4 / Sag Was Du Denkst!

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Das Auto blieb stehen und Timothy stellte den Motor ab. Jack öffnete die Tür und stieg aus. Ich nahm meinen Rucksack und stieg ebenfalls aus. Als ich draußen war, zog ich meinen Rucksack richtig auf.
„Was hast du eigentlich in deinem Rucksack?“, fragte mich jemand plötzlich.
Ich drehte mich zu der Person und musste hoch gucken. Corbyn stand vor mir und lächelte mich fragend an. Er war ungefähr zehn Zentimeter größer als ich. „Ähm“, fing ich an. „Ein Block, ein paar Stifte, mein Portemonnaie, Haustürschlüssel und meine Kamera. Natürlich auch Essen und Trinken“, antworte ich zögerlich. Während ich das sagte, zählte ich mit meinen Fingern mit.
„Cool“, antwortete er.
Ich überlegte, ob ich ihn auch was fragen sollte, als mein Handy klingelte. Ich nahm mein Handy aus meiner Hosentasche und sah darauf. Ein Anruf von Lise. Ich stellte meinen Rucksack ab und nahm den Anruf an. Ich entfernte mich etwas von den Jungs, sodass sie mich nicht hörten. Sie können zwar wahrscheinlich kein Deutsch, aber ich möchte ihnen erstmal nicht sagen, dass ich aus einem anderen Land komme. Ich weiß selbst nicht, warum ich das für mich behalte - vielleicht damit sie mich nicht anders behandeln.
„Hey Lise! Wie geht es dir?“, begrüßte ich sie fragend. Ich konnte Laute Musik hören - Lises Lieblingssongs.
Mir geht es prima!“, rief sie.
„Du bist erstaunlich gut gelaunt! Was ist los?“, fragte ich sie.
Hast du es vergessen? Ich gebe dir einen Tipp: Hinter mir ist eine riesige Party, und dass nur für mich!
Es dämmerte mir. „Du hast Geburtstag! Happy Birthday!“, den letzten Teil rief ich fröhlich.
Danke! Wie war dein erster Tag?“, fragte sie. Ich konnte ihre Fröhlichkeit deutlich hören.
Ich lachte. „Dein Tag ist vielleicht um, aber meiner hat gerade angefangen. Wir haben neun Uhr morgens!“
Dann: wie war es bis jetzt?“, lachte Lise.
„Ich habe meinem Ausbilder und die Models kennengelernt. Mein Ausbilder ist sehr nett, aber die Anderen!“, ich stöhnte kurz genervt. „Fünf idiotische Jungs, wie sie im Bilderbuch stehen!“
Sind sie denn wenigstens süß?
„Es geht, manche sind eher mein Typ, als andere. Drei von ihnen sind aber gut gebaut“, sagte ich.
„Woher weißt du das denn?“, fragte Lise verführerisch und lachend.
„Sie haben vergessen, dass sie Besuch kriegen. Drei waren im Pool und zwei waren einkaufen“, erklärte ich.
„Sabrina!“, rief Timothy etwas weiter weg.
„Ich muss jetzt Schluss machen. Bis später!“
Nachdem sich Lise auch verabschiedete legte ich auf und lief zu den Jungs.
„Sorry, das war meine beste Freundin“, entschuldigte ich mich auf Englisch. Zum Glück hat mein Vater oft auf Englisch geredet.
„Nicht schlimm. Wir müssen da rein“, meinte Timothy und zeigte auf ein modernes Backsteinhaus.
Ich nickte und wir liefen los.
Ich ging als letztes rein, da ich noch meinen Rucksack holen musste.

Innen war alles modern eingerichtet.
„Wir dürfen bis elf Uhr das ganze Gebäude nutzen. Dazu zählen auch der Helikopterplatz auf dem Dach, die Schwarzlichtkammer und der Parkplatz. Nicht zu vergessen: die Bühne und der kleine Garten“, erklärte Timothy.
Jeder nickte und ich überlegte. Ich spürte wie Blicke auf mir, was es mir nicht leichter machte. „Lasst uns erstmal in die Schwarzlichtkammer“, sagte ich schließlich.
Timothy nickte und ging voran. Die Jungs gingen direkt hinter ihm und ich bildete die Nachhut.
Wenigsten bis dahin kann ich ein bisschen überlegen, sagte ich mir in Gedanken, aber mir wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Corbyn ließ sich zu mir zurück fallen. „Du kommst nicht von hier, kann das sein? Du hast irgendwie einen süßen Akzent“, meinte er.
Ich sah ihn überrascht an. Er war klüger als ich dachte. Ich hatte damit gerechnet, dass sie es in drei Tagen herausfinden. Und dann meint er mein Akzent wäre süß. „Bist du alleine drauf gekommen?“, fragte ich leise.
Er nickte.
„Ich komme wirklich nicht von hier, aber mein Vater“, sagte ich kurz. Wir gingen gerade eine Treppe runter.
„Und du kommst woher?“, fragte er etwas eindringlicher, nach dem wir am Fuß der Treppe standen, da Timothy den Raum öffnen musste.
„Deutschland“, meinte ich kurz und knapp.
„Das ist aber ganz schön weit weg. Wo lebst du denn hier?“, sagte er etwas überrascht.
„Bei meiner Tante. Obwohl sie viel zu cool ist, um eine Tante zu sein“, sagte ich und lachte leise.
Wir gingen durch die Tür, bogen einmal links ab und liefen wieder eine Treppe runter.
„Ich hoffe Timo weiß wo es lang geht. Ich habe das Gefühl, wir haben uns verlaufen“, sagte Corbyn nach ein paar Minuten in der wir immernoch umher irrten.
Ich lachte. „Das wäre ziemlich blöd für den ersten Tag.“ Langsam fühlte ich mich wohler. Corbyn ist nicht so ein Vollidioten wie ich anfangs dachte. Er scheint ganz nett zu sein.
„Wusstest du, dass jeder Planet in unserem Sonnensystem nach einem Gott benannt ist? Nur die Erde nicht“, erklärte er mir.
„Jetzt weiß ich es“, meinte ich lächelnd. „Kannst du den Anderen nicht sagen, dass ich nicht von hier bin? Ich möchte wissen, wie lange sie brauchen um es herauszufinden.“
Er lachte kurz und legte einen Arm um meine Schultern. Ich habe mich vielleicht erschreckt! „Ich will selbst wissen, wie lange sie brauchen!“
„Okay!“, sagte ich fröhlich.

Wir irrten jetzt seit einer Viertel Stunde durch das Gebäude. Die Schwarzlichtkammer haben wir immer noch nicht gefunden, dafür die Kantine, den Pausenraum mit Kicker und Pool-Tisch, die Toiletten, die auch sofort benutzt wurden, den Aufzug und einen kleinen Kiosk, der leider nicht in Betrieb war.
„Timothy, bist du dir sicher, dass du dich hier auskennst?“, fragte ich ihn, als die Jungs im Pausenraum waren und Kicker spielten. Wir standen im Türrahmen und konnten sie prima beobachten.
„Ich habe die Orientierung verkoren“, gab er zu und sah zu Boden.
Ich kramte meine Kamera aus dem dunkelblauen Rucksack und schaltete sie ein. „Ist nicht schlimm. Aber um sechs Uhr muss ich bei Maya sein“, meinte ich. Ich sah durch das Visier und schoss ein paar Fotos von den Jungs.
„Maya?“
Ich sah ihn an. „Meine Tante.“
„Ok.“ Timothy sah auf seine Armbanduhr und seufzte. „Ich sah dir am Besten, wie du mit deinen Models umgehst, da wir in einer halben Stunde draußen sein müssen.“
Ich nickte.
„Du darfst nicht schüchtern sein! Du musst ihnen sagen, was du denkst!“
„Okay. Merk ich mir.“
Ich schoss noch ein paar Fotos, bevor Zach zu uns sah.
„Willst du mitspielen?“, fragte er.
„Nein, ich bevorzuge richtiges Fußball!“, rief ich zurück. Während mich Zach ansah, schoss ich ein Foto. „Bitte Lächeln!“, sagte ich und als er das tat, schoss ich mehrere Fotos.
Gerade als ich sagen wollte, dass das Foto gut geworden, schrie Jack: „Tooor!“
Ich lachte und rahmte ein paar Jubelfotos ein.

„Okay Jungs! Wir müssen hier raus!“, rief Timothy und lief los. Ich ging direkt hinterher. Die Jungs reihten sich hinter mir ein und diskutierten lauthals über ihr Spiel. Lustiger Weise fanden wir den Ausgang innerhalb weniger Minuten und standen wieder vor dem silbernem Van.

Photography - Why Don't WeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt