Kapitel 53

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Meine Hand lag immernoch auf ihrem zierlichen Oberschenkel. Grinsend nahm ich zur Kenntnis, dass sie sich wohl nicht mehr gegen meine Berührungen streubte. Doch ein Seitenblick in ihr wunderschönes Gesicht, verdarb mir augenblicklich meine gute Laune. Ich musste wieder an ihren angestrengten Gesichtsausdruck denken, während sie sich in ihrem hübschen Köpfchen eine Antwort auf meine Frage, wer ihr das angetan habe, zusammensuchte. Auch wenn sie mir nicht sagen wollte, wie das passiert war, wusste ich, dass ihr jemand wehgetan hattte. Ich konnte es in ihren traurig wirkenden Augen sehen, was mir mein kaltes und grobes Herz zerbrach, wenn ich überhaupt eins besaß. Aber ohne ein Herz konnte man nicht lieben oder? Und ich liebe Caprice, ja, ich verehrte dieses kleine Mädchen neben mir abgöttisch. Sie war perfekt und mein Oberkörper arbeite immer wenn sie in meiner Nähe war schneller. Sie ließ mich anders fühlen, auch wenn ich mir noch nicht im klaren war, wieso das der Fall war. Ich konnte nur schwer meine Augen von ihr nehmen und ununterbrochen durchtränkte mich das Verlangen, sie beschützen und ihr kleines Herz hüten zu wollen. Umso mehr machte mich ihre Wunde am Kopf krank. Wer auch immer das gewesen ist, ich würde ihm das Genick brechen und ihn leiden lassen, bis er winselnd um Vergebung bat. Er soll das und noch viel schlimmeres verspühren, als sie.

Ich verkrampfte meine Hand auf ihrem Bein, was sie zum fragend Hochschauen brachte. Sofort sah ich zu ihr, lockerte meine Hand und sah sie entschuldigend an. Zart lächelte ich sie an, was sie ebenso erwiderte und sich wieder abwand.

Ich musste meine Wut in Zaum halten, ich würde das verschreckte Wesen neben mir damit höchstens abschrecken und vertreiben.

Zum vierten Mal verdrehte ich nun meine Augen, als mich dieses Mädchen, deren Namen ich mir trotz drei mal Nennen immernoch nicht merken konnte. Oder wollte. Was interessierte mich es, dass sie zu den Cheerleader gehörte, heute aber wegen einer Prellung nicht mitmachen konnte. Was interessierte es mich, dass die andere Blondine sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte. Was interessierte es mich, dass Aurora aus Kanada kam.

Ja, was interessierte es mich, was nicht mit meinem Mädchen zu tun hatte.

Aurora lenkte durch ihr selbstsicheres und ausgeglichenes Auftreten die ganze Aufmerksamkeit auf sich, was den anderen wohl missfiel.
Aurora. Aurora. Aurora.
Ich wusste nicht recht, wie ich sie einstufen sollte. Hintere ihrer Fassade lag viel mehr, als die intelligente, hübsche und beliebte Aurora, als welche sie sich abgab. Ich wusste auch nicht, wie sie zu Caprice stand. Aber zumindest räumte sie mir ihr beste Freundin Rotkäppchen aus dem Weg, was mir das Aufbauen von Nähe zu Caprice erleichterte, denn Aurora hielt sie somit von ihr fern. Auch wenn es meiner Kleinen missfiel, mir kam es zugunsten.

Jedenfalls antwortete ich dem Mädchen von vorhin nur mit einem desinteressiert Nicken. Mehr verdiente sie auch nicht, denn sie war mit der kleinen Schnepfe befreundet, die Caprice zu dieser Poolparty eingeladen hatten. Bei dem Gedanken an diesen Tag knirschte ich nur verstimmt mit meinen Zähnen.

Ich wanderte mit meinen Augen gelangweilt zu meinen Burberry Schuhen und dann zu Caprice hinüber, welche ebenso halbbegeistert das Spiel beobachtete. Dabei fiel mir das Armband von mir an ihrem Handgelenk auf. Ich musste lächeln. Sie musste meine Musterungen bemerkt haben, denn erneut schaute sie zu mir rüber und folgte verwundert meinem Blick auf ihr Handgelenk. Sie wurde etwas rosig im Gesicht, lächelte aber zurück. Ihre süße Reaktion machte mir aber wieder ein schlechtes Gewissen.

Wenn sie nur wüsste...

Sie setzte an, etwas von sich zu geben, als ein Ruf vom Spielfeld sie davon abhielt.

Verärgert sah ich die Tribühne hinunter auf das Spielfeld, auf welchem ein winkender Junge Caprice Namen rief. Nach genauerem Hinschauen konnte ich diesen nerbigen Kyle erkennen, der erfreut hier hoch rief. Caprice, welche sich genauso wie ich irritiert umgesehen hatte, lächelte nun breiter und winkte über die laute Menschenmenge zurück. Sie stand von ihrem Platz auf und rief die Lautstärke versuchend zu übertönen:,,Kyle!"

Meine Besitzesinstinkt läutete schrill wie eine Alarmwarnung in meinen Ohren. Ich wurde eifersüchtig auf diesen Möchtegern-Sportler. Was bildete er sich ein, in meiner Anwesenheit mit Caprice zu flirten? Raffte Kyle nicht, dass das hier mein Revier war?

,,Seid ihr etwa befreundet?", fragte Nora oder wie auch immer sie hieß mein Mädchen mit einem abschätzigen Ton und ich glaube zum ersten mal in meinem Leben musste ich diesem nervigen Schulkind Recht geben bei diesem Tonfall. Erwartungsvoll sahen ihre Freunde und ich sie an. Caprice jedoch spielte nervös mit dem Reisverschluss an ihrer Jacke und murmelte irgendwas vor sich hin.

,,Maus, ich dachte, wir sagen uns alles", schmollte Catherine gespielt beleidigt und legte ihre Hand auf Caprice ihre. ,,Ich denk schon, dass Kyle und ich befreundet sind. Also ein bisschen zumindest. Aber ich bin mir nicht sicher." Seufztend antwortete Catherine auf ihr wirres Gestammel und zog ihre Unterlippe vor, um ihre Kränkung zu verdeutlichen. Meiner Meknhng nach verdiente dieses Mädchen gar keine anvertrauten Worte von ihr. Sie soll mir näher stehen als ihr. Sie soll mir alles als erstes erzählen, bevor sie es bei ihren Freunden tat.

Von ein paar Sitzen weiter ertönte ein kühles Lachen, dass perfekt zu dem von mir erstellen Bild von Aurora passte. Ich weiß nicht, was sie mit diesem bewirken wollte, aber es regte mich auf, weil es so klang, als würde sie Caprice auslachen. Caprice strich sich schämend über ihre Knie, was meinen Beschützerinstinkt weckte. Ich legte einen Arm um ihren Rücken, um ihr zu demonstrieren, dass ich bei ihr war. Beruhigend strich ich ihr über ihr Schulterblatt.

,,Ist das dein Ernst?", stellte Aurora die überflüssige Frage, welche mich einfach nur rasend machte. Was stellte sie Caprice auch so lächerlich dar. ,,Kümmer dich um deine eigenen Sachen. Du hast glaub ich zu wenig Action in deinem Leben, sonst würdest du dich nicht so viel in Kram von anderen einmischen." Ich wusste zwar nicht, ob sie es wirklich immer tat, aber ich hatte nun mal das Bedürfnis, sie so schlecht darstehen zu lassen, weil sie es bei ihr auch tat. Üngläubig sah mich Aurora an.

,,Ich mische mich bei ihr doch nicht ein. Ich ha-" ,,Aurora, lass gut sein", besänftigte sie die beste Freundin von Caprice. Ihren Namen hatte ich auch wieder vergessen. Immerhin reizte sie mich kein bisschen. Klar, war sie hübsch, aber im Gegensatz zu Caprice war sie unauffällig und durchschnittlich. Ich fande, dass meine kleine Sitznachbarin mit ihren blonden, weichen Haaren und den blau-grünen Augen herausstach. Ihre süßen Sommersprochen und ihre generell mädchenhafte Gestalt weckten sofort meine Aufmerksamkeit. Eigentlich war sie überhaupt nicht mein Beuteschema, aber sie war auch anders.
Sie war verletzt. Einsam. Distanziert.
Das interessierte mich. Ihre zurückgezogene Art.

Aber warum?

Ich wollte den Grund herausfinden. Ich wollte der sein, an dessen Schulter sie sich ausweinen konnte. Ich wollte der sein, mit dem sie Zeit verbringen wollte. Ich wollte der sein, den sie Nachts bei Einsamkeit anrufen konnte. Ich wollte der sein, der sie von der Schule abholt und den sie mit einem Grinsen im Gesicht küssend begrüßt. Ich wollte der sein, den sie liebt.









Leute, ich kann es einfach nicht fassen. 100k Reads!!! Ihr seid unglaublich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich das mal schaffe. So weit habe ich garnicht gedacht, als ich hier mein erstes Kapitel hochgeladen habe. Ich bin wirklich ein bisschen stolz😊 Eigenlich hätte ich erst am Wochenende hochgeladen, aber wegen der besonderen Zahl gibt es heute ein Upload.

Ich wünsche euch ein tolles Jahr 2018 und hoffe, dass alle, die 2018 sehr zu kämpfen hatten und viele Tränen vergossen haben, mit ein bisschen mehr Mut und Selbstvertrauen in das neue Jahr steigen. Viel Kraft!

Eure TakeUrMaskOff

BesessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt