Kapitel 66

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Die Automatiktür öffnete sich geschmeidig, als ich mich unmittelbar vor der Glaswand befand. Ich ging Schritt für Schritt weiter geradewegs auf die moderngehaltene Anmeldung zu. Im geräumigem Eingangsbereich befanden sich wenige Mitarbeiter in Anzug oder feinen Röcken, die mich mit einem undefinierbaren Seitenblick musterten. Wahrscheinlich deswegen, weil ich gar nicht zurechtgemacht aussah mit meinem hellblauen Hoodie und dem unauffälligen Auftreten, was hier wohl mehr als nur auffällig war. Ich wollte lachen, weil es so absurd war, und weinen, weil ich mich so dermaßen unerwünscht und fehl am Platz fühlte.

Mit einem kurzen Blick nach hinten bemerkte ich, dass der große und unheimliche Typ von gerade eben am Eingangsbereich zum Stehen gekommen war und sich mit verschränkten Armen dort platziert hatte.

Und jetzt?

Ich ging einfach zur Anmeldung weiter, wo sich zwei hübsche Damen befanden, die mich mit einem schlichten und aufgesetzten Lächeln begrüßten, als ich am Tresen ankam.

Was jetzt? Kannten sie überhaupt Nick allein anhand seines Nachnamen? Dies schien ein großes Unternehmen zu sein.

,,Wie kann ich Ihnen behiflich sein?", fragte mich die eine. Ihr perfekter Dutt und ihre rot bemalten Lippen ließen sie sehr streng, aber dennoch unglaublich attraktiv wirken. Ihr blauen Augen strahlten und könnten beinahe in einer Werbekampagne aufzufinden sein.

Die modernen orangenen Lichter an der Wand hinter ihr und die ganzen Glasfronten, rechts und links von einem kleinen Wasserfall waren, der den Ort noch imposanter machte, lenkten mich fast von der simplen Frage ab, die sie mir gestellt hatte, die ich schnellstmöglich beantworten sollte, um noch nicht noch mehr negativ aufzufallen.

,,H-hallo, ich glaube, ich habe einen Termin bei Nick Hovis", brachte ich hervor und erntete nur einen schadenfrohen und zugleich genervten Blick. Ich spürte auch die Augen von der anderen Empfangsdame neben ihr auf meiner Haut, die meine Selbstsicherheit niedertrampelte. Das klingelnde Telefon löste jedoch ihren Blick und sie nahm parallel zu unserem Gespräch ab.

,,Ich glaube, dass das ein netter Versuch war, aber ich Ihnen versprechen kann, dass Mister Hovis zur Zeit besseres zu tun hat, als Ihnen Gesellschaft zu leisten. Er ist ein vielbeschäftigter Mann, also müssen Sie entschuldigen, dass er sich nicht mit einer kleinen Schwärmerin treffen kann. Auf Wiedersehen." Mit offenem Mund stand ich vor der Blondine und konnte aufgrund dieser Kälte keine Worte herausbringen.

Wie konnte ich ihr erklären, dass Nick mir sogar anbot, hierher zu kommen. Vielleicht sollte ich ihn anrufen?
,,Miss-" Ich schaute auf ihr Namenschild über ihrer Brust. ,,White, ich habe wirklich ei-" Sie unterbrach mich. ,,Sie glauben gar nicht, wie viele Mädchen wir hier schon stehen hatten und dasselbe gesagt haben." Sie blickte mich also leicht entschuldigend an und machte eine ausladende Geste. Seufztend gab ich auf und wollte mich gerade umdrehen, als mich eine Stimme davon abhielt.

,,Caprice Evans?", ertönte es.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und die Empfangsdamen taten es mir gleich. Eine schöne Frau kam auf mich zu. Ihre schulterlangen braunen Haare lagen in weichen Wellen auf ihren Schultern und ihr zahnpastaweißes Lächeln erweckte sofort Aufsehen. Mit einem kühlen Lächeln kam sie auf mich zu und reichte mir ihre Hand, die ich überfordert annahm. ,,Ich bin Miss Val, die Sekretärin von Mister Hovis. Wir haben telefoniert."

Mir ging sofort ein Licht auf. Ich hatte sie mir ganz anders vorgestellt.

,,Hallo", erwiderte ich ruhig, woraufhin sie sich mit einer gleichgültigen und beinahe schon herablassender Miene an die Empfangsdamen wendete. ,,Sie ist eine Bekannte. Er weiß davon." Damit drehte sie sich um und lief voraus. Nach ein paar Schritten drehte sie sich zu mir um und sah mir auffordernd entgegen. Unsicher sah ich noch einmal zu den zwei Frauen, die mich keines Blickes mehr würdigten, folgte daraufhin Miss Val zügig Richtung Aufzug. Ich wusste ünerhaupt nicht, was hier abging.

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