Er sah mir direkt in die Augen. Es fühlte sich so an, als ob dieser Mann durch diese Schärfe meine Seele sehen könnte. Er war relativ groß, hatte eine männliche Austrahlung, sehr dunkle schöne Haare und diese fesselnden grauen Iriden, die mir so bekannt vorkamen. Aber ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen.
Oder?
Ich wendete den Blick von ihm ab, da mir Melly unauffällig zugepfiffen hatte und mit einer Kopfbewegung Richtung eines Tisches machte, den ich von hier aus nicht sehen konnte. Natürlich! Der Kaffee!
Schnell drehte ich mich um, um die zwei Tassen einem Pärchen zu bringen, als ich auf einmal gegen jemanden lief und das Geschirr krachend zu Boden fiel. Erschrocken schaute ich auf und konnte den geheimnisvollen Mann ausmachen, der verärgert auf mich hinab guckte. Ich sah weiter runter und realisierte, dass ich diesem Mann sein Hemd versaut hatte. Es war voller Kaffee!
,,Oh nein, es tut mir so leid!"
Oh nein, oh nein, das wird so viel Ärger geben.
,,Sir, ich wollte wirkl-" ,,Schon gut, Kleine," unterbrach er mich leicht genervt. Ich begann die Scherben aufzuheben und sah verzweifelt nach oben. ,,Ich mach das wieder gut. Ich zahl die Reinigung!" Ich legte die Scherben beiseite und zog aus meiner Brusttasche der Schürze ein Tuch, um ihm behilflich zu sein, doch anders als erwartet griff er mit Leichtigkeit nach meinem Handgelenk. Er hielt es fest umschlossen und sah mir tief in meine Augen. ,,Schätzchen, wie wäre es, wenn du mir einfach einen Kaffee zahlst und dich zu mir setzt?" Meine Augen weiteten sich. ,,Sir, ich glaube nicht, dass das eine gute I-" ,,Caprice!", hörte ich es plötzlich hinter mir zischen. Melly stand mit zusammengekniffenen Augen vor mir und sah urteilend zu mir. Hilflos sah ich zurück, was sie nur seufztend kommentierte.
,,Tut uns wirklich leid, Mister. Wir werden ihnen eine Entschädigung anbieten. Dürfte ich mir kurz unsere Mitarbeiterin ausleihen?" Der Typ nickte nur genervt und steuerte einen Tisch an, an dem er Platz nahm.
,,Sei verdammt nochmal froh, dass Miss Clarks vorhin schon gegangen ist. Sie wäre sehr sauer geworden. Sie kennt diesen Mann. Er soll wohl ziemlich mächtig und erfolgreich sein, was sein Einfluss angeht. Pass lieber auf." Benommen nickte ich. ,,Und mach einfach, was er will. Ich räum das auf, aber versau es dir nicht mit ihm." Sie hatte ihre Hände auf meine Schultern gelegt und schaute mir eindringlich in die Augen. Es schien wohl wirklich wichtig zu sein. Ich bließ Luft aus meinem Mund aus. Ich musste wohl nachgeben. Noch einmal nickte sie mir beruhigend zu, ehe ich mich umdrehte und mit hochrotem Kopf und kleinen Schritten auf diesen gutaussehenden Mann zuging.
,,Ich werde Ihre Bitte nachtürlich annehmen und umsetzen. Das mit dem Kaffee war wirklich keine Absicht!", versuchte ich mich weiterhin zu entschuldigen, während ich mich gegenüber von ihm hinsetzte. Er grinste nur frech und beugte sich leicht vor. ,,Normalerweise brauch ich keine Gesellschaft von irgendwelchen Kellnerinnen, aber ich hatte heute einen schlechten Tag und hab diese Gelegenheit nur zu gerne ausgenutzt." Er stützte seinen Kopf auf seinen Armen auf. ,,So, darf ich auch deinen Namen erfahren, Liebes?" Ich knetete meine Hände unter dem Tisch, weil ich wirklich aufgeregt war. Ich wusste nicht, mit der Situation umzugehen. Ich konnte nicht in seine Augen sehen und schaute hinab. Die ersten Knöpfe seines Hemdes waren offen und unter diesem blitzte sein muskulöser Oberkörper hervor. Sein Jacket lag neben seinem Schoß. Gott sei Dank wurde dieses nicht schmutzig. Das wäre sicher eine viel größere Summe an Entschädigung bei herausgekommen.
,,Ich bin Caprice", murmelte ich. Diese Situation kam mir nur zu bekannt vor.
,,Schöner Name", grinste der mir noch namenlose Mann. ,,Und Sie?", fragte ich meinen Blick nun wieder erhoben. Er zog eine Augenbraue hoch. ,,Und wie heißen Sie?" Er öffnete gerade den Mund, als die Cafétür aufgerissen wurde und ein wutentbrannter Nick dort stand. Ich riss meine Augen auf und alle starrten ihn an. Nur der namenlose Schönling vor mir grinste. Nick stampfte direkt auf uns zu und riss mich grob an meinem Oberarm hoch. Ich gab einen schmerzerfüllten Laut von mir, aber das schien ihn kein bisschen zu interessieren.
,,Verdammt, Nick, was soll das? Was machst du hier?"
Er würdigte mich keines Blickes und fokussierte allein meinen ehemaligen Gegenübersitzenden mit einem solch wütenden Blick, dass ich Gänsehaut bekam. Es brodelte in ihm.
,,Sprich nie in deinem ganzen Leben wieder mit ihm", knurrte er angespannt. Er presste seinen Kiefer aufeinander.
,,Was-", wollte ich gerade fragen, als er mich barsch unterbrach. ,,Ich habe gesagt, rede nie wieder mit ihm!", schrie er mich an. Ich zuckte zurück und bekam wässrige Augen. Noch nie hatte er mich so angeschrieen.
,,Na na na, was brüllst du hier denn so rum? Ich hab doch überhaupt nichts schlimmes gemacht, Nick." Seine Augen funkelten ihn an, während er sich langsam von seinem Platz erhob.
Moment! Nick? Er kannte ihn?! Ungläubig beobachtete ich das Szenario. Was sollte das ganze hier?
,,Halt deine verdammte Klappe. Es interessiert mich kein bisschen, was du darüber denkst." ,,Das solltest dich aber, mein Guter", sagte der fast Schwarzhaarige mit Blick in meine Richtung. Er leckte sich über seine Lippen. ,,Denn du solltest schließlich wissen, dass ich immer das bekomme, was ich will." Er hauchte diese Worte mit so einer Intensivität, dass Nick ausholte und ihm eine verpasste. Er sackte ein unf hielt sich seine Wange.
,,Wage es ja nicht!"
Der Dunkelhaarige richtete sich wieder auf und fing an, zu lachen. Es erreichte jedoch seine Augen nicht, denn sie verloren an Wärme und dem Feuer, das ich vorhin gesehen hatte. Es herrschte eine Kühle hier im Raum, ausgelöst von diesen beiden Männern vor mir.
Ich wollte schon auf ihn zu gehen und ihm helfen, denn er blutete, Nick jedoch riss mich grob wieder zurück und fauchte. ,,Du bleibst hier!"
,,Du hast dich verändert." Seine Mundwinkel zogen sich spöttisch hoch. Er wischte sich einmal mit seine Ärmel über seine blutende Lippe und drehte sich um. Er lief auf den Ausgang zu und drehte sich noch einmal um.
,,Du müsstest, doch selber wissen, dass ich nicht dein Verbündeter bin. Also erwarte nicht, dass ich meinem Feind den Weg zu seinem Ziel frei mache." Er intensivierte ihren Augenkontakt und strich sich durch seine schwarzen Haare. ,,Wie ich es pflege zu sagen: Bis zum nächsten Treffen, Bruder."
Tut mir so leid, dass ich so spät dran bin. Ich schaffe es einfach nicht immer, den Termin einzuhalten. Ich hoffe, ihr seid nicht allzu sauer.
Wie findet ihr das Kapitel? Zufrieden? Kritik?
Wäre froh über eine Rückmeldung.
Bis bald meine Lieben:)

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Besessen
RomanceSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...