63 / Kaum Zu Glauben

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Aufgeregt stand ich in Backstage-Bereich. Die Bilder hatte ich zwar alle, aber der mündliche Teil der Prüfung fehlte noch. Der Teil fing fast gleichzeitig mit dem Konzert an.
Meine Kamera wanderte immer von einer in die andere Hand. Hätte ich nicht so ein kleines Bändchen, dass von der Kamera um mein Handgelenk ging, hätte ich zu viel Angst sie fallen zu lassen.
Ich sah zu der großen Uhr, die über einer der Türen hing. Noch fünf Minuten...
Eben machte sich schon bereit gleich auf die Bühne zu gehen.
Lise kam auf mich zu. „Du schaffst das schon, Sabi.“ Sie lächelte und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich rang mit ein Lächeln ab, aber war immer noch aufgeregt.
„Viel Glück, Sabrina!“, rief Eben schnell, bevor er auf die Bühne verschwand.
Jetzt konnte Timothy jeden Augenblick kommen, um mich zu holen.
Ohne es wirklich zu merken, fing ich an auf und ab zu laufen. Erst als mich jemand an der Schulter festhielt, blieb ich stehen.
„Rina, beruhige dich“, sagte Corbyn ruhig. „Da hast nichts zu befürchten, du hast so viel gelernt.“
„Meinst du?“ Ich sah ihm in seine Augen und langsam fing meine Nervosität an zu verschwinden.
Er nickte und lächelte. Ein ehrliches und süßes Lächeln. „Du kannst das doch schon fast im Schlaf. Außerdem ist es deine erste Prüfung. Selbst wenn es schief läuft, was ich nicht glaube, ist es nicht so schlimm.“
Ich nickte. „Du hast Recht.“
„Weißt du was? Ich lad' dich morgen ein. Wir beide unternehmen morgen etwas zusammen, bevor wir weiter fahren müssen.“
Kurz verdattert sah ich ihn an, aber konnte mich schnell zusammen reißen. „Ja, natürlich.“ Innerlich freute ich mich vermutlich so sehr, wie damals, als ich meine Kamera bekommen hatte.
„Sabrina! Bist du soweit?“, ertönte Timothys Stimme.
„Zeig ihnen, was du kannst.“
Ich lächelte nochmal und ging dann zu Timothy.

Ich unterhielt mich gerade mit dem zweiten Prüfer, als jemand dem Kopf durch die Tür reinsteckte.
„Seid ihr soweit?“, fragte jemand leise und aus dem Augenwinkel sah ich, das es Jonah war.
Timothy ging zu ihm und erklärte ihm vermutlich, dass wir schon seit einer dreiviertel Stunde fertig waren. Mister Boldman fand meine Bilder nur so gut, dass er noch darüber reden wollte und so redeten wir die ganze Zeit über Fotografie, obwohl die Prüfung zu Ende war.
„Es tut mir leid, Mister Boldman, aber wir müssen Schluss machen“, meinte nun Timothy und ging zum Laptop. „Wir müssen wieder zu unserem Hotel.“
„Okay. Habt einen schönen Abend noch“, verabschiedete sich Mister Boldman.
Ich winkte zum Abschied noch in die Kamera und ging dann zu den Jungs, die nun in der offenen Tür standen.
„Und? Hast du bestanden?“, fragte Zach.
Ich wollte antworten, aber Daniel war schneller. „Guck doch wie sie strahlt! So fröhlich würde sie nur gucken, wenn sie auch bestanden hat.“
Das Grinsen wurde etwas breiter. „Ja, ich habe bestanden!“
Ehe ich mich versah, gab es eine Gruppenumarmung, aber heute machte mir das nicht viel aus. Ich hatte bestanden!

Der Rückweg zum Hotel verlief sehr still. Wir waren alle sehr müde und redeten nicht viel.
Ich lief recht weit hinten. Direkt vor mir liefen Tyler und Jack, wobei Jack versuchte Lise, die vor ihm lief, ein Beinchen zu stellen.
Das erinnerte mich an unseren Prank-War. Vor ein paar Tagen hatte es begonnen, in dem Mayla immer wieder auf Sofas oder Bänken eingeschlafen war. Die Jungs haben dann beim dritten oder vierten Mal angefangen, Fotos und Videos von ihr zu machen, bis sie auf die Idee mit Schaum kamen. Einmal haben sie Zach dafür sogar durch den Bus getragen und gefeiert wie ein Held. Mayla rächte sich ziemlich schnell, in dem sie nur so tat als würde sie schlafen und den Schaum ins Gesicht den Angreifers pfefferte. Die Pranks färbten schließlich auch auf Lise, Bailey und mich ab, aber oft durchschauten wir die Streiche und ließen die Jungs selbst rein tappen.
Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. Sollte das Treffen mit Corbyn morgen auch ein Prank werden? Ich konnte mir das eigentlich nicht vorstellen, aber was wenn doch?
Innerlich rang ich mit mir. Eigentlich kam ich zum Entschluss, dass die Jungs nicht so gemein wären, vor allem Corbyn, aber ich wollte nachfragen, um sicher zu gehen.

„Nehmt euch, was ihr bis morgen braucht und geht dann ins Hotel“, teilte uns Tyler mit, bevor er selbst im Hotel verschwand.
Ich wartete draußen vor dem Tourbus. Er war zwar groß, aber elf Leute auf einmal war etwas viel.
Es dauerte einige Minuten, bis jemand wieder rauskam. In dem dämmrigen der Parkplatzbeleuchtung erkannte ich Corbyn mit seiner Tasche. Das war meine Chance nachzufragen.
„Hey Corbyn, kann ich dir helfen?“, fing ich an. Teilweise um meine Nerven zu sammeln.
Er blieb vor mir stehen. „Eigentlich nicht. Warum bist du noch hier draußen?“
„Ich wollte den Massenauflauf entgegen.“ Ich zuckte mit den Schultern und sah bewusst zum Hotel und nicht zu Corbyn. Hätte ich ihm angesehen, hätte ich vermutlich jeglichen Mist gelabert.
„Kann ich nachvollziehen.“
Ein kurzer Moment der Stille. Nur ein Auto fuhr auf der Straße neben dem Parkplatz lang.
„Das mit morgen“, ich dachte kurz nach, „ist das ein Teil der Prank-Wars?“ Ich erlaubte mit kurz in sein Gesicht zu sehen.
Er sah etwas entsetzt aus. „Auf keinen Fall“, beteuerte er. „Du könntest es als eine Art Date ansehen.“ Zum Ende wurde er immer leiser und kratzte sich mit einer Hand an Hinterkopf. „Wenn du willst“, fügte er noch hinzu.
Bevor ich irgendwas sagte, nickte ich. „Gerne. “ Meine Hände wurden etwas schwitzig. „Wann soll ich morgen wo sein?“ Meine Stimme war auch leiser geworden. Ich hatte irgendwie plötzlich die Angst, dass und jeder im Bus hören könnte.
„Um 14 Uhr vor dem Haupteingang.“ Er lächelte mir nochmal zu und ging dann ins Hotel.
Ich konnte nicht anders, als mir einmal in den Arm zu zwicken.
War das gerade wirklich passiert?
Ich ging in den Bus und setzte mich auf die erste Couch, die mir begegnete. Um zu warten, ja, aber auch, um nicht durchzudrehen.
Nach ein paar Minuten ging ich dann auch nach hinten. Die meisten waren dann schon ins Hotel gegangen.
Beim zweiten Bad fand ich Mayla, die gerade dabei war, ihr Shampoo einzupacken.
„Mayla, kommst du mal kurz? Ich muss dir was sagen...", fragte ich zögerlich.
Sie ließ sofort ihren Kram stehen und folgte mir zum Bettenlager, wo sich zum Glück gerade niemand befand.
Ich setzte mich auf das Ende meines Bettes. „Corbyn hat mich zu einem Date eingeladen“, meinte ich leise zu ihr.
Mayla brach natürlich als erstes in einen lauten Jubel aus.
Ich sprang auf und drückte ihr die Hand auf den Mund. „Das soll nicht gleich jeder mitbekommen!“
„Aber Lise und Bailey müssen das wissen!“, widersprach sie, als ich die Hand wieder wegnahm.
„Aber warum?“
„Naja, weil wir dich mental darauf vorbereiten und dich stylen müssen. UND wir müssen alle möglichen Szenarien durchspielen! Dann bist du erst perfekt gewappnet!“
Ich lachte. „Das ist verrückt!“
Mayla sagte mir, ich solle warten und ging wieder raus.
Als sie wieder rein kam, hatte sie die anderen beiden Mädels im Schlepptau.
Natürlich stimmten Bailey und Lise Mayla vollkommen zu.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich sofort in zwei Gesichter.
„Habt... Habt ihr mich im Schlaf beobachtet?“, fragte ich verunsichert.
Mayla zuckte mit den Schultern und Lise antwortete. „Du brauchst deinen Schönheitsschlaf. Und wir warten auf eine Rückmeldung von Bailey, ob wir jetzt das Zimmer bekommen.“
Ich richtete mich auf. „Wie viel Uhr haben wir?“
„Neun Uhr.“
Lise und Mayla hörten dankbarer Weise auf mich zu beobachten,  sodass ich mich für das Frühstück umziehen konnte.
Gerade als ich fertig war, kam Bailey rein.
„Jonah ist bis 12 erstmal abgelenkt. Lasst uns schnell frühstücken und dann machen wir dich fertig.“

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