Kapitel 39

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Ich öffnete wieder die Augen, als ich mich an etwas erinnerte, und nahm mein Handy aus meiner Tasche. Erneut entsperrte ich es und sah mir die Nachrichten noch einmal an. Er machte mir Angst. Wieso tat er das?
Meine Meinung zu Nick war bisher schon so sehr gespalten, sodass ich nicht wusste, was ich nun von ihm halten sollte. Sollte ich mich lieber von ihm fernhalten oder sehen, was eigentlich hinter diesem impulsiven Charakterzug lag?

Ich riss meinen Kopf nach oben, als ich eine tiefe Stimme wahrnahm.
,,Na sieh mal einer an, wer hier ist."
Ich schaute in blaue schöne Augen, die mich freundlich anlächelten.

Kyle.

,,Hey", erwiderte ich schüchtern, als er sich neben mich setzte. ,,Willst du dich nicht mit den anderen amüsieren?" Ich schüttelte sogleich leicht den Kopf und sah auf mein Handy, das nun ausgeschaltet wie ein Spiegel fungierte. ,,Ich brauch kurz meine Zeit."

Er lachte rau auf, was mir eine Gänsehaut bescherte.

,,War mir schon klar, dass du dich hier nicht wohlfühlst. Hab mich schon gefragt, warum du überhaupt hier mitkommst." Ich zuckte nur etwas mit meinen Schultern, während ich die Situation genauer erläuterte. ,,Ich wollte Catherine einen Gefallen tun." ,,Und warum ist sie nicht bei dir?", fragte er provokant, worauf ich lediglich mit den Schultern zucken konnte. Ich wusste es schließlich auch nicht.
,,Wahrscheinlich kommt sie gleich", murmelte ich mit der Hoffnung, sie täte es wirklich bald.
Kyle nickte nur nachdenklich, bis ihm irgendwann etwas einzufallen schien.
,,Ich komm gleich wieder, rühr dich kein bisschen." Mit diesen Worten stand er schnell auf und verschwand wie die anderen in der Masse und war für mich wieder ein Teil der Anonymität, die mich unwohl fühlen ließ.

Meine Finger spielten mit dem Handy und meine Gedanken waren ganz bei Nick. Ich wusste nicht, wie ich mit ihm umgehen wollte. Ich wusste nicht, ob ich ihn anrufen sollte. Vielleicht könnten wir das klären.. Nur wie? Muss ich ihn ansprechen? Oder er mich?

Ich wählte zögerlich seinen Kontakt aus und wollte gerade auf "Anrufen" drücken, als mir jemand das Handy aus der Hand nahm. Es war Klye, der wohl zurückgekommen sein musste. ,,Bei so einer Party sollte man nicht am Handy sitzen oder?" Er ließ sich grinsend neben mich fallen und reichte mir anstatt meinem Smartphone einen weiteren roten Becher mit einer rosanen Flüssigkeit.
,,Ich hab es extra für dich verdünnt, damit es für dich besser erträglich ist." Er legte seinen Arm um meine schmalen Schultern und sah mich auffordernd an. Ich schaute ihm zweifelnd und bittend in die Augen, gab jedoch nach wenigen Sekunden nach. Seufztend legte ich den Becher an meine Lippen und nippte einen kleinen Schluck. Es brannte wieder irre in meiner Kehle und der bittere Geschmack brachte mich zum Gesicht-Verziehen. Kyles helles Lachen ertönte wieder.

,,Gehen wir uns bisschen abkühlen?" Kyle sah mich fragend an, während er sich sein graues Shirt über den Kopf zog und nun nur in dunkelroter Badehose vor mir stand. Er schien wohl sofort meine Zweifel aus meinem Gesicht lesen zu können, denn nun sah er mich mit einer Hundeschnute an, bei der ich nur ergebens nicken konnte.
Ich wusste, dass mein Körper an bestimmten Stellen, wie meinem Bauch, mit Hämatomen übersäht war, aber was sollte ich denn sonst tun auf einer Poolparty?
Es war mir unangenehm nur im Bikini so vielen Blicken ausgesetzt zu sein, aber ich hatte gerade keine andere Wahl.

Ich öffnete an der Seite meines Kleides einen feinen Reißverschluss und ließ das leichte Sommerkleid zu Boden gleiten. Ich stand nun nur in dem schönen dunkelblauen Stoff vor Kyle, was mich erröten ließ. Ich stand zwar schon einmal so vor ihm, aber Nathalie hatte mir das Gefühl von Sicherheit und Normalität gegeben.

Erst schienen seine scharfen Blicke jeden Abschnitt meines Körpers abzuscannen und eine undefinierbare Stimmung lag in seinen Augen, die meine Arme vor meinem Oberkörper verschrenken ließ.

Er hatte all meine blauen Flecken gesehen, da war ich mir sicher.

Wie als würde Kyle erste jetzt wieder zu sich kommen, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Der Blauäugige sah mich lächelnd an. ,,Ich hab doch gesagt, der sieht toll an dir aus. Ich war eine großartige Beratung", sprach er voller Selbstüberzeugung.
Ich schlug ihm nur spielerisch auf den Oberarm, froh, dass er nichts zu meinen sichtbaren Spuren meines Vaters sagte, bevor wir zusammen zum Beckenrand gingen. Wir stiegen in das kühle Chlorwasser, welches uns sofort wie eine zweite Haut umgab. Und es tat gut, sehr gut. Der Schweiß, der sich auf meiner Haut gebildet hatte, wurde federleicht weggespühlt. Grinsend drehte ich mich im Kreis und ließ das Wasser durch meine Finger gleiten, was ein angenehmes Gefühl auslöste, fast so wie kleine Federn, die meine Haut entlang strichen.

,,Das hat sie echt gesagt?" Ich brach in schallendes Gelächter aus, als Kyle meine Frage mit einem Nicken bestätigte. Er konnte sich einen Lacher ebenfalls nicht verkneifen, was mich noch mehr zum kichern brachte. Mittlerweile war ich schon etwas angetrunken Dank Kyle. Ich mochte keinen Alkohol, da er Menschen veränderte, so wie er meinen Vater veränderte und für mich war es fast unerträglich, ihn so zu sehen. Und doch saß ich hier nun, den Bauch vor Lachen haltend und die Tränen wegwischend. Innerlich wehrte ich mich gegen mein Tun, doch mein Köper reagierte nicht. Er sprach nicht dagegen. Mein Verstand erreichte meinen Mund nicht.

Ich lehnte mich erschöpft vom Lachen zurück auf die Bank, auf die wir uns nach unserer kleinen Abkühlung im Wasser zurückbegeben hatten, als mein Blick nach oben glitt.

Ich erstarrte sofort.
Meine Atmung, mein Blut, meine Bewegungen.. alles gefror.
Meine Augen weiteten sich immer mehr, als ich erkannte, was sich da vor mir ereignete.

Er war hier.








Ich freu mich aufs nächste Kapitel:) Viele hatten sich wieder ein PoV von Nick gewünscht und nächstes mal wäre es dann mal wieder soweit.
LG

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