Kapitel 7

9.8K 296 65
                                    

,,Ich denke, du behältst Recht, Nick. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, aber der richtige Stups hat mir gefehlt... Danke."
Nicks Augen wurden erneut sanfter. ,,Gerne doch, Caprice."

Es wurde mir irgendwie komisch, als er meinen Namen so bestimmt aussprach. Es brachte mich dazu, meine Hände noch fester zu kneten.
Er lehnte sich aufdringlich vor.

,,Ich bin immer für dich da, Kitten. Denk daran, wenn deine Freunde dir den Rücken zukehren, werde ich meine Arme ausbreiten."

Mir lief ein Schauder den Rücken runter. Er war nicht normal. Ganz sicher nicht. Wieso ist ein mitte 20jähriger so freundlich und persönlich zu einer Schülerin? Und hat er gerade Kitten gesagt?

,,Alles in Ordnung, Kätzchen?" ,,Ja, alles in Ordnung. Ich bin ok." Ich spielte mit meinen Fingern.
Mich verunsicherte allein seine Präsenz, die so viel Dominanz ausstrahlte.
Ich musste hier weg.

,,Hör zu Nick, ich muss nach Hause.." Ich beobachtete alle seine Gesichtszüge; wie er reagiert. Seine rechte Augenbraue zog sich nach oben.
,,Und weshalb?"
,,Ehm.. ich hab noch was vor." Diese Einfallslosigkeit brachte mich fast zum Augenverdrehen.

Wirklich Caprice? "Ich hab noch was vor?"

Seine Mine wurde finster. ,,Meine Liebe, lass dir eins gesagt sein: Es gibt nichts, das ich mehr hasse, als wenn man mich anlügt. Sag mir die Wahrheit. Bin ich dir zu alt? Was ist es?" Ich schwieg. Ich wollte ihn nicht verletzten.
,,Sag es mir", fauchte er.
Ich bekam Angst.
Er war unberechenbar, das hab ich mir schon mehrmals klargemacht. Es war ein Fehler ihm so viel von mir anzuvertrauen.

Tollpatschig erhob ich mich und stotterte vor mich hin. ,,Ich sollte erhlich sein.. e-es verunsichert mich nur, dass wir schon nach kurzer Zeit uns so nahe sind. Das.. das ist nicht normal."
Ich atmtete tief ein.
,,Und was das Alter angeht.. ich finde es nicht schlimm, nur bisschen komisch."

Nicks Augen sagten absolut nichts aus. Rein garnichts. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten, also sah ich auf seine durchtrainierte Brust, die sogar durch das Shirt zu erkennen war. An seinem Hals ragten seine Tattoos aus seinem Ausschnitt hervor. Faszinierend. Wie Ranken umschlangen sie seinen Körper, jedes verschieden. Was sie wohl zu bedeuten hatten..

,,Wir haben nur einen Altersunterschied von 8 Jahren. Es ist nicht eigenartig, wenn man sich als Oberstuflerin mit einem erwachsenen Mann versteht."
Seine Ausdrucksweise war um Welten sanfter, als gerade eben.
,,Wir können es auch langsam angehen. Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten."
Er wirkte verletzt.
Hatte ich ihn gekränkt mit meiner Meinung?
Irgendwie tat er mir leid. Das wollte ich nicht. Er konnte ja schließlich nichts für seine offene und selbstsichere Art.

,,Ist schon okay, Nick."

Aber fürs erste musste ich hier trotzdem weg.

,,Aber ich sollte nun wirklich nach Hause."
,,Soll ich dich fahren? Mein Auto steht in der Nähe."
Sein gutherziges Lächeln, machte ihn so unschuldig. Und das war er nicht, da war ich mir sicher.
,,Nein, nein, schon okay, ehrlich."
,,Ich bitte dich, es wird schon dunkel. So kann ich dich keines Falls alleine lassen. Ich würde ein schreckliches Gewissen bekommen," meinte er streng.
,,Nein, bitte, das ist mir für den Anfang noch zu viel."
Nick seufzte. Ich schien ihn überredet zu haben. ,,Dann gib mir wenigstens deine Nummer. Ich hab den Tag heute sehr genossen und würde es wirklich gerne wiederholen. Du kriegst die Zeit, die du brauchst."
Sollte ich oder sollte ich nicht? Wenn er meine Nummer bekam, würde er in einen weiteren Teil meiner Privatsphäre eindringen. Aber andererseits könnte ich seine Nummer jeder Zeit blockieren.
,,N-Nagut", nuschelte ich und ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
Ich nahm eine Servierte und holte einen Kulli aus meiner Tasche und schrieb meine Handynummer auf.

,,Wir sehen uns vielleicht noch einmal, Caprice." Ich nickte und lächelte. Unentschlossen stand ich noch vor ihm im Café, meine Jacke schon angezogen. ,,Bis dann."
Daraufhin drehte ich mich um und drückte die Ladentür auf, worauf ein Glöckchen über mir ertönte und die kühle Luft in mein Gesicht bließ. Ich schloss kurz meine Augen und genoss den Moment. Ich schwang meine Wimpern wieder auf und lief los nach Hause, in meine kleine persönliche Hölle.

BesessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt