Kapitel 68

4.4K 172 44
                                    

Wieso wunderte ich mich? Was hatte ich erwartet? Dass ich die einzige für ihn war? Dass er treu und für immer auf meiner Seite sein würde?

Sei nicht so naiv, Caprice.

Ich hatte kein Recht darauf, mich zu beschweren. Wir waren weder zusammen, noch verheiratet. Er durfte tun und lassen, was er wollte. Sogleich merkte ich, dass es schwer wurde, meine Vorsätze, mich nicht zu verlieben und mein Herz brechen zu lassen, einzuhalten. Der Kontakt ihrer Lippen schnürte mir den Hals zu. Mir wurde schlecht.

Ruckartig löste sich Nick und schaute zu mir. Deuten konnte ich den Blick kein bisschen. Ich wollte es auch nicht.

,,Caprice...", fing er an. ,,Schon okay", versuchte ich ihn freundlich anzulächeln. Er schüttelte den Kopf, aber diese Miranda schaute verwirrt. ,,Was ist los, Nick?" Sie guckte zu mir. ,,Ist es wegen ihr?" Ihre stark geschminkten Augen starrten mich an. ,,Du hast doch gesagt, das sei nur eine kurze Nummer."

Mir wurde so schlecht.

Mein Knie zitterten und ruckartig stand ich auf. Mein Herz pumpte immer schneller und mein leerer Magen rebellierte. Ich wollte nicht brechen. Aber ich war so angewidert von den Menschen um mich herum.

Ich lief Richtung Ausgang. ,,Caprice, bleib stehen." Ich hörte nicht. ,,Caprice!", fauchte Nick sauer. ,,Wenn du jetzt nicht stehen bleibst, werde ich dich dazu bringen." Trotz meiner Wut drehte ich mich blitzartig herum und konfrontierte ihn mit einem glasigen Blick. Er machte mir Angst.

,,Was?"

Von meinem getroffenen Blick erschrocken starrte er mich an. ,,Du willst dich erklären? Dann tu es, wenn du es kannst." Er schwieg jedoch und hinterließ damit einen kräftigen Tritt in mein Herz.

Ich drehte mich wieder um, er packte jedoch meinen Oberarm und schrie mir quasi schon ins Gesicht. ,,Sie ist meine Exfreundin. Das, was sie gesagt hat, galt nicht dir." Doch ich glaube ihm kein Wort. Ich ließ mich nicht mehr so einfach verarschen. ,,Beweis es", flüsterte ich herausfordernd. Er zog seine Augenbrauen zusammen und ballte seine Fäuste.

Ehrlichkeit rinnt aus den Quellen der Wut.

Wütend drehte er sich zu Miranda um, die uns aufmerksam beobachtet hatte, und legte seinen Arm um meine Hüfte. ,,Leg deine Lippen nie wieder auf meine, Miranda. Ich schwöre dir, wenn du das noch einmal machst schick ich Steven zu dir", drohte er ruhig. Miranda grinste böse. ,,Schickst du den Armen zu mir, damit er deine Drecksarbeit erledigt? Ein echter Mann tut sowas selbst." Ich hatte die Befürchtung, Nick würde ausrasten bei solch provokanter Wortwahl, er blieb jedoch ganz ruhig. Im Kontrast dazu lachte er sogar kühl. ,,Glaub mir, Schätzchen. Wenn du wichtig genug wärst, würde ich auch selber kommen." Das Eis schien komischerweise gebrochem, denn sie lachte herzlich. ,,Du bist echt noch der alte." Sie wendete sich mit ihren Rehaugen an mich. ,,Tut mir leid, ich bin Miranda, eine Freundin von Nick. Du scheinst einer der guten zu sein.. Behalte den lieber." Sie zwinkerte mir freundlich zu und ich war einfach nur überfordert.

Was sollte das denn hier? Es kam mir vor wie in einem lächerlich schlechten Theaterstück. Sie küsste Nick, motzte ihn dann an und musste nun über seine gemeinen Worte lachen? Was wird hier gespielt? Ein dummes Spiel mit mir als schwarze Karte. Und es machte mich wütend.

~

Inzwischen saßen wir beide stillschweigend in dem Mercedes. Ich war immernoch verstimmt und Nick schien das zu bemerken. ,,Hör mir jetzt mal zu." Er packte meim Kinn grob und zwang mich, ihn anzusehen. ,,Das von vorhin war so bedeutungslos wie ein Handschlag. Miranda ist so und wird sich nie ändern. Ja, sie war mal meine Freundin, aber das ist schon lange her und außerdem glaube ich, dass sie eh einen reichen alten Mann geheiratet hat. Sie liebt es, zu provozieren und Freunde oder Freundinnen zu vergraulen. Nimm es nicht zu ernst. Ich schwöre dir, dass es nicht mehr als eine Art war, zu testen, ob du mir wichtig bist." Zögerlich nickte ich. Innerlich war ich beruhigt. Mein blutentes Herz war mit einem Pflaster fürs erste beklebt.

,,Ich will niemanden außer dir. Und weißt du auch warum?" Ich schüttelte den Kopf und seine Stimme wurde rauchiger. ,,Weil dein Körper, deine Seele und dein Dasein allein mir gehört und ich dich wann ich will, wie ich will und wo ich will, lieben kann."

Mein Unterbleib zog sich bei diesen Worten zusammen und hinterließen ein leichtes Kribbeln. Er redete mit solch einer Dominanz, die mich vergessen ließ, was eben noch passiert war.

,,Sag, wem du gehörst, Baby."

Er wanderte mit seiner Hand an meinem Kiefer weiter hinab und machte an meinem Kehlkopf halt, er umfasste plötzlich grob meinen Hals, was mich aufkeuchen ließ.

,,Sag es."

,,D-dir, Nick", hauchte ich.

Er gleitete mit seinem Blick für eine Sekunde nach vorne zu dem stillen Fahrer, der das Geschehen gekonnt ignorierte.

,,Gutes Mädchen", knurrte er. ,,Und wenn du nicht willst, dass ich dich hier und jetzt vögel, dann hörst du lieber auf, auf deiner Lippe zu kauen." Ich hatte nicht mal bemekt, dass ich es schon wieder tat. Ich hörte damit auf und schaute ihm lustvoll in die Augen. ,,Du gehörst nur mir", hauchte er erregt.

~

Gähnend schenkte ich mir Tee in den weißen Becher ein. Nick war wieder arbeiten, ist gestern aber später als ich nach Hause gekommen. Er brachte mich hierher, wollte aber selbst noch einmal in sein Büro, um ,,dort noch etwas zu erledigen". Jedenfalls kam er dann zurück, aber geredet oder getan hatten wir dann nichts mehr, weil ich doch tatsächlich auf der Couch eingeschlafen war. Er hatte mir nur im Auto noch erzählt, dass er als Überraschung eigentlich mit mir in einen gemieteten Pool gehen wollte, der sich auf der Rooftopbar befand. Im Nachhinein wares unglaublich schade. In meiner Tasche war auch mein Bikini dabei, den er dort verstecken und mich somit überraschen wollte.

Das Bild, wie Mirandas Lippen aud Nicks lagen, ging mir nicht aus dem Kopf. Es verfolgte mich und versetzte mir immer wieder ein ungutes Gefühl. Elendig suchte ich nach einem anderen Gefühl als ,,Eifersucht", welches ich als Ausrede zu meinem neidischen Gemüt nutzten konnte. Es war so verdammt zum Haareraufen.

Ich stellte die Kanne ab und griff nach dem Zucker auf der Ablage. Ohne ging nicht.

Ich musste Nick mal darum bitten, mir mein Handy zu geben. Ich war nicht anhängig, aber den ganzen Tag alleine ohne jegliche Ablenkung zu verbringen, war zäh. Ich freute mich schon auf heute Abend, wenn Nick nach Hause kam.

Ein klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Endlich war mein Essen angekommen, das ich laut Nick verbotenerweise bestellt hatte. Voller Vorfreude lief ich auf die Eingangstür zu und drückte den Knopf, der dafür verantwortlich war, dass Besucher durch die Eingangstür im Erdgeschoss passieren konnten. Ungeduldig verlagerte ich mein Gewicht vom einen Bein auf das andere. Ich hatte ein starkes Hungegefühl, was mir ein Ziehen in der Magengegend verriet. Wie ich die starken Gewürze meiner asiatische Nudeln im Mund schmecke und sie Biss für Biss hinunterschluckte, ließ das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen. Es war mein Lieblingsasiate.

Schwere Fußstapfen näherten sich und schon zählte ich zum x-ten mal das Geld in meiner Hand nach, um sicher zu gehen, dass es genug war.

Die Schritte stoppten und lächelnd schaute ich nach oben. Das unschuldige und verfressene Lächeln stoppte jedoch. Meine Mundwinkel sanken, bildeten einen erschrockenen Gesichtsausdruck. Meine Augen wurden größer.

Weil das nicht der Lieferant meines Lieblingsasiaten war, nein, es war die Person, mit der ich jetzt am wenigstens gerechnet hätte.

,,Na, wen haben wir denn da."







So das war es fürs erste. Ich habe das Gefühl, dass ich öfter einen solch unbefriedigenden Cliffhanger schreibe, aber ansonsten gäbe es ja keine Spannungskurve.
Okay, wer errät, wer vor der Tür steht?:)

BesessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt