Kapitel 63

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Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht wieder zu meinem Vater zu laufen. „Du gehst da jetzt wieder rein, ziehst ihn am Kragen hoch und drohst ihm noch ein letztes Mal!", hörte ich meinen Stiefvater sagen.
Es reichte mir. Ich konnte meinen Vater nicht so leiden sehen. Ich riss das Mikrofon und den Stöpsel in meinem Ohr raus und zertrat es mit meinem Fuß. Sofort lief ich wieder in das Büro rein und sah Baba telefonieren. „Bleib mir bloß vom Leib!", kam es schwach von ihm.

Mir rollte tatsächlich eine Träne die Wange runter. „Baba! Ich werde dir jetzt alles erklären! Es hat alles ein Ende!" In dem Moment ging hinter mir die Tür auf und zwei Polizisten packten mich. „Hey! Lasst mich los!", schrie ich. Doch auf mich hörte keiner. Gewaltsam zogen sie mich mit sich bis zum Polizeirevier.

Ich versuchte so gut es ging, mich zu verteidigen und der Polizei zu erzählen, was man mit mir gemacht hatte, doch sie glaubten mir nicht. Mein Vater war ebenfalls da und auch er musste eine Aussage machen. Ihm wurde aber geglaubt.

Nach langem Diskutieren, hieß es, dass ich erstmal ein paar Tage im Gefängnis bleiben musste. Ich war alleine in einer Zelle. Das erste Mal in meinem Leben. Mein Atmen beschleunigte sich, als ich daran denken musste, was mein Stiefvater mit meiner Mutter und Aleyna anstellte. Sofort sprang ich auf und schlug gegen die Tür, bis jemand kam. „Hey! Was stören Sie hier rum?", schrie ein Aufseher. „Sie müssen mir ganz ganz dringend helfen! Mein Stiefvater vergewaltigt möglicherweise meine Mutter und meine Schwester! Sie müssen sofort was unternehmen!", bat ich. Der Aufseher rief jemanden an. Nach einigen Minuten tauchte jemand auf. „Wo wohnt er?", fragte er nur. Ich nannte die genaue Adresse und er machte sich sofort auf den Weg.

Hoffentlich hatte er nichts angestellt. Bitte lieber Gott, lass es meiner Mutter und meiner Schwester gut gehen!
Mit klappernden Zähnen legte ich mich auf die harte dünne Matratze und zog die dünne Decke bis zur Nase. Ich konnte nicht glauben, dass ich nun wirklich im Gefängnis war. Nicht einmal schlafen konnte ich.

Ich starrte die Decke so lange an, bis meine Augenlider immer schwerer wurden. Und genau dann klopfte es an meiner Tür. Und schon war ich wieder hellwach. Der Aufseher trat ein. „Sie haben gelogen! Wir sind zu der Adresse gefahren, die Sie uns genannt hatten, doch da war niemand!" „Wie kann das sein? Ich.. Sie .. Sie sind abgehauen!", rief ich entgeistert. „Schlafen Sie weiter. Wir kümmern uns!"

Somit war ich dann wieder allein. Wie konnte das passieren? Oh Gott! Ich muss dringend mit Baba reden.

Es vergingen Tage und ich wollte einfach nur weg von hier. Über mein Stiefvater konnte keiner etwas herausfinden und mein Vater wollte auch nicht mit mir reden. Ich sollte es vielleicht mit Çihan probieren!

Çihans Sicht

Seit dem Vorfall im Büro mit dem Typ, habe ich noch kein einziges Wort mit meiner Familie gesprochen. Ich wohnte in meiner eigenen Wohnung, in der ich mir den Kopf zerbrach.

Ich erhielt einen Anruf von der Polizei, wo jemand mit mir dringend sprechen wollte. Eigentlich hatte ich ja keine Lust, aber irgendwie war ich auch neugierig. Deshalb machte ich mich auf den Weg zur Polizei.

Als ich ankam musste ich erstmal einen Zettel ausfüllen, dann wurde ich einmal durchsucht und dann wurde ich in ein Raum gebracht, wo ein Tisch und zwei Stühle waren. Am Ende des Raumes saß eine Aufseherin. Ich sollte mich schon mal hinsetzen und warten. Ich wüsste nicht, wer momentan im Gefängnis ist, den ich kenne. Etwas nervös war ich schon. Hin und wieder schaute ich auf meine Uhr. Es waren 10 Minuten vergangen. Mein Bein wippte auf und ab und meine Hände spielten Däumchen drehen.

Endlich ging die Tür auf. Mein Blick wanderte zur Tür. Ein Aufseher kam mit einem jungen Mann rein, welcher nach unten schaute. Seine Hände waren mit Handschellen befestigt. Langsam schaute er hoch. Nein.. Es war ernsthaft dieser Typ. Mein Kiefer spannte sich an. „15 Minuten! Nicht länger!", sagte der Aufseher und ging.

Es war still. Ich schaute ihn an, doch er schaute mich nicht an. „Was willst du von mir?", zischte ich. „Du .. musst mir jetzt genau zuhören! Bitte unterbreche mich nicht. Ich bitte dich darum. Die Zeit ist begrenzt.", sagte er. Ich nickte einfach nur und er begann zu reden.

„Ich bin nicht so, wie du denkst. Mein Stiefvater hatte mich entführt und mir gedroht. Er hat mir mit meinen Eltern gedroht. Er beauftragte mich, wenn ich 23 Jahre alt bin, deinen Vater zu bedrohen. Wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre etwas meiner Familie zugestoßen. Ich wollte weder deinem Vater schaden, noch meiner Familie. Meine Familie war allerdings in größeren Schwierigkeiten, also musste ich mich dafür entscheiden, deinem Vater zu schaden. Er sollte mir nämlich seine Firma weitergeben. Also 50% mir und 50% dir. Jeden Tag war ich in seiner Firma und habe ihm gedroht, denn er wollte den Vertrag nicht erstellen. Nebenbei sollte ich auch dir schaden. Derya ist die Nichte von meinem Stiefvater und ich sollte ihren Freund spielen. Ihr zwei solltet euch näher kommen und somit wärst du abgelenkt und hättest nicht mitbekommen, was bei deinem Vater los war. Ich musste dich gegen die Fensterscheibe schubsen. Mein Herz hat weh getan. Ich bin sofort gegangen und habe es zutiefst bereut. Doch vor einigen Tagen war ich das letzte mal in dem Büro deines Vaters. Ich hatte ihn verletzt und mein Stiefvater sagte mir über einem Hörgerät, dass ich sofort gehen sollte. Ich ging auch, aber mir reichte es, ihn leiden zu sehen. Ich schmiss die Kopfhörer und mein Mikrofon hin und machte es kaputt. Als ich dann zurück ins Büro ging, um alles zu erklären, hatte er bereits die Polizei gerufen. Ich habe versucht ihn in den letzten Tagen anzusprechen, aber er möchte nicht hier herkommen. Also habe ich dich, meinen Bruder hergebeten. Çihan. Ich bin zurück. Ich brauche deine Hilfe!"

Am Anfang interessierte ich mich wenig für sein Problem, doch gegen Ende bekam ich Gänsehaut. „Se-mih?", kam es ungläubig von mir.

„Ja Çihan! Ich bin es, Semih. Du musst Baba alles erzählen. Mein Stiefvater ist mit meiner Mutter und Aleyna irgendwo abgehauen. Dein Vater hat dir nichts Böses angetan. Ich musste sagen, dass er mich bezahlen wollte, weil ich dich gegen die Fensterscheibe geschubst habe. Das stimmte nicht! Jetzt los, geh zu deinem Vater und erzähl ihm alles!", sagte Semih.

„Semih?" Er nickte einmal. Ich stand auf und umarmte ihn sehr lange. Er konnte wegen den Handschellen seine Hände nicht bewegen, aber das war mir egal. Ich hatte meinen Zwilling wieder. Ich war unglaublich glücklich. Die Tür ging auf und ich löste mich von Semih. „Die Zeit ist um!", kam es vom Aufseher. Ich verabschiedete mich von Semih und fuhr sofort zu meinen Eltern.

Ich klingelte, bis Zarah die Tür aufmachte. „Çihan?" „Zarah, wo ist Baba?", fragte ich sie hektisch. „Çihan.. Weißt du das denn gar nicht?", kam es von ihr. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen und zuckte mit den Schultern. „Er liegt seit drei Tagen im Krankenhaus im Koma."

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NigieneSa <33

Ein Player als VaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt