Kapitel 32

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,,Also: was genau brauchst du? Ein Kleid? Schuhe?" Wir standen in der Innenstadt und schauten uns nach guten Geschäften um.
Leicht rotwerdend antwortete ich ihm. ,,Einen Bikini und ein Kleid für morgen. Schuhe brauch ich nicht. Ich zieh einfach Gladiatorsandalen drauf an."
Kyle nickte nachdenklich. ,,Kennst du einen guten Laden für Bademode?" Ich musste überlegen, schüttelte aber dann den Kopf. Er schien ebenfalls zu überlegen, bis ihm ein Licht aufzugehen schien. ,,Ich hab eine Idee. Ich kenn da jemanden, den du sicher mögen wirst!" Damit packte er wieder meinen Arm und zog mich zu einer Seitenstraße, wo er vor einem Laden Halt machte. Über dem Eingang war ein großes Schild mit der Aufschrift "Dessous und Bademode Scarf' "
Ich zog meine linke Augenbraue hoch. ,,B-bist du sicher?" Kyle antwortete gar nicht mehr auf meine Frage und schob mich einfach in den Laden rein, der überfüllt war mit Unterwäsche, Bikinis und Badenanzügen.

Gott war das unangenehm!

,,Nathalie!", rief Kyle neben mir, wobei ich zusammenzuckte. Kurz darauf kam eine ausdrucksstarke braunhaarige Frau mittleren Alters mit einer knallroten Lesebrille auf der Nase zum Empfang. Als sie Kyle sah, fing sie an, zu strahlen. ,,Kyle, mein Großer, gut schaust du aus." Sie drückte ihm einen Schmatzer auf die rechte Wange. ,,Wie gehts deiner Mutter? Hab länger nichts mehr von ihr gehört."
Der Braunhaarige lachte etwas überfordert. ,,Ihr gehts gut. Nur etwas stressig zur Zeit im Büro."
Jetzt widmete sich Nathalie mir. ,,Oh hallo, Liebes." Sie reichte mir ihre feminine Hand, die ich lächelnd annahm. ,,Ich bin Nathalie Scarf, Kyles Tante. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Ihre sympathische Art füllte den ganzen Laden.
,,Ich heiße Caprice, ich bin eine... Bekannte von Kyle."

Ich wusste nicht so recht ob ich "Freundin" sagen sollte. Ich mein, Freunde waren wir ja nicht. Schließlich hatten wir uns heute erst kennengelernt.

Sie drehte sich daraufhin wieder zu Kyle. ,,Also wenn du noch einmal so eine wie Louise daten solltest, anstatt Caprice, wirst du mein Haus nicht mehr betreten dürfen." Sie stemmte dabei die Hände in ihre hüften und schaute ihn angesäuert an. Kyle verdrehte die Augen, während ich nur im Boden versinken wollte.
,,Nathalie, ich entscheide immernoch, mit wem ich eine Beziehung führe und mit wem nicht, klar?" ,,Ja, aber-" Sie wurde von Kyles Blick unterbrochen, woraufhin sie einen Seufzer abließ und sich wieder mir widmete. ,,Gut, also: was brauchst du, Liebes?" ,,Einen Bikini oder Einteiler. Morgen bin ich wo eingeladen und bräuchte einen. Aber das Budget darf nicht allzu hoch gesetzt sein, wenn es geht." Verlegen strich ich über meinen Unterarm.
,,Sehr schön, ich hab enige Teile, die dir super stehen würden." Sie klatschte enthusiastisch in die Hände und brachte mich zu den Umkleiden. Kyle folgte uns amüsiert.

,,Kyle, du kannst ruhig draußen bleiben, wenn du dich langweilst... ehrlich", versuchte ich es, doch er schien andere Pläne zu haben. ,,Ne ne ne, das will ich schon sehen." Darauf lachte er lauthals, was mich zum Schmollen brachte.

Inzwischen hatte mir Nathalie fünf Bikinis und zwei Einteiler rausgesucht, die mir jedoch alle ziemlich aufreizend zu sein schienen, was mich bei der Auswahl hemmte. Ich zog einige an, aber entweder passten sie nicht oder gefielen mir nicht. Seufzend öffnete ich zum siebten mal die Vorhänge der Umkleide, immernoch ohne Erfolg. Kyle hatte ich verboten in den Hinterraum zu kommen, doch gerade kam er an mit einem dunkelblauen Stofffetzen in der Hand. ,,Ich hab einen schönen gefunden." Er grinste übertrieben und überreichte ihn Nathalie, welche zu quieken anfing. ,,Perfekt! Du hast einen guten Geschmack, Schatz." Kyle verzog sein Gesicht. ,,Nenn mich nicht so." Doch sie ignorierte seinen Kommentar und drückte mich in die Umkleide zurück. ,,Zieh ihn bitte an. Er würde dir unheimlich gut stehen."

Sobald die Vorhänge geschlossen waren, begutachtete ich den Bikini. Der dunkelblaue Stoff war weich und wertvoll. Vorne war ein goldener Stein, der durch das Blau sehr Edel erschien. An der Hose war an den Seiten ebenfalls ein ähnlicher Stein nur bisschen kleiner, der den vorderen Teil mit dem hinteren zusammenhielt. Bedeutete, dass am Bund an der Seite noch mehr Haut gezeigt wurde.
Ich fand ihn großartig. Aber ich würde ihn erst einmal anprobieren, bevor ich auf das Preisschild schauen würde. Das würde mich wahrscheinlich am Kauf hindern.

Angezogen schob ich langsam den bordeauxroten Stoff zur Seite, damit ich mich Nathalie zeigen konnte. Du meinem Pech stand nicht nur sie dort sondern auch Kyle, der wohl nicht gegangen war.
Beide sahen mich mit großen Augen an. Keiner sagte etwas, weswegen ich wohl die erste sein musste. ,,So schlimm?"

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