstück und machte sich auf den Weg zu Raphael. Dieser erwartete sie schon geduldig vor seiner Haustür. Auch in seinem Haus brannte kein Licht mehr und mit einem Blick auf ihr Handy wurde ihr die nun erst recht späte Uhrzeit bewusst. Es war längst nach Mitternacht und normalerweise würde sie schon längst eine Stunde ruhig in ihrem Bett Zuhause schlafen.
Anstatt ihn zu begrüßen bedankte sie sich direkt schon einmal bei ihm, er winkte aber direkt ab und meinte, dass dies doch selbstverständlich war. Dennoch war beiden sejr wohl klar, dass dies alles andere als normal und selbstverständlich war. Deswegen fühlte sie sich auch nach seiner Versicherung nicht wirklich besser. Immerhin tat er so viel für sie und sie konnte ihm nur so wenig zurück geben.
Er führte sie direkt in sein Schlafzimmer und so sah sie es zum ersten Mal.
Sein Zimmer sah genau so aus, wie man sich ein typisches Jungenzimmer vorstellte. Die Wände waren in unterschiedlichen Grautönen gestrichen, dazu waren alle Möbel weiß und am präsentesten im ganzen Zimmer war das große Bett in der Mitte. Die eine Ecke wurde von einem grauen Sofa eingenommen. Auf diesem Sofa würde sie wohl übernachten können.
Also lief sie direkt darauf zu, doch nachdem sie drei Schritte zur Ecke gemacht hatte, wurde sie von Raphael aufgehalten. Dieser hob sie hoch und setzte sie auf sein Bett und danach legte er sich auf das Sofa. So machte er ihr ohne auch nur ein Wort zu sagen verständlich, dass er das Sofa nehmen würde und sie sein Bett. Erst wollte sie sich eigentlich beschweren, doch dann überedete die Weichheit des Bettes sie dazu lieber ihren Mund zu halten.
Nachdem sie sich schnell fertig gemacht hatte, schlief sie dann schließlich in dem super weichen Bett ein.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt