Kapitel 15

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,,Lange nicht gesehen, Nerd."
Sie waren es.
Ich würde ihre Stimmen überall erkennen.
Maddox grinste gehässig. ,,Kann es sein, dass du uns aus dem Weg gehst?"

Diesmal nahm ich auch noch die Mädels im Hintergrund war. Mandy, Nina, Kylie und Tiffany natürlich. Sie grinsten.

Jason erhob seine Stimme. ,,Jedenfalls ist jetzt noch die Bestrafung von letztem Mal offen." Er packte meinen Ranzen. Ich wollte reagieren, wurde jedoch von Valentin festgehalten.

Geschockt sah ich zu, wie Jason alle meine Sachen aus meinem Rucksack schüttelte. Bücher, Hefte, meine zugegeben schmächtige Brotzeit, mein Portemonnaie und zwei kleine Dosen fielen auf das grüne Gras. Maddox nahm sich Schulbücher und zerfetzte sie. Er riss die Seiten gewaltsam raus und lachte dabei. Jason nahm Arbeiten und Hausaufgaben von mir und hielt ein Feuerzeug drunter. Ich schrie. ,,Lasst das, bitte!"
Valentin hielt mich aber nur umso fester, dass es schon weh tat.

Nina fielen auf einmal meine Tabletten auf, die auf dem Boden rumlagen und hob sie auf. ,,Guckt euch das an! Die Schlampe nimmt allen ernstes Schlaftabletten. Die is ja komplett gestört."
Jetzt kam Tiffany zu Wort. ,,Und nicht nur Schalftabletten."
Sie hob die andere Schachtel hoch und lachte ebenfalls los.

,,Lass die sofort los!"

Maddox sprach nun. ,,Wer hätte das denn geglaubt. Caprice nimmt kleine Kapseln, um sich das Leben zu versüßen. Ich hätte ja alles erwartet, aber Drogen?" ,,Was für ne Schlampe."
Ich versuchte mich erneut aus Valentins Griff zu befreien. ,,Fasst sie nicht an, ihr elenden Scheine!", kreischte ich.

Und plötzlich spürte ich eine Faust im Gesicht. Jason hatte mich geschlagen und mein Gesicht bitzelte. Ich musste erst einmal blinzeln, bevor ich realisieren konnte, was eben passiert war. Und schon fühlte ich eine warme Flüssigkeit aus meiner Nase laufen.
,,Rede nicht so mit uns! Wir können machen, was wir wollen, kapiert?!"
Maddox zerriss weiterhin meine Blätter und Jason zündete wichtige Dokumente an.
Inzwischen rannten still Tränen meine Wangen hinab.
Wieso machten sie das? Wieso ich?
Im Moment wäre ich lieber das unsichtbare Mädchen von damals.

Es war alles besser, als ich für meine Umgebung nicht existierte.

Die Jungs waren anscheinend fertig mit ihrer Prozedur, denn Valentin hinter mir stieß mich zu Boden und ging zu den anderen, die sich lachend verzogen. Die Mädchen aber kamen noch einmal auf mich zu. Kylie schritt nah an mich ran und zog mich an meinen Haaren ein Stück höher. Schmerzverzerrt verzog ich das Gesicht. Tiffany nahm es in ihre Hände und zwang mich, sie anzusehen. ,,Du bist einfach erbärmlich."

Ich weiß.
Das wusste ich schon immer.

,,Nina!", rief sie, worauf diese angetorkelt kam und meinen Kiefer packte und mir den Mund aufriss. Tiffany handelte so schnell und schüttete aus ihrer Flasche Wasser in meinen Mund und hinterher eine Tablette. Nina presste anschließend meinen Mund wieder zu und mit ihrer anderen Hand meine Nase, damit ich nicht atmen konnte.
,,Schluck schön runter, sonst musst du wohl oder über ersticken."

Ihre Stimme war voller Hass und Spott. Wie gern ich meine zierlichen Hände um ihren Hals legen und zudrücken würde. So lange röcheln lassen, bis ihre Augen an Ausdruck verlieren und ihre Arme schlaff zur Seite hingen. Leblose Augen würden mir entgegen blicken und ich würde keine Reue verspüren, sondern reine Genugtuung. Doch das waren nur Illusionen. Ich könnte es niemlas tun.

Da mir langsam die Luft ausging und ich histerisch wurde, schluckte ich und merkte diesen kleinen Feststoff in meinem Mund, meinen Rachen runterrutschen.
Die Mädels ließen mich los und erschöpft sank ich auf meine Knie.

Plötzlich spürte ich, wie mir etwas über den Kopf geschüttet wurde.
Sie hat ihr Wasser über mich ergossen.
Lachend warfen sie die Plastikflasche auf mich, drehten sich um und stolzierten davon.

Pitschnass saß ich also dort. Tropfen rinnen mein Gesicht hinab. Man wird denken, es sei das Wasser. Und ich war froh darüber, dass man meine Tränen nicht als solche identifizieren konnte... dass man nicht sah, wie ich mich fühlte.
Und das Schlimmste für mich war, dass ich wusste, dass mich niemand in den Arm nehmen und "alles wird gut" flüstern würde. Ich hatte keinen. Niemanden.
Mama hätte mich wie früher einfach still in den Arm genommen und mir liebevoll über den Kopf gestreichelt. Wie ich so eine Wärme vermisste.

Mit gesenktem Kopf erhob ich mich und packte meine Sachen ein, auch die Pillen, nach langem Betrachten.

In den Unterricht konnte ich jetzt nicht mehr gehen. Sie würden nur glotzen und fragen, was passiert sei. Von den Lehrern würde nur eine Beschwerde kommen, was mir einfiel so mit meinen Schulsachen umzugehen.
Also setzte ich mich an das Tor der Schule und schaute leer gerade aus. Die Tränen schon getrocknet. Nick würde bald kommen. So dufte ich mich ihm nicht zeigen. Aber ich hatte keine Kraft mehr. Ich war erschöpft.
Erschöpft vom Leben.










Da bin ich wieder :)
Irgendwas zu kommentieren?

Nimmt Caprice wirklich Drogen? Was denkt ihr.

Was wird passieren, wenn Nick sie so auffindet?

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