Nach ca. einer viertel Stunde kamen wir an einem abgelegenen Haus an. Es war ebenfalls dunkel. Kein einziges Licht brannte. Wir stiegen gemeinsam aus. Meine zittrigen Beine trugen mich zu seiner Haustür, die er daraufhin aufschloss. Immer wieder lugte sein Blick unauffällig hinter zu mir, damit er mich im Auge behielt. Glaubte er wirklich, ich würde das nicht bemerken?
Der junge Mann, dessen Namen ich immernoch nicht kannte, trat ins Haus ein und ich blieb erst skeptisch davor stehen. War das richtig, was ich hier tat? Geheuer war mir der Typ ja nicht. Würde er mir vielleicht doch was antun? Was würde dieser Mann denn nur von einem jungen Mädchen wollen, das vor wenigen Minuten noch Suizid begehen wollte. Warum hat er mich nur davon abgehalten? So viele unbeantwortete Fragen.
Ich fasste all meinen Mut zusammen und folgte ihm.Seine Einrichtung war schön. Es war modern, aber nicht zu modern. Es war gemütlich... irgendwie. Das Wohnzimmer hatte große Fensterfronten. Was man aber draußen sah, konnte ich wegen der Finsternis nicht erkennen.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Mr. Unbekannt in die Küche gegangen war, bis das Piepen einer Mikrowelle ertönte. Er kam kurze Zeit später mit einer Tasse zurück und überreichte sie mir. Ich schaute ihn verwundert an. Ja, er wirkte ehrlich gesagt eher kalt, doch diese kleine Geste zeitte mir seine weiche Seite.
,,Ist Tee. Vanille und Himbeere. Hoffe, du magst es. Wenn nicht, Pech, habe nur das da." Ganz leicht musste ich schmunzeln. Reines Schauspiel.Es vergingen 10min, in denen wir schweigend auf seiner Couch saßen. Niemand sagte etwas. Bis ich unsicher die Stille brach.
,,Wohnen Sie allein hier?" Meine Stimme war so leise, ich befürchtete schon, er hätte mich nicht gehört. Doch er antwortete. ,,Ja, ich wohne allein." Er musste meinen fragenden Blick bemerkt haben, denn er seufzte. ,,Erzähl ich dir wann anders.. Ich versorge dir jetzt mal die Wunden."
Er stand auf und holte Desinfektionsmittel, Verbände, Pflaster und Taps zum Abtupfen. Er hockte sich vor mich hin und war immernoch fast größer, als ich im sitzen.
,,Wo tuts am meisten weh?" Überall.. in meinem Kopf sind die Wunden. ,,An den Armen denk ich." Er packte sanft und doch bestimmt mein Handgelenk und drehte die riesige Wunde zu ihm. Lange sah er sie an.
,,Muss weh getan haben", murmelte er. Er sprüte das Desifektionsmittel darauf und ich zuckte kurz zusammen.
Shit, brennt das.
Ich zitterte leicht. Er ignorierte es und machte sorgfältig weiter. Meine restlichen Wunden hatte er schon behandelt. Doch eine fühlte ich noch am Bauch. Sie entstand dann, als ich gestolpert war. Doch sie Wunde spürte ich noch weiter oben bei meiner Brust, weswegen ich ihm nichts von dieser verraten wollte.
,,Tut es noch wo weh?", riss mich der Grauäugige aus meinen Gedanken. Ich schüttelte stumm den Kopf. Sein Blick wurde dunkler. ,,Du solltest vielleicht wissen, dass ich es hasse, wenn man mich anlügt, Schätzchen." Ich schluckte. ,,Ich lüge nicht!", wollte ich mich verteidigen. ,,Und was ist damit?" Er pickste mich an meiner Vorderseite. Ich biss mir fest auf die Innenseite meiner Backe.
Fuck Fuck Fuck!
Und dann zog er einfach mein Shirt hoch. Mit hochrotem Kopf sah ich ihn an. Er jedoch arbeitete unbeirrt weiter. Was ist denn mit dem los?!Langsam vergaß ich die Scham. Meine Schamesgrenze war eh schon längst überschritten. Nach seinem dritten ,,Entspann dich mal. So kann ich nicht arbeiten" tat ich es auch wirklich. Stattdessen beobachtete ich ihn genau. Seine Haare lagen perfekt und einzelne Haarstähnen hingen ihm ins Gesicht. Sein Mund war leicht geöffnet und seine Augen konzentriert. Plötzlich kam eine Frage über meine Lippen, die mich schon die ganze Zeit quälte. ,,Wie alt bist du eigentlich?"
Amusement kroch in seiner Mimik hervor und ich fing an mich echt lächerlich zu fühlen. Was machte ich hier eigentlich noch?
Kurz nachdem ich dachte, dass keine Antwort mehr käme, kam sie doch. ,,22."
,,Und wie heißt du?", fragte ich weiter. Er lachte. ,,Marvin."
Und schon war es wieder Still im Raum und mein Gegenüber machte weiter.Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, setzten wir uns beide wieder hin. Schon wieder schwiegen wir. Ich trank still vor mich hin. Meine Hand zitterte immer, wenn ich den Tee zu meinen Lippen führte und jedes mal hoffte ich inständig, dass er es nicht bemerkte. Doch seine scharfen Blicke ruhten ununterbrochen auf mir.
Was machte ich hier eigentlich? Was bewegte mich nur dazu? Es ging Marvin nichts an, was ich tat, und was nicht.Irgendwann waren wir beide wohl so müde, dass wir gemeinsam auf der Couch einschliefen.
Als ich ganz langsam meine Augen öffnete strahlte mir grelles Licht entgegen. Ich sah durch Glas Bäume, Vögel, einen See, Grün... Sie Sonne schien direkt hier hinein und ich musste mich erstmal daran gewöhnen.
Ich rappelte mich auf und sah mich um. Wir waren wohl eingeschlafen.
Ich blickte auf den schlafenden Marvin und zum ersten Mal sah ich sein Gesicht bei Tageslicht. Meine Augem täuschten mich wohl wirklich nicht. Er sah wirklich äußerst gut aus.
Seine Gesichtszüge waren zwar markant, aber dennoch weich.
Ich wendete meinen Blick ab und drehte mich einmal um meine eigene Achse.
Dann fand ich, was ich suchte.
Danach ging ich in den Flur und zog meine Schuhe und Jacke an. Ich drehte mich noch einmal umd und blickte zu ihm. ,,Danke", flüsterte ich.
Daraufhin trat ich aus der Tür und ging meinen Weg. Als ich meinen ersten Schritt aus der Türschwelle mache, dachte ich an die kleine Nachicht, die ich ihm hinterlassen hatte und lächelte etwas.Uuund schon ist der dritte Teil fertig:)
Kleiner Spoiler: dieser Zeitraum, in dem wie uns zur zeit in der Geschichte befinden, gleicht bisschen einer Vorgeschichte.. aber mehr wird nicht verraten. Lest selbst
Liebe Grüße^-^

DU LIEST GERADE
Besessen
Storie d'amoreSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...