Kapitel 51

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Inzwischen war es schon 4 Uhr Nachmittags. Das Spiel begann sehr bald und alle tummelten sich schon nach und nach auf die Tribüne und nahmen aufgeregt Platz. Ich lief mit der Karte in der Hand umher und versuchte verzweifelt meinen Sitzplatz zu finden. Als ich endlich nach ständigem Anrempeln und Entschuldigen die richtige Sitzreihe gefunden hatte atmete ich erleichtert ein. Freundlich winkte ich schon der kleinen Gruppe an Mädchen zu, die ich sofort ausfindig machen konnte.
,,Hey", murmelte ich leise. Ein paar "Hi" kamen zurück und schon setzte ich mich neben Lola, die direkt neben Catherine saß.

,,Leute, wir brauchen noch unsere Getränke und alles." ,,Was wolltet ihr denn jetzt?" ,,Die Cola und große Pommes." ,,Hä, ich dachte ihr wollt Hot Dogs!" ,,Ich will ja auch einen Hot Dog, Kate aber nicht." ,,Also dann zwei oder einen insgesamt?" ,,Zwei, aber ich gehe die nicht holen." ,,Ich auch nicht." ,,Du musst aber Catherine, ich war letztes mal."
So ging das die ganze Zeit, weswegen ich nur genervt seufzte. Konnten die sich nicht wie normale Menschen einigen?
,,Ich kann die Sachen holen gehen, ihr müsst mir nur nochmal sagen, was ihr alles wollt." Alle schauten erstaunt zu mir, wahrscheinlich weil sie nicht erwartet hatten, dass ich was sagen würde. Dankend sah mich Catherine an und zählte erneut alle Wünsche auf. ,,Ist okay, bin gleich wieder da." Damit erhob ich mich und lief wieder den Weg zurück zu den Essenständen.

Die Schlange war wirklich lang und innerlich musste ich schon aufstöhnen. Wieso nochmal hatte ich mich freiwillig dazu entschieden, das Essen für alle zu holen?

Ich war sehr darin vertieft, die beste Anstellmöglichkeit bei dieser Menschenmasse zu finden, dass ich promt mit jemand großem zusammenstieß. Ich knallte mal wieder aufgrund meiner geringen Körpermasse auf den Boden und konnte mich aber schnell wieder aufrappeln. Ohne demjenigen in die Augen zu sehen, murmelte ich eine knappe Entschuldigen und wollte eigentlich meine Suche fortsetzen, als mich eine raue und tiefe Stimme davon abhielt, die mir einen Schauer über den Rücken fahren lässt.

,,Du scheinst echt nicht, die Finger von mir lassen zu können."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und versteifte mich minimal. Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und konnte direkt seinem verschmitzten Grinsen entgegenblicken. Was machte er hier?

,,So erstaunt mich zu sehen, Honey?"

Irritiert blinzelte ich den Braunhaarigen an. Eigentlich ging ich stark davon aus, dass wir unsere nächste Begegnung mit weniger Vertrautheit führen würden, wenn man unsere letzte Auseinandersetzung betrachtete. Schließlich hatte er mich mit seinen Worten letztes mal verletzt.

,,Was machst du denn hier?"

Nick fuhr sich lächelnd durch die Haare. ,,Ich feuer mit einem Freund von mir seinen Bruder an. Er ist auf der Clairmont High." Erstaunt sah ich ihn an. Ich hätte nicht erwartet, dass jemand wie Nick seine Freizeit damit opfert, die Footballspiele vom Bruder eines Freundes anzusehen.

,,Wie schön", meinte ich schließlich, woraus eine kleine Pause folgte. Ich verlagerte mein Gewicht von ein Bein auf das andere und neigte meinen Kopf etwas, während mich Nick wieder einmal scharf musterte. Unter seinen Blicken kribbelten immer meine Hände und wurden feucht. Allein seine Präsenz machte mich nervös. Aber wieso? Weshalb konnte dieser Mann so viel mit mir anstellen, ohne wirklich etwas an der Situation aktiv beizutragen.

,,Und wie", kam es gleichgültig von ihm. Grinsend beobachtete er meine nervösen Bewegungen. ,,Möchtest du dir nicht etwas zu Essen holen?" Ich wurde rot und fing an, zu stottern. ,,O-oh ja klar, richtig."
Ich begutachtete wieder wie Menschenmasse und stellte mich einfach an die schnellst beste an. Nick, wie ich mit einem Schulterblick bemerkte, folgte mir tiefenentspannt mit Händen in den Hosentaschen.

,,Wegen Freitag... ich wollt-" ,,Musst du nicht zu deinem Freund?", unterbrach ich ihn unverschämt. Überrollt von meiner urplötzlichen Sicherheit in meiner Stimme schaute mich Nick überrascht an, fasste sich aber schnell und knurrte etwas verstimmt. ,,Nein, den find ich eh erstmal nicht in dieser Menge." Nun fing er doch wieder an zu schmunzeln. ,,Außerdem hab ich es lieber, meine Zeit mir dir zu verbringen." Nick fing laut an, zu lachen, als er meinen Gesichtsausdruck sah, weswegen mir das Blut komplett in den Kopf schoss und ich mich schnell wieder nach vorne umdrehte, um ihm den Rücken zuzudrehen und somit seinen Blicken auszuweichen. Es half wie ein Schneckenhaus, doch leider konnte ich mich nicht verstecken. Er konnte mich sehen, ich ihn aber nicht; wie ein kleines Kind.

,,Ach komm schon Caprice."

Konsequent zeigte ich dem großen jungen Mann meine Hinterseite, als ich auf einmal einen heißen Atem an meinem Nacken spürte. ,,Ich weiß genau, dass du genauso fühlst, Sweety", hauchte Nick gegen mein Ohr, weswegen sich an meinem ganzen Körper meine feinen Haare aufstellten. Perplex drehte ich mich nun doch zu Nick um, der mich mit einem undefinierbarem Blick ansieht. Starr schaute er mir in die Augen. Unsicher kaute ich auf meiner Lippe. Machte er wieder mal einen schlechten Spaß mit mir?

Er spielt nur.

,,Nick, ich-" ,,Lass das." Irritiert sah ich ihn an. Was meinte er?
,,Was-" ,,Hör auf damit!", knurrte er. Seine Augen hatten sich etwas verfinstert. Sein Blick wanderte von meinen Augen etwas runter zu meinen Lippen, auf denen ich die ganze Zeit unbewusst draufgebissen habe. Sofort hörte ich auf, konnte aber nicht aufhören, in seine Augen zu starren. ,,Wenn du das noch einmal machst, kann ich dir nichts mehr versprechen."

Seine Stimme tief, seine Augen dunkel, seine Größe angsteinflößend und seine Aura unglaublich stark.

Aber ich verstand nicht... Was kann er nicht versprechen? Wovon sprach er?

Nick musste wohl meinen fragenden Blick bemerkt haben, denn er kommentierten diesen, dessen Zusammenhang ich trotzdem nicht ganz begriff.

,,Ach Caprice, so unschuldig und rein."

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