Und meinen Stolz, so bemerkte ich gerade, würde schwer werden, beizubehalten. Immerhin lag ich trotzig mit verschränkten Armen neben Nick auf seinem großen hohen Bett und ärgerte mich darüber, dass ich es nicht geschafft hatte, mich gegen ihn zu wehren. Wie konnte jemand nur so konsequent sein?
Nick löste sich von seinem Buch und drehte sich zu mir. Er hatte eine schwarze Brille auf, die ihm unfassbar gut stand. Sie machte ihn noch intellektueller und erinnerte an den einzigen heißen Lehrer an der Schule, von dem man aber nicht unterrichtet wurde.
,,Hun, leg dich jetzt schlafen. Es ist spät" murrte er mit seiner tiefen Stimme, woraufhin ich mich auf die linke Seite legte und ihm mürrisch meinen Rücken zeigte. Ich wollte doch nur nach Hause und dass alles wieder gut wird. Ich fühlte mich einsam und unterkühlt. Meine Brust schmerzte und mein Herz pochte angestrengt, während ich an den heutigen Tag dachte. Ab heute würde alles anders werden, das war mir klar.
,,Caprice?"
Ich antwortete ihm nicht. Ich wollte nicht. Ich konnte nicht.
Er knipste seine Lampe aus und legte anscheinend sein Buch auf sein Nachttisch, was mir das stumpfte Geräusch vom Umschlag auf Holz verriet. Es raschelte und kurz darauf spürte ich einen schweren Arm über meiner Taille liegen.
,,Ich will dir doch nichts Böses. Ich möchte dich nur schützen, glaub mir das. Ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert." Er machte eine kurze Pause, in der ich vor Stille unruhig wurde. ,,Sei meinem Bruder gegenüber nicht so leichtgläubig. Vertraue ihm niemals, egal was passiert."
Aus Angst, meine Stimme würde versagen, schwieg ich und nahm seine Wörter passiv auf.
,,Und.. bitte wende dich nicht ab. Ich lasse dich nicht alleine, versprochen", murmelte er leise.
Lange Zeit kam nichts mehr von ihm, was mich wissen ließ, dass er direkt neben mir eingeschlafen war. Dunkelheit und Frost umhüllte mich, nockte mich beinahe aus. Auch wenn ich wusste, dass er hinter mir lag, fühlte ich mich alleine und meine Hände beschmutzt. Ich war auf solch Veränderungen nicht vorbereitet.
~
Dunkelheit wurde in warmes rotes Licht getaucht und kitzelte an meinen Lidern. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und schaute dem mit der Sonne erhellten Außenwelt entgegen. Müde realisiert ich, dass ich immernoch in Nicks Zimmer lag. Ich setzte mich mühsehlig auf und schaute neben mich auf die leere Matratze. Wo war Nick? Ein Blick auf die Weckeruhr verriet mir, dass es bereits 10 Uhr war und sich Nick sicherlich auf der Arbeit befand.
Ich schwang mich vom hohen Bett und tapste aus dem Schlafzimmer Richtung Küche. Ich hatte starken Hunger, was mir ein ungesundes Magenknurren bestätigte. Mein Bauch zog und flehte nach Nahrung. Ich öffnete den Kühlschrank und schnappte mir Milch und aus dem hohen Schrank Müsli. Zusammen mit einer Schüssel und einem Löffel balancierten ich alle Gegenstände vorsichtig Richtung Tisch und stellte sie dort heil ab. Während ich mich hinsetzte klingelte das Telefon, weswegen ich genervt einen Laut von mir gab und wieder aufstand. Zügig lief ich ins Wohnzimmer auf das klingelnde Gerät zu und nahm es hastig ab, während ich unsicher ,,Hallo?" fragte. Immerhin wusste ich nicht, was ich sagen sollte, schließlich war das hier Nicks Haus, einem erfolgreichen, reichen und geheimnisvollen Mann.
Die stimme einer Dame drang durch das Telefon. ,,Miss Evans?", überraschte mich die Frau am anderen Ende der Leitung. Woher wusste sie, dass ich am Telefon war? Wer war das?
,,Ja?", antwortete ich eher mit einer Frage.
,,Miss Val hier, die Sekretärin von Mister Hovis. Er gab mir den Auftrag, Ihnen eine Nachricht zu überbringen. Ich sollen Ihnen sagen, dass er auf seiner Arbeit ist und spätenstens 18 Uhr wiederkommt. Sie sollen sich etwas zu Essen machen und keinesfalls Essen bestellen. Sie können ebenso, falls Sie es wünschen, einen Bodyguard anfordern und ihn besuchen kommen."
Mit offenen Mund starrte ich die Wand an. Wie bitte? Hatte ich das gerade richtig verstanden? Sekretärin? Bodyguard? In was für einer Welt lebt Nick? War das gerade ein Scherz?
,,Äh.. ich-", stotterte ich überfordert. Was antwortet man auf sowas?
,,Soll ich Ihnen jetzt jemanden schicken, der Sie fährt?", fragte diese Miss Val mich gespielt freundlicher Stimme.
,,Ich äh.. ja, denke schon?" Ich wusste nicht einmal, was ich hier gerade machte.
Ich wollte hier zuhause bleiben und mich mit einem Kakao und meinem Frühstück vor den Fernsehr setzen und im Selbstmitleid versinken. Jetzt wurden meine Pläne durchkreuzt von meiner eigenen Dummheit und Unsicherheit. Warum musste ich auch ,,Ja" sagen, wenn ich ,,Nein" meinte und mich dann nicht trauen, mich zu verbessern. Jetzt habe ich die Scheiße am Hals.
,,Okay, seien Sie in einer halben Stunde bereit", sagte sie monoton und legte anschließend auf. Gehetzt knallte ich das Telefon aud die Kommode und ging duschen.
Nach genau 30 Minuten klingelte es, worauhin ich meine Jacke schnappte und dann nach unten lief. Ich öffnete die schwere Tür und ein großgebauter, in Anzug gekleideter Mann stand vor mir, der mich mit ernster Miene begutachtete. Ich fühlte mich direkt unwohl, als er mich frage, ob ich Caprice Evans sei. Doch ich nörgelte nicht und folgte ihm zu einem scharzen Jaguar, in den ich zögerlich einsteig. Er startete den aufheulenden Motor und fuhr los.
,,Als was arbeitet Nick?", durchbrach ich die Stille. Er verzog keine Miene. ,,Äh als was abreitet Mr. Hovis?", verbesserte ich mich. Doch dieser Typ würdigte mich lediglich eines knappen Seitenblickes und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
Nach einer viertel Stunde Fahrt hielten wit mitten in der Stadt vor einem Hochhaus, zu dem ich staunend nach oben sah. Es war voll mit Glas geschmückt und trotzte nur so vor Ruhm. Mit zittrigen Beinen stieg ich wie dieser Mann auch aus dem abgestellten Wagen und lief den schicken Steinboden geradewegs zum riesigen Glaseingang.
Verdammt, war ich aufgeregt.
Ich hatte die letzten Wochen wenig Zeit, aber heute Abend habe ich euch dieses Kapitel noch geschrieben. Hats euch gefallen? Was denkt ihr, erwartet Caprice?
Ich freue mich auf die nächsten Kapitel:) ihr auch?
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Besessen
RomanceSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...