Kapitel 67

4K 167 32
                                    

Ich schaute hoch, als Nick mit neutraler Miene in den Nebenraum eintrat und auf mich zukam. Er blieb vor der Couch, die dort neben zwei Sesseln und einem kleinen Glastisch platziert war, stehen und schaute auf mich herab.

,,Erinnerst du dich noch an gestern?", fragte er mich mit einem seltsamerweise erfreuten Ausdruck. ,,Ja", antwortete ich stumpf. Ich könnte ich sowas vergessen?

,,Ich wollte, dass du all deine Klamotten mitnimmst, weil ich mit dir etwas vorhabe", ignorierte er mein trübseeliges Gemüt und fuhr fort. ,,Wir gehen heute Abend essen. Und zwar nicht irgendwo." Er zeigte mit seinem Finger aus dem riesigen Fenster und deutete auf ein modern beleuchtetes Hochhaus, auf dessen Spitze eine Art Plattform war, so wie ich es von der Ferne erkennen konnte. Es sah protzig aus und niemals im Leben wäre ich alleine auf die Idee gekommen, solch einen Ort zu besuchen. Zumal die finanziellen Mittel fehlten. Es war mir und meiner Familie einfach zu hoch.

Nick schien eine Reaktion zu erwarten, denn er guckte mich prüfend an, ehe er seufzte. ,,Du kennst das Restaurant und die Bar nicht, oder?" Ich biss auf meine Lippe und schüttelte den Kopf. Woher sollte ich es auch kennen? Mit solchen exklusiven Sachen hatte ich nichts am Hut. ,,Lass es auf dich zukommen, Baby."

Gerade öffnete eine Dame die Tür und unterbrach unser Gespräch. ,,Ah Misses Jackson, gutes Timing. Helfen Sie ihr bitte, ich bin dann gleich fertig und komme", sprach er zu ihr. Sie nickte nur und ich hatte mal wieder keine Ahnhng, was abgeht. ,,Nick?", fragte ich deswegen nach. Er drehte sich zu mir und lächelte. ,,Ich habe von deinen Klamotten ein paar aussuchen lassen. Zieh dich um, wir werden zeitig gehen." Damit lief er Richtung Ausgang und hob zum Abschied noch schnell die rechte Hand.

Stutzig schaute ich ihm nach, ehe mich die Frau ansprach. ,,Miss Evans, folgen Sie mir in das Nebenzimmer. Da kann ich Ihnen beim Umziehen helfen." Sie packte mein Handgelenk und zog mich zu einem winzigen Raum, welcher mal eine Abstellkammer gewesen sein könnte.

Misses Jackson griff nach dem Rand meines Pullovers und zog ihn mir über den Kopf. Mit roten Kopf stand ich nun in Bh vor ihr. Sie würdigte meinem Körper jedoch keinerlei Blicke; sie machte sich eher an meiner Hose zuschaffen. ,,Ah ich mach das schon", unterbrach ich sie in ihrem Vorhaben und striff die selber ab. Sie drehte sich um und griff nach einem schwarzen Stück Stoff, welchen ich skeptisch beobachtete. Das war sicherlich nicht aus meinem Kleiderschrank.

Sie ließ mich in das Kleid einsteigen und zog den Reißverschluss sanft zu. Der Stoff war kühl und lag federleicht auf meiner Haut. Es ging mit knapp über die Knie und hatte längere Ärmel. Die kleinen goldenen Details auf dem Kleid machten es wunderschön und umso mehr sehnte ich mich danach, eine dem Kleid würdige Figur zu haben. Passende hohe Schuhe waren auch bereitgestellt.

