Besessen

Kapitel 14

Bei der Schule angekommen, lief ich direkt zu Catherine. Sie stand mit zwei anderen Mädels da, die ich nur vom Sehen kannte. Als ich bei ihnen ankam, umarmte sie mich sofort. ,,Heyyy, Cap, wie gehts? Hast du die Hausaufgaben?"

Auf ihren Smalltalk war sie garnicht aus. Sie wollte nicht wissen, wie es mir ging. Sie wollte nur die Hausaufgaben. Wie jedes mal.

,,Oh j-ja klar." Ich kramte in meinem Rucksack und überreichte sie ihr.
,,Suupi, danke Mäuschen!" Sie grinste glücklich.
,,Ach und noch was: Kate schmeißt am Freitag Abend nächste Woche eine geile Poolparty. Ganz viele sind eingeladen. Natürlich darf man auch Leute extra mitbringen. Und die Feier wird sooo hammer! Du musst diesmal mitkommen, okay?"

Eine Party? Bitte nicht... Ich war echt kein Partymensch. Dieser billige Alkohol, die kotzenden Menschen und irre laute Musik, die deine Organe zum vibrieren bringt. Das war nicht meins. Ein Kriterium war natürlich, dass es nicht noch zusätzlich in einem stickigem Raum veranstaltet wurde, sondern unter freiem Himmel, aber wohl bei dem Gedanken fühlte ich mich trotzdem nicht.

Jetzt fingen auch die anderen beiden Mädels grinsend an, zu reden. ,,Das wird richtig gut, glaub uns." ,,Und vielleicht macht dich der Alkohol etwas lockerer und du findest endlich mal einen Typen."

Vielleicht wollte ich keinen Typen für mich finden?!

,,Naaa ich weiß nicht, ob überhaupt jemand so einen Geschmack hat."
Die Worte des einen Mädchens verletzten mich. Auch ihr Gelächter tat einfach weh.

Sie lachen dich aus.

Catherine kam wieder zu sich. ,,War nur Spaß, Süße. Nimm nicht alles immer so ernst. Und komm, wir müssen los. Es hat schon geklingelt."

"Nur Spaß..."
"Nimm nicht alles so ernst..."
Es verletzte mich trotzdem, Catherine.
Sehr.

Trotzalledem folgte ihn den dreien ins Gebäude. Der restliche Tag verlief ebenfalls, wie jeder andere. Nur bekam ich meine Mathearbeit zurück. Wieder eine 4. Wenn ich mich mündlich nicht zusammenreißen konnte, würde ich Probleme bekommen. Wenn schriftlich nur vierer kommen, ich aber zu schüchtern bin, mich immer zu melden, hab ich am Ende den Salat. Ich musste für das Abi gut sein. Und die Noten durften nicht unter dieser vier sein...
Wie auch immer.

In den Pausen blieb ich immer bei Catherine,  damit mir die Jungs ja nicht zu nahe kamen. Ich habe einmal ihre Blicke auf mir gespürt, die ich jedoch versuchte zu ignorieren. Solange Catherine nämlich bei mir war, blieben sie mir vom Leib, da meine Freundin recht beliebt war und sie es nicht drauf anlegen lassen wollten. Ihre Reaktion darauf konnten sie eben nicht wissen, genauso wenig, wie ich es wusste. Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr davon erzählen würde? Würde sie mich verteidigen? Würde sie sauer werden auf die Gruppe? Sie waren ja fast schon Freunde. Würde sie nichts dazu sagen, vor Angst, ihre Coolness zu verlieren? Keine Ahnung. Und so sehr ich darüber nachdachte, umso weniger wollte ich es erfahren. Vielleicht wäre es nur eine Enttäuschung meinerseits.

Wir hatten gerade eine Freistunde, in der wir zu fünft auf einer Wiese rumsaßen und ausruhten. "Wir" waren Catherine, ich und Lola, Kate und Cloé, drei Freundinnen von Catherine.
Die vier unterhielten sich angeregt, was sie am Freitag auf Kates Party tragen sollten. Ich fand es etwas früh; ich mein es war Freitag, sie hatten noch genau eine Woche Zeit. Außerdem konnte ich natürlich nicht mitreden. Gelangweilt saß ich still daneben, bis plötzlich mein Handy brummte und mich dazu brachte, es anzuschalten.
Als ich sah, von wem die Nachicht war, ging ich sofort auf den Chat und kaute nervös auf meiner Lippe herum.

*Hey Caprice:) natürlich erinnere ich mich an dich. Wer könnte dich auch vergessen? ;*  Und sehr lieb von dir, dass du dich so dringend bedanken wolltest. Aber wie schon gesagt: ich habe das gerne getan. Hast du Lust dich heute zu treffen? Hab nach der Arbeit nichts vor und würde dich gerne sehen. Wie wärs? Um 15 Uhr in der Stadt?*

Mein Herz flatterte bei seinen ersten Worten.
"Wie könnte man dich auch vergessen."
Meinte er das ernst? Oder war es einfach nur sehr höflich von ihm, das zu schreiben?

Das war jetzt auch egal. Sollte ich zusagen? Irgendwas in mir wollte diesen Kerl unbedingt sehen. Zwar wusste ich, dass er sowieso nicht nachlassen würde, was das Treffen anging, das habe ich nun gelernt, aber sehen wollte ich ihn komischerweise trotzdem auf irgendeine seltsam Art und Weise. Ich meine, wenn er mich dazu nötigen würde, zu kommen... es würde ihn nicht unattraktiver machen.

Was denkst du nur da?

Ich sammelte mich kurz und fing nervös an, zu schreiben.

*Klar, wir können uns treffen, aber ich kann erst ab viertelvor 4. Ich hab leider noch Schule :/*

Sofort kam auch schon eine Antwort von Nick.

*Gut, soll ich dich an deiner Schule abholen?*

Er wollte mich abholen? War das eine gute Idee?

Was soll denn schon faul an der Sache sein? Er holt mich doch nur ab, damit wir direkt los können. Sei doch nicht so skeptisch.

Richtig, was sollte denn schon schlimmes sein?

*Wenn es dir nichts ausmacht, gerne.*

*Quatsch, also welche Schule? Claremont Highschool?*

Woher wusste er das?! Was das nicht unheimlich?

So ein Mist, er hat einfach nur geraten, schließlich gibt es hier in der gegend nur zwei Schulen, die in Frage kommen könnten.

*Haha genau die. :) Also dann bis später. Bye Nick!*

Ich wartete kurz auf seine Antwort.

*Bis später, Kitten. ;* *

Schon wieder dieses "Kitten". War er, weil ich Katzen süß finde?
Was für ein Vogel. Ich lächelte.
Innerlich fand ich es ja schon irgendwie nett.

Ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen, als ich auf einmal Catherines Stimme wahrnahm. ,,Erde an Caprice." Sie schnippste vor meinem Gesicht herum und verdrehte die Augen. ,,Hörst du zu? Wir gehen jetzt zu Mrs. Cullin. Sie hat gesagt, ich solle mit den anderen ein Projekt machen, weil wir in Geschi so verkacken und uns genaueres in der Freitsunde nennen wollte." Ich nickte nur. ,,Ja okay, wir sehen uns dann gleich oder später." Und schon liefen die vier los und ich saß alllein auf der Wiese.

Was Nick wohl machen wollte? Vielleicht wieder in ein Café gehen? Oder spazieren? Oder was ganz anderes? Machte er sich genauso Gedanken wie ich?

Plötzlich blendete die Sonne nicht mehr so und ich spürte einen Schatten über mir. Ich wollte hoch schauen und erkannte aufgrund des Lichts im Hintergund nur Silhouetten.
,,Habt ihr was vergess-"
Ich beendete meine Frage nicht.
Ich erkannte nun die Personen vor mir und Angst kroch in mir hoch.

Da bin ich wieder^^ mit einem weiteren Kapitel.

Ich hoffe natürlich, es hat euch gefallen.

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