19 / Wecker

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Wir fuhren zu den Jungs.
Es lief fast genauso ab, wie letztes Mal, nur das ich diesmal ein T-Shirt von Jonah bekam.

Die Jungs waren oben und ich lag unter der weichen Decke auf dem Sofa.
Ich begann gerade etwas zu träumen, als mich ein lautes Klingeln aus dem Schlaf riss.
Jemand rief mich gerade an, aber ich lehnte den Anruf ab. Ich wollte schlafen!
Keine fünf Minuten später klingelte es wieder.
Genervt nahm ich ab. „Ja?", fragte ich und hoffte, dass die Person am anderen Ende hörte, wie genervt ich war.
Hey Sabi! Wie geht's?", rief Lise fröhlich ins Handy.
„Du bist eigentlich eine Langschläferin. Müsste bei dir nicht irgendwie acht Uhr sein? Warum bist du so froh?", fragte ich verzweifelt.
Ich legte mich auf den Rücken und hielt das Handy an mein Ohr. Zum Glück war das Kabel lang genug. Meine Augen fielen von alleine zu.
Kennst du noch Johannes?"
„Ja", murmelte ich.
Er hat mich gestern gefragt, ob ich seine Freundin sein will!", meinte sie fröhlich und quickte.
„Das ist schön."
Ich fand ihn ja schon immer süß und so. Kurz nachdem du weg warst hat er mich angeschrieben und kurz darauf haben wir uns getroffen. Es war voll cool! Er ist mit mir in einen Freizeitpark gefahren und hat mit mir den ganzen Tag verbracht! Am Abend hat er mir seine Jacke gegeben, da mir kalt war und hat mich nach noch einem Treffen gefragt! Gestern ist er mit mir in ein kleines Café und hat mich da gefragt! Du musst dir vorstellen wie glücklich ich bin!" Lise redete die ganze Zeit.

Lise P.o.V.

Es klappt! Ich konnte sie schon wieder leise schnarchen hören!
„Sabi? Sabi!", rief ich in mein Handy. „SABRINA!" Die Leute sahen mich schon komisch an.
Huh?", kam verschlafen vom anderen Ende.
„Du Dummerchen bist eingeschlafen!", lachte ich ins Telefon.
Sorry", meinte Sabrina und ich konnte sie gähnen hören.
„Musst du jetzt mit Sabrina telefonieren? Die Arme scheint nicht wirklich wach zu sein", meinte meine Mutter.
Ich hielt das Telefon weiter weg. „Das gehört zu unserem Plan", erklärte ich kurz. Meine Eltern gingen nicht weiter drauf ein und liefen weiter. Ich ging hinterher.
„Ich würde dir Johannes gerne Mal vorstellen. Klappt das, dass du zu deinem Geburtstag wieder nach Deutschland kommst?", fragte ich hoffnungsvoll. Ich wusste schon, dass es nicht funktioniert, aber das gehörte auch zum Plan.
Nein, klappt nicht", sagte Sabrina verschlafen.
„Warum? Ich meine, hier ist dein Zuhause, deine Familie, deine Freunde! Bedeutet ich dir gar nichts mehr?", ich klang so verzweifelt, wie ich nur konnte - manche Fußgänger warfen mir mitleidige Blicke zu. Was müssen die jetzt denken?
Du bedeutest mir jawohl etwas. Aber Mister Thompson hat gesagt, dass es nicht geht." Ich hörte wie sie wieder gähnte.
„Weißt du noch im Kindergarten? Als wir diese kleinen Raketen aus Backpulver gebaut haben? Meine flog so hoch, dass ich sie nicht mehr gefunden habe! Oder noch das andere Mal, als die in dem Hänsel und Gretel Stück mit gemacht hast? Ich weiß nicht genau wie süß du aussahst!" Ich laberte irgendwas. Ich wusste irgendwann selbst nicht, wie ich auf die Themen kam.
Als ich wieder ein leises Schnarchen vernahm, holte ich meine Kopfhörer und hörte mit einem Ohr mit. Ich wusste, wie Sabrina gleich geweckt werden sollte und wollte das mithören.
„Also steht das in drei Wochen?", fragte ich meine Eltern.
Meine Mutter nickte. „Du fliegst zusammen mit Fishers rüber. Soweit ich weiß organisiert ihr dann alles", erklärte sie mir.
„Was ist mit Bruno?"
„Den musst du leider hier lassen. Du weißt doch, dass Clyde eine Hundehaarallergie hat", sagte meine Mutter.
„Wir passen schon auf ihn auf", tröstete mich mein Vater.
Ich nickte.