Zum Schluss steckte mir die nette Dame meine langen Haare hoch und begutachtete mich zufrieden. ,,Ach und das hier noch, Liebes", sagte sie, während sie mir eine schwarze kleine Handtasche zusteckte, die befüllt war. Mit was, konnte ich nicht mehr fragen, denn sie schob mich sanft aus der Türe und ließ mich im Raum stehen. Nick stand bereits einige Meter vor mir im Raum und musterte mich still. Beschämt strich ich mir eine Strähne hinter das Ohr. ,,Nicht gut?" Er schüttelte den Kopf und mein Herz tat ein bisschen weh, weil ich Nick irgendwie doch gefallen wollte. Er hatte mit Sicherheit schon so viele schöne Frauen gesehen.

,,Du siehst wundervoll aus, Honey."

Mein Augen suchten wieder die seine und mein Gesicht wurde augenblicklich rosa.

,,Wirklich?"

Nick griff als Antwort nach meiner Hand und zog mich mit. ,,Ja, und jetzt komm. Wir haben noch was vor."

~

Zuammen verließen wir den Aufzug und liefen den Teppich zum Ausgang entlang, wobei ich bemerkte, dass wir nicht unentdeckt blieben. ,,Hast du deine Tasche?", fragte mich Nick mit einem Blick Richtung meiner Hand. Ich nickte verwirrt. Bevor ich jedoch fragen konnte, was es mit dieser auf sich hatte, begann er ein neues Gesprächsthema. ,,Das Kleid war übrigens nicht aus deinem Schrank. Da war nichts Brauchbares dabei", sagte er ohne Skrupel. Empört bließ ich die Wangen auf. ,,Ich habe brauchbare Klamotten. Du hast nur keine Ahnung", konterte ich schlecht und war verletzt. Nick musste aber nur lachen und beließ es dabei.
Er lief draußen auf eine schwarze S-Klasse zu, deren Türen uns geöffnet wurde. Das war alles so neu für mich. ,,Es wird dir gefallen, da bin ich mir sicher."

Nach der Fahrt wurden wir vor dem Hochhaus herausgelassen, dessen 89stes Stockwerk wir betreten hatten. Wir wurden von einem Kellner zu einem Tisch geführt, von dem wir die ganze Skyline sehen konnten. Ich war hin und weg und wusste nicht, wohin ich als erstes sehen wollte. ,,Oh mein Gott, Nick, da hinten ist dein Arbeitsplatz; und dort ist dieses Einkaufszentrum. Glaubst du, ich finde mein Zuhause von hier?", bombardierte ich Nick, während ich aufgeregt auf die Stadt hinunter guckte. Irgendwann sah ich zu ihm, da er mir keine Antwort gab und bermekte, dass er mich die ganze Zeit angestarrt hatte. ,,W-was?" Er schüttelte den Kopf. ,,Nichts, nichts." Er grinste. ,,Lass uns bestellten".

Der Kellner kam und nahm unsere Bestellung auf. Diskret verließ er den Platz und ließ uns alleine. Gerade wollte ich Nick fragen, warum er dies für mich tat, als es eine Unterbrechung gab. Eine junge Brünette in rotem Kleid lief auf unseren Tisch zu und lächelte fröhlich. ,,Nick? Ich glaube es nicht! Du hier?" Nick lächelte ebenfalls glücklich. ,,Miranda? Was eine Überraschung!" Er wollte aufstehen und ihr entgegenkommen, weswegen ich auf meine Hände schaute. Er war so viel bekannter und beliebter als ich es jemals sein werde. Es war doch immer das gleiche. Ich schaute noch einmal hoch und erstarrte.

Mein kleines Herz blutete und doch war keine rote Flüssigkeit zu sehen.

Wie dies möglich war?

Wenn ich sah, wie er seine wunderschönen Lippen auf die ihre legte.







Erstmal vielen vielen Dank für 200k Reads. Ich bin so stolz und glücklich darüber. Ein großes Dankeschön an euch. Fühlt euch gedrückt.
Ich habe aufgrund des kleinen Anlasses vor, gleich zwei Kapitell hochzuladen, damit ich euch ein bisschen zurückgeben kann. In wenigen Minuten wird das nächste Kapitel kommen. Viel Spaß!

BesessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt