Blitzschnell schmiss ich die Teufelswaffe zurück und legte die Ordner ungefähr so auf den Tisch wie es zu Beginn aussah. So leise aber dennoch so schnell wie möglich sprintete ich aus dem Raum und schloss die Tür. Mein Herz klopfte tierisch stark, während ich die Schritte von Nick hörte, die sich mir näherten. Ich versuchte noch schnell von dieser Tür wegzukommen, als auch schon seine Stimme ertönte.
,,Caprice!", lächelte er mich an, doch er stoppte sich und das mit dem Hauch von Belustigung. ,,Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen." Ertappt lächelte ich, versuchte dies jedoch zu kaschieren. ,,Ich hab mich nur erschrocken. Habe dich nicht kommen hören", redete ich mich heraus, was er zu glauben schien. ,,Was machst du schon hier? Ich dachte, du würdest erst um halb sieben nach Hause kommen?" Er zog seine Augenbrauen nach oben und zog sich seine Jacke aus. ,,Ich wollte nach meiner Kleinen sehen, da sie schließlich vor Langeweile sterben würde, so wie ich sie kenne", machte er sich liebevoll über mich lustig.
Bei dem Wort ,,meiner Kleinen" klingelte eine leise Glocke in meinem Kopf, die mich an das gestrige Szenario denken ließ. Seine Exfreundin habe ihn aus Provokation vor mir geküsst und mich damit leiden gelassen. Offensichtlich bewusst. Das Klingeln ließ mich an die Unloyalität Nicks erinnern, die ich eigentlich nicht fordern dürfte aber tue. Schließlich war er mir unglaublich wichtig.
,,Hör zu-", begann er zögerlich und seufztend, woraufhin ich meine Ohren spitzte. ,,Ich habe über etwas nachgedacht", fuhr er fort. Auffordernd sah ich ihn an. ,,Ich weiß, dass es dir nicht gefällt so ohne Handy, Ausgang, Schule und somit jeglichen Kontakt von der Außenwelt. Vermutlich werde ich dich nicht ewig hier festhalten können." Er legte eine Pause ein. ,,Das steht mir rechtlich und vorallem menschlich nicht zu."
Ich konnte mir gerade noch so ein erfreutes Lächeln verkneifen, das aus der Vorfreude entsprang. Schließlich wusste ich bereits, was er damit sagen wollte. Es würde Kompromisse geben.
,,Ich erlaube dir, dein Handy zu nehmen und zur Schule zu gehen", sagte er, als wäre er bereits Herrscher seiner kleinen Welt und Herrscher über sich selbst, anders als Marvin es erzählte. Nick hob mahnend seinen Finger. ,,Unter zwei Bedingungen: erstens wirst du von meinem Fahrer sowohl hingefahren, als auch abgeholt; zweitens lässt du jedes einzelne Detail von deinem Leben mit mir teilhaben." Er kam schreitend auf mich zu und sah anschließend dominant auf mich hinab. ,,Und du wirst mir nicht widersprechen, wenn ich Verbote auslege. Haben wir uns verstanden?"
,,Und wenn ich ablehne?", fragte ich provokant, wodurch sich seine Augen böse verkleinerten und sich ein minimalistisches Grinsen herbeischlich. ,,Wenn du ablehnst, wirst du dieses Haus nicht mehr verlassen und hier drinne verrecken. Keine Freunde, keine Partys, kein Handy, keine Schule, kein Alkohol, keine Treffen, kein Spaß. Sei gottverdammt dankbar, dass ich mit dir Kompromisse eingehe, wenn ich dich hier schon für umsonst wohnen lasse." Ich nickte und schaute zur Seite. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Sein Geruch und sein verdammt männliches und herrisches Auftreten machten mich ganz wirr. Nick ließ sich das jedoch nicht gefallen und legte seine Finger unter mein Kinn, um es hochzuführen. ,,Also, was sagst du?" Die gerade zu offensichtliche Antwort von mir an das Angebot ließen ihn lächeln; mich fast. Immerhin waren mir nun ein paar Freiheiten gestattet, die ich nur zu gerne ausnutzen werde.
Nicks graue Augen musterten mich nach einer kurzen Zeit des Schweigens. Er legte seinen Kopf kaum merklich schief und blinzelte nicht, so fokussiert schien er. ,,Du hast abgenommen", sprach der Braunhaarige so nah vor mir. Eher zu mir oder zu sich selbst, wusste ich nicht.
Automatisch sah ich an mich herunter. Der zu große hellblaue Pullover von mir verdeckte Gott sei Dank das meiste. Das einzige waren wohl meine durch den hochgeschrubbten Pullover freigelegten Handgelenke und meine Beine, die in dicke Wollsocken mündeten. Ich konnte jedoch keine mageren Stellen sehen, die mir sicherlich aufgefallen wären, wenn ich welche hätte, weswegen er von mir nur einen verständnislosen Blick bekam.
,,Oh, mein armes kleines Baby." Er sah mich fürsorglich an, was mein Herz schneller hüpfen ließ. Es freute mich jedes Mal, wenn man mir zeigte, dass man wegen mir Sorgen hatte, auch wenn das grundliegend schlecht war. Er schenkte mir die Liebe, die ich von meinem Vater nie bekam.
Nick nahm mich liebevoll in den Arm und presste meinen Kopf auf seine Brust. Streichelnde Berührungen stillten meinen inneren Sturm der Aufregung. Sei er durch die letzten zwei Tage, Wochen oder sogar Jahren entstanden. Er ließ die dadurch fegenden Blätter auf einmal stillstehen und eine Ruhe einkehren. Pures Friedensgefühl durchströmte mich, während ich meine kurzen Arme ebenfalls um seinen Rumpf legte.
,,Tu mir einen Gefallen und versprich mir, nicht mehr an deinen Vater zu denken", flüsterte er. ,,Ich würde gerne." Er löste sich von mir und schaute mich an. ,,Du brauchst ihn nicht mehr, ich bin jetzt deine Familie." Es war seltsam für mich so etwas zu hören und im ersten Moment war ich mir nicht sicher, ob es so geklungen hat, wie es klingen sollte, jedoch war es auf einmal doch plötzlich zu eng und ich schritt zurück. Trotzdem lächelte ich. ,,Danke, Nick. Und tut mir leid, dass ich dir so viele Probleme bereite." Er schüttelte den Kopf. ,,Ich habe schon mal gesagt, dass ich das gerne tue. Ich mache das nicht, weil ich davon einen Benefit erwarte, ich mache es, weil ich dich gern habe."
Die Wörte gingen hinunter wie Öl, das Wärme an keinem Herzen verbreitete. Der Gedanke des mörderischen Gesetzesbrechers war wie verflogen fürs erste.
~
Kichernd saß ich auf Nicks Bett, während er hoffnungslos versuchte, den Flachbildschirmfernsehr zum Laufen zu bringen. ,,Ich sag doch, wir können auch ins Wohnzimmer gehen." Amüsiert erhoffte ich von ihm eine zustimmende Antwort, die nicht kam. Er besaß offensichtlich zu viel Stolz, um jetzt aufzugeben. Breitbeinig hockte er nämlich verzweifelt auf dem Boden und laß sich im Internet dazu Texte durch, die laut Google helfen sollten. Sein weißes Shirt spannte sich bei seiner gekrümmten Haltung über seinen ganzen Rücken und zeichnete seine Muskeln ab.
,,Vergiss es, Prinzessin. Anstatt mich bei der Arbeit anzuglotzen, könntest du mir auch helfen. Schließlich wolltest du den Film sehen", antwortete er dann doch mürrisch, aber ebenso lachend. Ertappt schnappte ich mir mein Handy neben mir und entsperrte es.
,,Nö!"
Mit großen Augen begutachtete ich meine ganzen ungelesenen Nachrichten. Von Catherine, Kyle, Kate und dieser unbekannten Nummer. Dass Kate und Catherine nach schulischen Dingen fragten und darum bitteten, ihre Hausaufgaben mitzumachen, war keine große Verwunderung, jedoch hatte Kyle mir viel geschrieben und erneut nach Treffen gefragt. Den vierten Chat ignorierte ich gekonnt, um dem unwohlen Kribbeln in meinem Bauch entgegenzuwirken.
Gerade öffnete ich den Chat von Kyle und mir, als ein ,,Na warte" ertönte und kurz darauf ein Nick mit schnellen Schrittes auf mich zu gerannt kam. Quiekend wollte ich von ihm wegkrabbeln, als er mein Fußgelenk packte und mich zu ihm zog. ,,Weißt du was? Ich kann mir statt dem Film auch etwas viel interessanteres ansehen", knurrte er mit rauchiger und belustigter Stimme.
Es tut mir so so leid, dass so lange nicht von mir kam! Ich habe es aber endlich geschafft, im Flugzeug einige Kapitel zu schreiben (vielleicht kommt heute noch eins)... so als Entschädigung.
Ich hoffe, ihr findet hier wieder Anschluss auch mit der Pause.
Vielen lieben Dank für die süßen Kommentare und weiterhin wünsche ich Spaß beim Lesen!

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Besessen
RomanceSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...