Kapitel 12

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Keinen Meter vor mir stand tatsächlich Nick, der Maddox Arm gepackt hatte. Seine Knöchel stachen weiß hervor und die drei sahen ihn erschrocken an.

Was macht er denn hier?

Nicks Blick war düster und extrem sauer. Ich hatte ihn zwar schon einmal verärgert gesehen, und das hatte mir schon Angst gemacht, jedoch war dieser Ausdruck nichts dagegen. Seine Brauen haben sich stark zusammen gezogen und seine Augen zu Schlitzen zusammengespresst. Seine grauen Augen schienen fast schwarz.
Wie die Nacht.
Pure Finsternis.
Und ich bekam Angst, Angst vor meinem Retter.

,,Alter, lass sofort meinen Arm los. Wir wollten hier nur was klären, stimmts?" Maddox sah mich auffordernd an. Unter seinem warnenden Blick, bekam ich eine Gänsehaut und nickte eingeschüchtert.

Jason trat an meine Seite und legte einen Arm um mich. ,,Kein Grund zur Panik, man. Das war nur Spaß."

Erst befürchtete ich, dass er es abnickte und ging. Nicks Augen jedoch wurden noch eine Spur schwärzer. Und dann öffnete er seinen wohlgeformten Mund.
,,Wenn du sie noch einmal anfasst, brech ich dir deinen verfickten Arm, Kleiner," knurrte er. Seine Halsadern traten hervor und er spannte sichtlich seine Muskeln an.
Noch nie war ich so erleichtert, dass man sich nicht aus meinen Angelegenheiten raushielt und an mir vorbei lief, als wäre ich Luft. Nick setzte sich gerade für mich ein. Für mich, dem Mädchen, das keinem auffiel, dem Mädchen ohne Mutter, dem Mädchen mit den Narben...

Plötzlich jaulte Maddox auf. Nick drückte seinen Arm zu.
,,Fuck, du brichst ihm noch dem Arm!", schrie Valentin.
,,Dann hättet ihr euch vorher überlegen sollen, wen ihr hier fertig macht."
,,Lass sofort meinen Arm los, bitte!", rief Maddox wieder.
,,Dann hört auf Caprice zu schikanieren, ihr Penner." Jason nickte ergebens, wenn auch mit entnervter Mine. ,,Ja ja, is ja gut."
Nick drückte noch einmal fest zu und ließ dann augenblicklich los. Maddox stöhnte auf. Das muss sehr weh getan haben.
Ich formte meine Hände zu Fäusten.
Jason sah ihn hasserfüllt an. ,,Bist du ihr Freund oder was. Ich glaubs nicht, der Nerd Caprice hat einen Verehrer." Er lachte herzlos auf und schon überkam mich Scham.
Wie unangenehm ist das denn bitte?! Mussten sie das ausgerechnet vor Nicks Anwesenheit sagen? Jetzt denkt er auch noch, ich werde gemobbt. Wird er mich vielleicht auslachen? Sich über mich lustig machen? Wie die drei anderen?

Doch anders als erwartet, ertönte kein Lacher in meinen Ohren, sondern ein stumpfes Geräusch, was mich zum Aufblicken brachte.
Jason lag auf dem Boden und hielt sich die Nase, aus der Blut floss.

Hatte er ihn wirklich geschlagen?!

,,Nick!"
Überrascht blickte er zu mir. ,,Was ist denn?! Dieser Hund hat es verdient!"
Entsetzt schaute ich zu ihm, als er sich wieder abwand.

Was hat er denn mit meinen Problemen zu tun?

Ich versuchte er erneut.
,,Nick, ich will nicht dass-" ,,Sei still, Caprice!"

Verbietet er mir gerade den Mund?

,,SO, und jetzt zu euch: ihr verpisst euch jetzt ganz schnell, oder ich werde richtig wütend, klar?"
Ohne ein Wort stand Jason auf. Alle drei warfen ihm einen wütenden Blick zu und verschwanden daraufhin. Ich sah ihnen lange nach.

Es ertönte ein Seufzten neben mir, was mich ganz schnell in die Realität zurückkehren lies.
,,Was für hirnlose Plastikgangster."
Ich presste meine Knie zusammen und ein überfordertes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. ,,Ehm Nick, ich weiß deinen Einsatz wirklich zu schätzen, ...aber das hättest du lieber lassen sollen. Ich hatte alles unter Kontrolle."
Ein Schnaufen ertönte, während mein Gegenüber auf mich zu kam. ,,Alles unter Kontrolle, ja? Sah mir nicht danach aus." Nick verschränkte seine muskulösen Arme vor seiner Brust und sah auf mich hinab. Seine Mimik war immernoch sehr kühl und sein Kiefer angespannt.

Plötzlich überrollte mich das Verlangen, ihm um den Hals zu fallen und mich tausendmal zu bedanken. Er hat mir zugegeben gerade einiges erspart. Ich wollte ihm unbedingt meinen Dank ausdrücken, aber ich wusste nicht wie. Mein Mund öffnete sich nicht. Er blieb geschlossen. Innerlich schrie ich.

Bedank dich bei ihm! Es wird vielleicht deine letzte Chance sein.

Ich wollte es so sehr. Genau so sehr, wie als ich meiner toten Mutter noch einmal sagen wollte, wie sehr ich sie doch liebte. Ich hatte es vorher nur selten getan und dieser Gedanke quält mich schon seit Jahren. Aber es war zu spät. Ihr Herz schlug nicht mehr und meine letzte Chance liegt schon Jahre zurück. Also wieso konnte ich dieses kleine und doch so bedeutsame Wort nicht aussprechen? Es ist fast so, als hätte mir jemand die Kehle zugeschnürrt.

Und leider konnte ich seinem Blick nicht standhalten. Er machte mich irgendwie nervös. Wartete er auf das ,,Danke"?
Doch wieder anders als erwartet, nahm Nick meine Hand und öffnete sie. Vorsichtig legte er etwas kühles hinein. Daraufhin drückte er sie wieder zu und schob sie an meinen Körper. Dann spürte ich seinen Daumen und Zeigefinger an meinem Kiefer, die mich zwangen in seine nun weichen und zärtlichen Augen zu sehen.
Nick fing leicht an zu lächeln.
,,Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht allein lasse." Daraufhin ließ er los.

Um mein Herz wurde es ganz warm und ich spürte, wie wertvoll diese Worte für mich waren. Es fühlte sich einfach gut an.

Dann sah ich auf meine Faust hinab und öffnete sie für mich. Was darin lagt, brachte mein Herz kurz zum Aussetzten.
Die Kette.
Es war die schöne Kette meiner Mama. Erleichterung durchströmte mich. Er muss sie Valentin abgenommen haben.

Ruckartig schaute ich hoch und wollte etwas erwidern, jedoch war die Straße leer. Vor mir stand nicht mehr Nick, sondern zu sehen war die Leere auf dem Bürgersteig und einzelne Passanten, die wie Nebencharaktere ihren Weg gingen.

Er war weg.

Noch einmal begutachtete ich meine Kette. Das Blau leuchtete im Schein der Nachmittagssonne.

Er war weg.










Halli hallo😊

Was haltet ihr von Nicks Aktion?

Wie wird es weitergehen?

Weiteres im nächsten Kapitel.❤

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