Plötzlich hörte ich etwas über die Kopfhörer.
Ich sah auf meine Armbanduhr. Ich war jetzt schon acht Stunden lang mit meinen Eltern unterwegs! Das verging so schnell...
Ich nahm mein Handy in die Hand. Die Jungs hatten mir versprochen, dass sie das Telefonat auf Video umstellen würden, damit ich Sabrinas Reaktion sehen konnte.
Ich sah als erstes einen blonden Jungen.
Hey. Du bist Lise?", flüsterte er auf Englisch.
Ich nickte und lächelte.
Ich bin Corbyn", meinte er leise.
Er stellte das Handy so hin, dass ich sehen konnte, wie Sabrina auf dem Sofa eingekuschelt schlief.
Ich konnte ein wenig Gemurmel hören und ein braunhaariger Junge lief kurz mit einer Gitarre hinterm Sofa her.
Es war noch einige Minuten lang ruhig, bevor die Jungs anfingen zu singen.
Sabrina drehte sich etwas auf die Seite und streckte ihren Arm unter der Decke hervor, schlief aber immer noch.
Die Musik wurde immer lauter und schließlich sah ich Sabrina verschlafen blinzeln. Sie richtete sich auf und rieb sich verschlafen die Augen.
Das Lied endete und ich rief auf Deutsch: „Guten Morgen, Schlafmütze!"
Was ist los?", fragte Sabrina müde.
Deine Freundin hat uns geholfen, dich zu wecken", erklärte einer auf Englisch.
Hast du mich deswegen wach gehalten?", fragte sie und sah vorwurfsvoll in die Kamera.
Ich grinste sie an. „Jep. Ich habe dir einfach alles was passiert ist erzählt. Vom Kindergarten bis heute."
Sabrina murmelte etwas Unverständliches.

Sabrina P.o.V

Die Jungs haben schön gesungen, aber dafür hat sie mich wach gehalten? Irgendwie werde ich mich noch revanchieren.
Ich rieb mir nochmal die Augen.
„War es so schlimm?", fragte Corbyn.
„Das Wecken war schön, das wach halten nicht", sagte ich und sah nochmal zu Lise.
Mir wurde gesagt, ich solle das tun", verteidigte sie sich.
Ihre Mutter kam ins Bild.
„Hallo Celina", begrüßte ich die Friseurin und lächelte.
„Hallo Sabrina. Du siehst ja voll verschlafen aus!"
„Glaub mir, das bin ich."
Plötzlich kamen die Jungs auf mich zu.
„Wenn wir das nochmal machen, dann ohne dich wachzuhalten. Versprochen", sagte Jack.
Alle auf einmal umarmten sie mich. Gefühlt wurde ich in der Mitte zerquetscht.
Ich konnte hören, wie Lise lachte und eine kurze Verabschiedung rief.
Endlich lösten wir uns.
„Warum seid ihr so gut gelaunt?", fragte ich sie verwirrt, da mich alle anlächelten.
„Mit Musik beginnt jeder Tag toll", meinte Zach.
„Hier." Corbyn gab mir eine Tasse mit Tee.
„Da hat einer mitgedacht", sagte ich leicht grinsend und schlürfte den Tee.
„Was machen wir heute?“, fragte Daniel, der sich auf einen Sessel fallen ließ.
„Als erstes sollten wir etwas essen“, meinte Jonah, der schon einen Kaffee in der Hand hielt und den genüsslich trank.
Alle stimmten zu.
Ich ging ins Bad und zog mich um.
Ich betrachtete mich im Spiegel und bemerkte, dass meine Haare in alle Richtungen abstanden.
Ich fuhr mir mehrmals mit meinen Händen durch die Haare, damit ich nicht ganz so verwuschelt aussah.

Als ich aus dem Bad kam, roch ich schon etwas zu Essen.
Ich lief in die Küche.
„Was gibt's denn?“, fragte ich neugierig und stellte mich auf die Zehenspitzen um an Corbyn vorbei zu sehen.
„Ich versuche Eier zu braten“, erklärte der Blondschopf.
„Es richtig schon gut“, meinte ich und stete mich wieder normal hin.
Mein Magen knurrte und Corbyn lachte: „Du hast wohl schon Hunger.“
Ich nickte. „Und wie!“

Nachdem wir zusammen gegessen hatten, machten wir irgendeinen Quatsch.
Die Jungs setzten mich um ungefähr 17 Uhr bei Maya ab.
Maya war nicht da, weshalb ich anfing die Bilder etwas zu bearbeiten.

Die Tage danach vergingen wie im Flug. Am Sonntag schickte ich die Bilder zu Timothy. Die Jungs waren am Samstag nochmal mit mir im Skatepark.

Ich wachte auf. Es war noch früh und die Sonne ging gerade auf. Nur noch zwei Wochen! Ich freute mich, denn in genau zwei Wochen hatte ich Geburtstag!
Ich stand auf und zog mir eine schwarze Jeanshose und ein weißes T-Shirt an.
Ich ging runter und lief sofort zum Trockner. Ich hatte gestern Jacks Pulli gewaschen, da ich total vergessen hatte, dass ich den noch hatte.
Ich nahm den Pulli aus dem Trockner und knotete mir den Pulli um die Hüften.
Ich ging in die Küche und begrüßte Maya, welche wieder durch die Gegend tanzte, mit einem Nicken.
In der Küche holte ich mir ein Apfel und aß ihn, bevor es, wie sonst, an der Tür klingelte.

Photography - Why Don't WeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt