Ich war gerade auf dem Weg zu Nick. Ich schuldete ihm ein Danke und ehrlich gesagt wollte ich einfach zu ihm. Er meinte, ich dürfte seine Anwesenheit aufsuchen, wenn ich sie brauchte, wenn ich mich einsam oder einfach nicht gut fühlen sollte. Ich hoffte nur, dass ich ihn an diesem Mittwochnachmittag nicht störte. Aber was, wenn er nicht da sein würde, da er arbeitete?
Ich sah auf meine Schuhe. Es waren schwarze Doc Martens. Etwas abgenutzt vielleicht und er wird es sicher als abstoßend empfinden. Nick musste nicht einmal ausprechen, dass sein Bankkonto quasi überzuquillen scheint, damit man erkannte, dass er Geld hat und deswegen war es mir peinlich, mit solchen Klamotten in seiner Wohnung anzukommen. Was dachte er bloß von mir?
Ich schweifte schon wieder mit meinen Gedanken ab.Ich sah von meinen geliebten Schuhen hoch und erkannte das Grüne Licht, welches an der Ampel der Fußgängerzone erschien. Ich setzte sofort einen Fuß vor den anderen und überquerte die Straße. Drängelnde Menschen um mich herum fanden eilig, fast schon gehetzt, ihren Weg zu ihrem Ziel. Manche mit Aktenkoffern, andere mit Kindern an der Hand. Es war interessant, das alles beobachten zu können und ich genoss die Freiheit hier draußen. Sie lag friedlich in der Luft und befreite den Kopf. Aber sie herrschte nicht. Jeder, der sagt, Freiheit herrscht, der lügt, denn das einzigartige an ihr ist, dass es keine Macht über einen gibt, die ihn zu etwas zwingt. Man kann selbst entscheiden, welchen Weg man geht, bei einer Herrschaft nicht. Wenn Freiheit herrschen würde, wäre es eine paradoxe Welt. Vorgeheuchelte Liebe zu den Bürgern.
Mittlerweile war ich schon 20 Minuten unterwegs und stand nun vor dem Haus seines Wohnungsblocks. Sein Name stand in Druckbuchstaben auf dem Schild neben einer Klingel. Noch etwas unsicher drückte ich meinen Finger auf das Namenschild, vorraus ein ganz leises Surren zu hören war. Ich wartete kurz und verschränkte dabei meine Arme hinter meinem Rücken. Ob er wohl da sein wird?
Es verging ein halbe Minute, in der ich bezweifelte, dass er wirklich zu Hause war. Doch gerade als ich mich umgedreht hatte, ertönte hinter mir ein kurzes Rauschen und daraufhin erklang eine ziemlich schrille weibliche Stimme. ,,Ja?", hörte ich sie genervt fragen. Verwundert drehte ich mich um und antwortet sofort.
,,Ehm ja hallo, ich bin eine Bekannte von Nick... Ist er da?" Es herrschte kurz Stille, bis ich wieder das Kratzen von vorhin hörte. ,,Wer zur Hölle bist du?!", zischte sie.
Etwas erschrocken stotterte ich rum. ,,I-ich ähm.."Auf einmal ertönte eine mir bekannte tiefe Stimme, die nur einem gehören könnte. ,,Nora, was tust du da?!... Hallo?"
Irgendwie erleichtert, ihn zu hören, lächelte ich. ,,Hey, ich bins Caprice. I-ich wollte dich nur besuchen kommen, aber w-wenn du beschäftigt bist... kann ich auch wieder-" ,,Oh Gott, nein warte, Caprice! Komm hoch, ich hab Zeit."Kurz darauf ertönte ein nun lautes Surren an der Tür, welche ich mit viel Kraftaufwand bewegen konnte. Ich stieg die Steintreppen hinauf und hörte dabei, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Oben bei Nick angekommen, stand er schon mit einem überforderten und gleichzeitig genervtem Gesichtsausdruck an der Türschwelle. Ich trat langsam auf ihn zu. ,,Du, mal ehrlich, wenn du der Zeit... anderweitig beschäftigt bist.."
Er schüttelte direkt den Kopf und schob mich in seine Wohnung. ,,Vergiss es, du bleibst erstmal hier. Den Rest regel ich."
Überfordert stand ich also da, als eine große junge Frau den Flur betrat. Sie trug ein kurzes rotes Kleid, Pumps und hatte schulterlanges schwarzes Haar. Sie war bestimmt im Alter von Nick.Ich wollte die Frau gerade ebenfalls grüßen, als sie mir schon zuvor kam, und das nicht mit einer netten Gebrüßung. ,,Was willst du hier, du Kröte? Verschwinde, Nick gehört mir, okay?!" Verdattert starrte ich sie an, während ich ein gefährliches Knurren hinter mir hörte.
,,Nora!"
Doch sie ignorierte es. ,,Führ dich hier nicht so auf, als würdet ihr euch kennen. Kannst gerne jemand anderen stören, aber uns nicht, klar? Außerdem: Du wirst Nick eh niemals so nahe kommen wie mir."
Gehässig grinsend schaute sie mit ihren 1.80 auf mich hinab. Und es kam nichts aus meiner Kehle. Sie war trocken und mein Kopf musste sich erst einmal über den kleinen Schock von gerade beruhigen, denn ich wusste zwar nicht wieso, aber es hatte kurz in meiner Brust gezogen.
,,I-ich... Ich wollte doch gar nicht-" Schon wieder wurde ich von Nick unterbrochen, der hinter mir wütend seine Stimme erhob. ,,Nora, jetzt verpiss dich aus meiner Wohnung. Du kotzt mich so an! Das hab ich dir schon vorhin gesagt und jetzt verschwinde, bevor ich ungemütlich werde." Nora schnaubte verächtlich. ,,Ach, meine Cousine konntest du aber noch vor zwei Wochen flachlegen oder was."
Nicks Mine wurde immer dunkler wobei ich mich immer unwohler am Platz fühlte.
,,Wenn du nicht gleich die Klappe hälst, wirst du es bereuen."
Sie formte die Augen ebenfalls zu Schlitzen und fuhr nun mich wieder an. ,,Wenn du wirklich sein nächsten Weib bist, lass dir gesagt sein, dass dieser Arsch nach wenigen Tagen wirklich nichts mehr für dich übrig hat."
Damit drehte sie sich zu ihm, gab ihm eine saftige Ohrfeige und ging aus der Tür.Geschockt blickte ich zu ihm und erkannte eine aufgeplatzte Lippe. ,,Oh mein Gott, Nick, du blutest!" Er jedoch fing an zu lachen.
Wieso lacht er?
,,Die scheint echt einen kräftigen Schlag drauf zu haben. Aber passt schon."
Er lief ins Wohnzimmer, ich ihm sofort hinterher. ,,Nein, Nick, lass mich das kühlen. Bitte!"
Er setzte sich breitbeinig auf sein Sofa und schaute belustigt und herausfordernd zu mir hoch. ,,Wenn du mich versorgen willst: bitte."Was mich mal interessieren würde, ist, was ihr alle von Caprice haltet. :)
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Besessen
RomantizmSie lernt einen jungen Mann kennen. Dieser jedoch zeigt schon nach kurzer Zeit seine dominante, selbstsichere und einschüchternde Art, mit der das zurückhaltende Mädchen mit schlimmer Vergangenheit sehr zu kämpfen hat. Er will sie und lässt sie nich...