Bevor es dazu überhaupt kommen sollte, sollte man wissen, dass meines schon gebrochen wurde. Das geschah am Leichenbett meiner Mutter als ich in ihr blasses, lebloses Gesicht schauen konnte. Ihre blauen Augen wurden von ihren weißlichen Lidern verdeckt und ihre schmalen Lippen zierte kein Lächeln. Nein, ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich verzogen und nicht mehr so himbeerrosa wie sonst immer. Ihre Lachfalten konnte man etwas erkennen, doch würden sie nie deutlicher werden, da sich keine Vertiefungen mehr bilden würden. Ihr Gesicht war steif, ihre Nägel waren blau und kein Muskel wurde bewegt.
Das brach mir mein kleines Herz in zwei, denn da erkannte ich, dass ich das letzte mal das Gesicht meiner Mutter sehen würde und mich an das letzte Lächeln von ihr nicht einmal mehr erinnern konnte. Es war für mich alltäglich gewesen und deswegen hatte ich es mir nicht eingeprägt. Doch woher sollte ich ahnen, dass ich es mir noch einmal genau hätte ansehen sollen, dass ich sie noch einmal fest in den Arm und "Ich hab dich lieb" hätte flüstern sollen. Das innere Bild vor meinen Augen von den wunderschönen Brünette verblasste und mein Kopf schrie, es solle da bleiben, es sei das letzte was ich noch hatte, doch es wurde überhört. Ohne dass ich einschreiten konnte, wurde das Bild von ihr immer dunkler, bis es nur zu einer anonymen Fratze wurde, die jeder hätte sein können.
Das einzige, was mich an ihr Gesicht erinnern ließ, waren Bilder. Doch Bilder ersetzten keine Momente im wahren Leben. Erinnerungen waren wertvoller, wenn du sie vor dem inneren Auge abspielen und dich an jedes noch so kleine Detail erinnern kannst. Bilder lassen dich erinnern, doch würden sie niemals deinen Kopf erreichen. Das Bild ließ ein Bild vor Augen anzeigen, eigene Erinnerungen jedoch ließen Emotionen in diesen besonderen Momenten abspielen, die unbezahlbar waren. Momente lebten von Gefühlen.,,Es tut mir leid, ich wollte nicht so harsch sein."
Trotz meiner Entschuldigung blieb mir nicht der grobe Griff um mein Handgelenk vergessen. Wie er mich behandelt hatte wenige Minuten zuvor, würde keinesfalls in Vergessenheit geraten, jedoch hatte ich das Bedürfnis, mein grobes Verhalten zu entschuldigen.
Ich spürte Finger, die sich um mein Kinn schlangen und es hoch drückten, sodass ich gezwungen war in seine stahlgrauen Augen zu sehen.
,,Du musst dich nicht entschuldigen, nur versprechen, dass du sowas dummes nicht mehr tun wirst."
Ergebens nickte ich langsam. Meine Augen konnte ich dabei nicht von seinen abwenden, denn nun fingen sie an, zu strahlen und auch seine Lippen zierte ein sanftes Lächeln, dass in mir eine angenehme Wärme ausbreiten ließ.
,,Gutes Mädchen."
Während er diese Worte erneut von sich gab, streichelte er vorsichtig und bedacht meinen Kopf. Seine große Hand bedeckte wahrscheinlich meinen kleinen Kopf ganz, neben ihm wirkte ich wie ein unerfahrenes Kind, das nicht recht wusste, wohin mit sich. Doch Nick zeigte es mir.
Er half mir, mich zurecht zu finden, indem er mich zurechtwies. Vielleicht brauchte ich aber genau das, jemanden, der mich stützte und mich durch Anweisungen nicht verunsichert im Raum stehen ließ.
Meine Augen huschten über seinen Körper und sofort stoppte ich bei seiner rechten Hand. Eine offene Wunde klaffte mir entgegen, aus der, wie ich gerade so erkennen konnte, Splitter herausragten. Mir wurde etwas übel bei diesem Anblick, jedoch waren meine Sinne nur so von Mitgefühl und Sorge getrunken.
,,Deine Hand!", rief ich laut aus. Erfolgte meinem Blick und nickte etwas abewesend. ,,Oh ja, das ist mir vorhin passiert." Der Braunhaarige schwieg kurz, doch das brauchte mir zu lange, also begann ich, zu sprechen. ,,Du musst dafür ins Krankenhaus."
Sorge konnte man deutlich aus meinem Rat heraushören, doch das intetessierte mich nicht. Es gab jetzt ein größeres Problem.
Er herrschte erneut Stille, bis diesmal Nick seinen Mund öffnete und mit seiner Stimme eine mir etwas unangenehme Frage verkündete. ,,Kannst du es nicht behandeln?"Ich?!
Ich war doch kein Arzt! Kleine Platzwunden versorgen konnte ich, aber große und wahrscheinlich tiefe Wunden mit Fremdkörpern? Um Gottes Willen nein!
,,Ich kann sowas nicht, wieso gehst du nicht ins Krankenhaus?" Er zuckte mit den Achseln, als wäre das alles kein großes Thema. ,,Ich möchte nicht." Ich blinzelte mehrmals mit den Augen. ,,Und ich soll dich behandeln?" Dass Ungläubigkeit in meiner Frage mitschwang, brauchte ich wohl nicht zu erwähnen. Nick schaute mich grinsend an. ,,Wenn du nicht willst, dass sich das ganz schrecklich entzündet, ja."
Nach langem Hin und Her gab ich also nach und verarztete ihn so gut wie ich konnte. Bei den Splittern und Scherben, die ich aus der Wunde mit einer Pinzette herausholte, bekam ich sofort Mitleid, aber die Frage, weshalb er diese hatte, konnte ich mir gerade noch so verkneifen, immerhin ging es mich nichts an. Klar, war ich neugierig, aber Anstand besaß ich trotzdem.Ich mag das Kapitel überhaupt nicht. Aber naja.. was soll man machen.
Um so mehr freue ich mich auf Kapitel 44 und 45^^ Und ich denke mal sie werden euch auch besser gefallen.ABER ich könnte euch auch einen anderen Vorschlag machen: ich lade gleich mehrere hoch, dafür kommt aber dann längere Zeit nichts von mir. Sucht es euch aus und teilt es mir bitte mit, damit ich sehen kann, was die Mehrheit sagt.

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Besessen
RomanceSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...