29 / Unfall

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Sabrinas P.o.V.

Neuer Tag, neues Glück! - Oder so ähnlich...
Ich saß verschlafen am Küchentisch und schlürfte an meiner Tasse Tee.
Maya war schon weg, da es einen Notfall in der Praxis gab und sie am nächsten an der Praxis wohnt.
Theoretisch könnte ich doch Lise anrufen... In Deutschland ist es noch Abends, überlegte ich und griff nach meinem Handy neben mir.
Mit einer Hand entsperrte ich es und rief Lise an. Mit der anderen Hand klammerte ich mich an die warme Tasse mit Tee. Ich stellte das Handy auf laut und legte es wieder hin.
Es dauerte einige Minuten, bis Lise abnahm.
„Hallo?“, kam es verschlafen von der anderen Seite.
„Hey Lise! Ist bei euch nicht Abend?“, fragte ich etwas verwundert.
Einige Sekunden herrschte Stille.
Jonathan hat mich gestern ausgeführt und wir haben die Zeit vergessen, also hatte ich mich nochmal hingelegt“, antwortete sie zögerlich.
Wer war den Jonathan?
Wie geht es dir?“, fragte Lise plötzlich.
„Ich langweile mich. Ansonsten geht's mir gut.“
Was ist mit den Jungs? Hast du heute nichts mit ihnen vor?“
„Die haben heute leider nicht viel Zeit“, meinte ich traurig und schlüpfte geräuschvoll meinen Tee. „Das Blöde ist, dass ich morgen schon die Bilder abliefern soll, und ich voll wenige habe!“, beschwerte ich mich, als mein Tee leer war.
Das ist wirklich blöd... Hast du dich in jemanden verliebt?“
Typisch Lise - immer schnell das Thema wechseln!
„Nein, habe ich nicht. Auch wenn du wahrscheinlich schon Hochzeitspläne für mich und einen Amerikaner hast“, sagte ich schmunzelnd.
Ich bin doch erst bei der Verlobung! Hetz' mich doch nicht so“, entgegnete Lise lachend.
Auf einmal vibrierte mein Handy.
Was war das?“, fragte Lise überrascht.
„Mein Handy hat nur vibriert.“
Ich nahm mein Handy in die Hand und sah nach.
„Lise ich muss leider auflegen. Corbyn versucht mich anzurufen“, sagte ich, als ich auf das Display sah.
Okay, Schade. Meld' dich einfach Mal!“, verabschiedete sie sich.
Ich sagte noch kurz "Tschüss" und legte auf, damit ich Corbyns Anruf annehmen konnte.
„Hallo Corbs!“, begrüßte ich ihn fröhlich.
Ich hörte ihn kurz lachen. „Seit wann nennst du mich "Corbs"?“
„Mir war so danach“, erklärte ich. „Warum rufst du an?“
Wegen zwei Sachen. Erstens: Hast du schon in unser Album reingehört?“
Ich schlug mir selbst gegen die Stirn. Das Album! Wie konntest du das nur vergessen?
„Ich habe voll verpeilt, dass das heute rauskommt!“, gab ich verlegen zu.
Corbyn lachte erneut. „Zweitens: möchtest du dich heute mit uns treffen? Wir hätten ein paar Stunden Zeit, bevor wir zu David müssen...“
Ich nickte. „Klingt gut. An was hattet ihr gedacht?“
„Skateboard fahren?“
„Okay.“
„Also in einer Stunde am Skatepark?“
„Ich werde da sein!“, sagte ich fröhlich und musste lächeln.
Wir verabschiedeten uns gegenseitig und ich legte auf.
Ich guckte in meine Teetasse und bemerkte, dass diese leer war. Na toll, der Tee ist leer...
Ich stand auf und stellte die Tasse in die Spüle, bevor ich mir zwei kleine Flaschen Wasser nahm und in den Flur ging.
Mein Rucksack lag so da, wie ich ihn in gestern verlassen hatte.
Ich verstaute die Wasserflaschen in dem Rucksack.
Ich sah in den zwei vordersten Taschen nach, ob dort mein Portemonnaie und die Schlüsseln fürs Haus waren, als ich ein kleines, zusammen gefaltetes Papier fand.
Verwirrt faltete ich das Papier auseinander.
Tränen bildeten sich in meinem Augen, als ich erkannte, was ich in der Hand hielt.
Es war ein Bild von Clyde und mir. Ich erinnerte mich noch genau an diesen Tag...

~Rückblende~

„Bienchen! Komm Mal her und Bring dein Bruder mit!“, rief meine Mutter von unten.
Verwundert ging ich zu dem kleinen Babybett meines Bruders und hob ihn heraus. Ich strich ihm durch die kurzen, braunen Haare. „Mal sehen was Mama für und hat“, sagte ich und lächelte meinem zweijährigen Bruder an.
Er strahlte, als ich ihn die Treppe runtertragen und in das kleine Wohnzimmer ging.
Im Kamin brannte ein Feuer und wärmte den Raum, während sich im Lametta am Weihnachtsbaum das Licht der Deckenlampen spiegelte.
Meine Mutter saß auf dem roten Sofa und lächelte mich an.
Ich lief auf sie zu, während Clyde an meinen schulterlangen Haaren zog.
„Ich habe was für euch zwei“, meinte meine Mutter lächelnd und hielt etwas hoch.
Ich setzte Clyde neben ihr ab und nahm ihr eins der zwei Teile aus der Hand.
„Nachdem dein letzter Rucksack kaputt gegangen ist, dachte ich mir, dass ich dir und Clyde welche nähe“, erklärte meine Mutter.
Ich umarmte sie. „Danke.“
Ich zog mir denn Rucksack auf die Schultern und half Clyde dabei.
Mein Vater kam durch die Tür. „Wie herrlich! Meine zwei Mäuse haben den selben Rucksack!“, rief er entzückt. Ich lächelte automatisch.
„Rina, nimm Mal deinen Bruder auf den Arm und ich mache ein Foto von euch!“ Ich liebte diesen amerikanischen Akzent meines Vaters.
Ich nickte und nahm Clyde wieder. Er gab ein paar Babylaute von sich.
„Guck Mal da“, flüsterte ich ihm zu und zeigte zu meinem Vater, der bereits die Kamera in der Hand hatte.
Mit einem Strahlen im Gesicht sah Clyde zu meinem Vater. Ich lächelte ebenfalls in die Kamera.

~Rückblende Ende~

Ich legte das Bild auf die Treppe, damit ich es später mit hoch nehmen konnte. Am liebsten würde ich jetzt meine ganze Familie in den Arm nehmen! Aber das ging ja nicht...
Ich zog mir meine alten Turnschuhe an. Ich kann ja nicht sofort die neuen versauen...
Ich warf mir den Rucksack über eine Schulter und nahm mein Board.
Ich stöpselte die Kopfhörer in mein Handy und suchte mir ein Lied vom Album der Jungs raus, welches ich mir anhören würde. "In Too Deep" hört sich gut an...
Ich wählte das Lied aus und lief aus der Tür.

Nach ungefähr zehn Minuten kam ich am Skatepark an. Ich war zu früh und nutzte die Zeit, um ein wenig zu üben.

Nach einiger Zeit kamen auch die Jungs an.

Wir hatten viel Spaß zusammen. Na ja... Bis es anfing zu regnen.

„Sollen wir dich nach Hause fahren?“, fragte Daniel, während wir Schutz unter einem kleinen Dach suchten.
„Müsst ihr nicht. Ich kann nach Hause laufen, das ist nicht so weit“, legte ich ab.
„Wenn du nach Hause läufst, nimm wenigstens meine Jacke.“
„Nein Jack. Du brauchst die Jacke mehr als ich.“
„Doch du nimmst sie!“
Ich wollte gerade weiter ablehnen, als ich einen Knall hörte.
Ich drehte mich um und Daniel lief schon zu Zach, der verletzt am Boden lag.
Ich lief hinterher und ein weiteres Mädchen stand schon dort, neben dem umgekippten Fahrrad.
Das Mädchen war ungefähr 12 Jahre alt und sah besorgt zu Zach.
„Es tut mir so leid! Ich habe dich nicht gesehen...“, rief sie entsetzt.
Ich ging zu ihr und sah, dass sie schon Tränen in den Augen hatte.
Jonah, Corbs, Daniel und Jack versuchten Zach zu verarzten.
Ich kniete mich hin, damit ich dem Mädchen besser in die Augen sehen konnte. „Hey, alles wird gut“, begann ich beruhigend auf sie einzureden. „Es ist nicht deine Schuld. Wie heißt du denn?“
„Annie“, meinte sie zögerlich.
„Alles wird gut, Annie. Er verletzt sich dauernd und wurde immer gesund“, meinte ich beruhigend und lächelte sie an.
„Er war so plötzlich vor mir! Ich konnte nicht mehr bremsen!“ Annie fing an zu schluchzen.
Ich umarmte das blonde Mädchen. „Der wird sich ratz fatz davon erholen. Du wirst schon sehen“, redete ich weiter auf sie ein.
„M-meinst du?“, fragte sie weinend.
„Ja, ganz sicher.“ Ich löste mich von ihr und lächelte sie an.
„Versprichst du es mir?“
Ich nickte. „Wo sind eigentlich deine Eltern?“
Annie hatte sich etwas beruhigt und antwortete: „Meine Eltern sind auf Geschäftsreise, aber meine Schwester wartet Zuhause auf mich.“
„Soll ich dich zu deiner Schwester bringen?“, fragte ich sie vorsichtig.
Sie nickte.
„Dann verabschieden wir uns Mal von den Jungs, okay?“
„Ja.“
Ich stand auf und nahm ihre Hand. Mit meiner freuen Hand wischte ich mir ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht. Ich bemerkte, dass die Jungs nicht mehr da waren und lief mit Annie zu dem kleinem Bus der Jungs.
Eine der Autotüren stand offen und ich klopfte an die Karosse.
Jonah tauchte in der Tür auf.
„Ich bringe Annie nach Hause. Kümmert ihr euch um Zach?“
Jonah nickte. „Wir fahren mit ihm ins Krankenhaus“, sagte Jonah leise, sodass Annie es nicht hörte.
„Okay.“ Ich nickte.
Ich drehte mich mit Annie um und wollte gehen, als mich jemand zurück rief: „Bini!“
Ich drehte mich wieder um.
„Hier nimm meine Jacke!“, rief Jack mir zu und warf mir prompt seine Jacke und Gesicht. „Sorry.“
Ich nahm die Jacke in die Hand. Ich stöhnte kurz genervt. Ohne lässt er mich eh nicht gehen! „Danke!“, rief ich und ging mit Annie zu meinen Sachen.
Da Annie etwas zitterte, legte ich ihr Jacks Jacke über die Schultern.
Ich zog mir den Rucksack über eine Schulter und nahm mein Board in eine Hand.
Mit Annie ging ich zu ihrem Fahrrad und setzte sie drauf.
Annie navigierte mich und irgendwann stand ich vor ihrer Haustür.

Photography - Why Don't WeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt