Kapitel 64

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Wie konnte das passieren? Mein Vater lag im Koma! Hatte ich etwa in den letzten Tagen so viel verpasst? Ihm ging es doch gut oder etwa nicht? Zarah nannte mir das Krankenhaus und ich fuhr sofort hin.

Als ich ankam wollte ich nur so schnell wie möglich zu meinem Vater. Ich schubste jeden durch die Gegend und achtete nicht darauf, wenn sie anfingen zu schreien. Tausend mal fuhr ich mir durch die Haare und rannte weiter im Riesen Gebäude rum. An der Informationstheke fragte ich nach meinem Vater und machte mich dann weiter auf den Weg. Wieder rempelte ich irgendwelche Leute an. Kurz bevor ich am Zimmer ankam, rempelte ich eine weibliche Person an, welche hinfiel. „Çihan!", schrie eine bekannte Stimme.

Ich hielt schweratmend an und sagte nur: „Wag es nicht, noch einmal meinen Namen in den Mund zu nehmen!", zischte ich und wollte weiter gehen, als Derya mich am Arm festhielt. „Warte!" Ich wartete natürlich nicht und lief sofort in das Zimmer.

Da lag er. In einem Bett, wo er mit ganz vielen Schläuchen und Kabel angeschlossen war. Mein Blick wanderte sofort auf den Monitor, wo seine Herzschläge zu sehen waren. Wieder schaute ich zu ihm. Sein Gesicht war blass. Sein Haaransatz war schon ziemlich grau. Er färbte sie sich immer, doch in letzter Zeit kam er wohl nicht dazu. Seine Adern ragten an seinen Händen heraus. Den Rest seines Körpers konnte ich nicht sehen, da eine Decke auf ihm lag. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Langsam lief ich auf ihn zu und setzte mich auf den Hocker daneben.

„Baba.. ich weiß nicht, ob es ein Fehler war, auszuziehen. Ich hätte länger bei dir bleiben müssen. Mama ist alleine zu Hause. Die Wohnung zu bekommen, war vielleicht etwas zu früh.
Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt hatte und einfach weggegangen bin. Ich bin daran schuld, dass du jetzt hier liegst. Ich konnte nicht auf dich aufpassen. Bitte verzeihe mir Baba!
Aber auch Fatih, dieser Hund, hat eine Menge angerichtet. Semih hat nichts getan! Er ist unschuldig! Er hat mir alles erzählt und genau so, werde ich es auch dir erzählen, damit du es verstehst! Ich weiß, dass du mich hören kannst. Ich bitte dich darum, dass wenn ich dir alles erzählt habe, du dann bitte aufwachst! Baba ich kann ohne dich nicht leben. Du kannst vor allem Mama nicht alleine lassen! Mama würde auch krank werden! Ich weiß, dass du ein starker Mann bist!"

Ich erzählte ihm alles, was mir auch Semih erzählt hatte. Als ich erwähnte, dass Eda Teyze (Tante) von Fatih gefangen halten wird, bildete ich mir ein, dass mein Vater sein Finger bewegte. Doch danach regte er sich nicht mehr. War bestimmt nur eine Einbildung.

„Baba, glaube mir! Semih ist unschuldig! Du musst ihn aus dem Gefängnis befreien. Er ist genau so unschuldig wie früher. Bitte wache auf Baba und helfe deinem Sohn!"

Er hörte nicht auf mich. Er bewegte sich keinen Millimeter. Wenigstens hat er mich gehört. Wenn er aus dem Koma aufwacht, wird er sich meine Worte merken.

Die Tür ging auf und ich sah meine Mutter hereinkommen. Sofort rannte ich auf sie zu und umarmte sie fest. Sie begann natürlich an zu weinen. „Ich bin sauer auf dich! Du hast uns alleine gelassen und jetzt sind wir hier geendet.", sagte meine Mutter unter Tränen. „Es tut mir leid, Anne! Es wird nie wieder vorkommen.", versprach ich ihr. „Wie ist das passiert?", fragte ich sie nun.

Sie seufzte und erklärte es dann. „Er beklagte sich schon seit mehreren Tagen über seine Herzschmerzen. Ich habe ihm gesagt, dass er zum Arzt gehen soll, aber wollte es nicht. Mir kam es so vor, als ob er mir immer was verheimlicht hatte. Er kam in letzter Zeit immer so kaputt nach Hause und sagte mir nicht einmal was los war. Als du dann weggegangen warst, wurden seine Schmerzen stärker. Dann fiel er .. er fiel .. plötzlich .. um."

Baba hatte ihr wohl nicht erzählt, dass Semih zurück war. Dass er mir es schon nicht erzählt hatte, fand ich schon unfair. Es aber Mama nicht zu sagen, ist ja noch krasser.

Ich klärte also auch meine Mutter auf und sie war tatsächlich geschockt. Es machte sie auch traurig, dass Baba ihr nichts davon erzählt hatte.

Ich verabschiedete mich und fuhr zur Polizeistation. Vielleicht konnte ich ja Semih rausholen. Erst versuchte ich es mit meinem Namen. Ich war ja nicht ganz unbekannt. Doch es brachte nichts. Die Kaution war echt hoch, aber für meinen Bruder machte ich das doch. Ich gab dem Polizisten einen Scheck und Semih kam frei. Ich musste ungefähr 20 Minuten warten, bis Semih draußen war. Ich war wirklich froh, dass er zurück war. Wir setzten uns ins Auto und ich wollte nach Hause fahren.

„Ähm.. Çihan.. kannst du mich bitte kurz zur Stadtapotheke fahren?", fragte mich Semih. Ich bejahte es und fuhr ihn zu einer Apotheke. Ich ließ ihn raus und sagte ihm, dass ich auf der anderen Straßenseite parken werde, da auf dieser Seite kein Platz mehr war.

Semihs Sicht

Ich lief zügig zur Apotheke und begrüßte meinen Kollegen, welcher dort arbeitete. Er überreichte mir ein Handy, mit dem ich sofort meinen Stiefvater anrief.

„Du bist draußen! Unser Plan hat funktioniert! Mach weiter so Semih. Cem wird dir dann glauben und dir dann die Firma überlassen!", sagte er.

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NigieneSa <33

Ein Player als VaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt