Kapitel 47

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,,Bitte nicht schlagen!", flehte ich. Sofort kniff ich die Augen zusammen und hob meine Arme schützend vor mein Gesicht. Es war das Stichwort für mich, in Schutzhaltung zu gehen. Mein Vater würde jetzt immer ausholen und mit der Tracht Prügel beginnen.

Zu meiner Verwunderung kam aber nichts dergleichen. Ich spürte keine Faust in meinem Bauch, kein Blut in meinem Mund oder kein Fuß zwischen meinen Rippen. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und blickte einem erschrocken dreinschauendem Nick entgegen. Seine Augen waren geweitet und sein Mund etwas geöffnet.

,,Du hast gedacht, ich würde dich schlagen?", hauchte er.
Ich nickte benommen, immernoch geschockt von dem, was hätte passieren können. Er kräuselte seine Augenbrauen und sah mich voller Reue und Zuneigung an.

,,Oh Baby."

Er kam mir langsam noch näher und schlang seine langen, muskulösen Arme um meinen schmalen Oberkörper. Seine Aura hatte sich schlagartig verändert.

,,Ich wollte doch nicht, dass du denkst, dass ich Gewalt an Frauen ausüben würde. Das würde ich niemals tun."

Und so sehr ich seinen Worten glauben schenken wollte... ich konnte es nicht. Irgendetwas in mir sagte mir, dass das, was er von sich gab, nur die halbe Wahrheit war.

Beruhigend strich er über meinen Kopf und flüster mir sanft beruhigende Worte zu, als meine Augen wässriger wurden. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich leise aufgewimmert hatte. Mir war die Situation unangenehm, und doch genoss ich die Wärme seines Körpers ungemein, denn wieder einmal war er mir eine Stütze.

,,Tut mir leid", murmelte ich in seine Brust hinein. Der Stoff seines schwarzen Shirts berührte wie Seide meine rechte Gesichtshälfte. Wahrscheinlich hat es schon die eine oder andere Träne, welche aus meinem Augenwinkel geflossen ist, aufgesogen. Doch ihn kümmerte das nicht.

,,Entschuldige dich nicht." Das Lodern in seiner Stimme beschaffte mir ein Kribbeln in der Magengegend. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, wusste ich nicht.

Er drückte mich leicht von sich, aber hielt mich stetig fest und sprach mir einer beruhigenden Stimme zu mir. ,,Ich würde dich niemals schlagen, Kitten."

Wie als wolle er mich hypnotisieren, kamen diese Worte wie eine Mantra über seine Lippen, während er mir fesselnd in die Augen sah. Auf meine Lippe beißend nickte ich. Ich sollte ihm Glauben schenken.

,,Aber wegen diesem Kyle... du wirst dich nicht mit ihm treffen." Ich spielte mit meinen Händen, während ich meine beiden Beine abwechselnd belastete. ,,Wieso nicht, Nick?" Unschuldig und zugleich auch neugierig sah ich zu dem Riesen vor mich hoch. Er sah lange zu mir runter und antwortete dann mit tiefer Stimme: ,,Weil er nicht gut für dich ist. Er hat was an sich, das mir nicht gefällt."

Empört über seine gemeinen Worte Kyle gegenüber stemmte ich meine  zitternden Hände in meine Hüfte und sah ihn funkelnd an. Er kannte ihn doch gar nicht; wieso also soll er über Kyle urteilen können?

,,Also mal ehrlich, er ist ein sehr netter Mensch und hat mir bisher nur Gefallen getan, die wirklich großzügig gewesen sind." Nick öffnete widerwillig seinen Mund, ich jedoch hob meinen Fingen, um ihn zum Schweigen zu bringen und sprach weiter. ,,Noch eine Sache: Sei ihm gegenüber nicht so misstrauisch. Wenn du weißt, dass ich ihn mag, dann rede nicht so fies in meiner Anwesenheit über ihn."

Nick spannte sichtlich seinen Kiefer an und bließ genervt einen Luftstrom aus seinem Mund. Er richtete sich auf, wodurch sich seine Haltung veränderte und er nun lässig vor mir stand, mit den Händen in seinen Hosentaschen, zurückgelehntem Körper und entspannt platzierten Beinen. Mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht beugte er sich langsam zu mir runter, wobei meine Hände anfingen zu kribbeln und mein Magen rebellierte.

Starr blickte ich in seine Augen, während er mir schon so näher getreten war, dass ich jede einzelne Kerbe in seinem Gesicht erkennen konnte. Eine Narbe zierte seinen linken Wangenknochen und sein Kinn. Dabei stachen mir mal wieder seine beeidruckenden Tattoos ins Auge, welche wirklich viel Masse seines Körpers bedeckten. Sie schmückten seinen Körper und machten aus ihm einen neuen Menschen, zu dem er sich selber geformt hat.

Seine graue Augen suchten die meinen ununterbrochen. Einen Blick in seine riskiert und schon war ich in den Tiefen seines Geistes verloren, wie als würde er durch meine Augen ein Portal zu meinem Unterbewusstsein finden.

Seine Mundwinkel hatten sich fein und doch grob nach oben gefunden. Fein, da so ein schöner Mensch die Gesichtszüge eines Gottes hatte und grob, da sich hinter seinem Gesprochenem etwas zynisches verbarg.

,,Du magst diesen kleinen Jungen also?"

Das Blut schoss augenblicklich in meinen Kopf, da mir seine Frage, gleich einer voreiligen Erkenntnis, Unwohlsein verspühren ließ.

Ob ich ihn mochte?

Ja.. Denn nach langer Zeit bin ich einem Menschen begegnet, der mich in der Schule nicht nach Vorurteilen Dank Erzählungen, dem Aussehen oder meiner schüchternen und gebrechlichen Ausstrahlung verurteilte und daraufhin mied. Er hatte freiwillig mit mir Zeit verbracht und behandelte mich einfach normal.
Doch sofort schoss mir eine Bemerkung durch den Kopf.

Und Nick etwa nicht?









Hallo zusammen:)
Wisst ihr, was erstaunlich ist? Ich war ja nie zu 100% mit meinem Schreibstil zufrieden, aber zumindest fand ich ihn so weit gut, dass ich ihn zum Lesen in Ordnung fand. Jedenfalls habe ich letztens ein sehr tolles Buch auf Wattpad gelesen und war absolut begeistert, weil es so wahnsinnig gut geschrieben ist. Danach habe ich mir mein Buch nochmal angesehen und war fast schon enttäuscht. Ich hab erst letztens wieder gesehen, wie viel Luft noch nach oben ist. Diesen gigantischen Platz hab ich aber vorher noch nicht so wahrgenommen, was mich schockiert und auch etwas bedrückt gemacht hat.
Wie dem auch sei.. Später kommen noch 2 weitere Kapitel für euch raus🌹
Bis später

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