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Amber pov.

Weinend saß ich vor dem Klo. Es war nicht das erste mal das ich mich morgens übergeben musste. Ich versuchte es immer so heimlich wie möglich zu machen, obwohl dies gerade nicht einfach war.
Ich wischte mir die Träne weg, die mir die Wange runter rannte. Einsamkeit. War das einzigste was ich fühlte. Ich brauchte ihn und das dringend ,aber er hatte im Moment ganz eigene Probleme. Diese trugen den Namen Angela,welchen auch sonst.

Die nächste Träne lief mir über die Wange. Ich war verzweifelt, mal wieder. Es war nicht das erstemal das ich weinend neben dem Klo saß. Das schlimmste war das ich manchmal gar nicht wusste weshalb ich weinte. Ich musste einfach weinen ohne jeglichen Grund. Schön war dies nicht, aber ich wusste ja warum das alles war. Ich war Schwanger.

Langsam zog ich mich am Waschbecken hoch. Den Blick in den Spiegel hätte ich mir lieber sparen sollen. Ich sah verheult aus und dieser Anblick war mir leider bekannt. Schnell wischte ich meine Tränen weg. Sie sollten nicht sehen das ich weinte oder geweint hatte.

Schuld überkam mich. Ich fühlte mich ihnen schlecht gegenüber. Meine Eltern hatten immer alles für mich getan und ich dankte ihnen in dem ich sie anlog. Was eine tolle Tochter ich doch war. Ob sie nach der Wahrheit mich überhaupt noch als ihre Tochter sahen,war eine andere Frage.

Ich verblieb noch ein paar Minuten vor dem Spiegel bevor ich aus dem Bad ging. Man konnte nicht mehr wirklich sehen das ich geweint hatte.
Auf dem Flur war niemand. Keine Ahnung ob sie hier waren oder nicht.
Mit schnellen Schritten lief ich zurück in mein Zimmer und kuschelte mich wieder ins Bett. Eng um schlunk ich meine Decke und fühlte mich dadurch nicht mehr so einsam.

"Was hast du heute vor?"fragte meine Mutter als sie zu mir in die Küche kam.

Ich saß ruhig am Tisch und aß mein Frühstück. Es war 11:45 Uhr und ich hatte bis vorhin noch geschlafen. Nach meinem Besuch bei der Toilette war ich nochmal eingeschlafen und vorhin erst wieder aufgewacht.
Das hieß ich hatte noch ein bisschen Zeit bis ich zu Harold ging. Es war schließlich Samstag und er hatte mir angeboten zu kommen.

"Ich schlafe bei einer Freundin"antwortete ich lächelnd.

Meine Mutter nickte und holte eine Tasse aus einem der Schränke.
Ich beobachtete sie kurz bevor ich mich wieder auf mein Essen konzentrierte. Ich fühlte mich ihnen gegenüber immer noch schlecht.
Es musste bald endlich die Wahrheit gesagt werden ,aber es war schwer. Und die große Frage war immernoch: 'Wie?'

Ich hatte schon oft versucht über eine Konversation nach zudenken,aber es hatte nie wirklich funktioniert.
Es war dumm anzunehmen, dass es einfach wird. Nichts war einfach. Solangsam war ich verzweifelt. Meine Hoffnung setzte ich nun in Harold. Er wird hoffentlich irgendeine Idee haben.

Ich nahm war wie sich meine Mutter gegenüber von mir hinsetzte. Kurz schaute ich hoch. Sie hatte ihren Tee vor sich stehen und ihren Terminkalender in der Hand. Keine Ahnung wieso sie so ein Ding brauchte. Ich konnte mit sowas noch nie was anfangen.

"Um wie viel Uhr gehst du ?"fragte sie während Sie irgendwas in ihren Kalnder eintrug.

Ich überlegte kurz. Harold hatte mir keine bestimmte Zeit genannt und geschrieben hatte ich auch nicht mehr mit ihm. Ob er heute arbeiten musste wusste ich nicht ,aber ich denke mal eher nicht.

"So um 14 Uhr"sagte ich schließlich.

Sie blieb stumm.
Ich schaute zu ihr hoch. Ihr Blick war sturr auf ihren Kalender gerichtet.

"Ist alles in Ordnung?"fragte ich sie.

Sie schaute zu mir und nickte.

"Ich war gerade nur etwas verwirrt"sagte sie und hob ihren Kalender etwas hoch.

Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu und stellte sie auf den Boden. Normalerweise hätte ich nichts mitgenommen ,aber das wäre etwas auffällig gewesen.
Ich zog meine Jacke und Schuhe an ,nahm meine Tasche und lief nach unten.

Meine Mutter war nicht hier und wo mein Vater war wusste ich nicht.
Also ging ich einfach.
Draußen angekommen war es schon etwas kalt ,aber es ging noch.
Meine Füße liefen, den mir schon, alt bekannten weg. Oft ,viel zu oft lief hier schon lang.
Andere Mädchen in meinem Alter liefen zu ihrem Freund. Und ich? Ich lief zu meinem Onkel.
Es war verrückt.

Vor seinem Haus blieb ich stehen. Sein Auto war nicht dort. Aber er hatte mir gesagt ich sollte am Wochende kommen und jetzt war er nicht mal hier. Wo war er den ?
Ich lief zur Tür und klingelte ,vielleicht war sein Auto nur in der Werkstatt.
Es passierte nichts ,die Tür war immer noch zu. War ja klar.

Es wäre wahrscheinlich doch schlauer gewesen vorher nochmal zu schreiben.
Ich holte mein Handy raus. Er war bestimmt arbeiten. Sollte ich dort hingehen? Ob das so gut war.

Mit einem schnellen Klick rief ich ihn an. Es klingelte und klingelte bis die Mailbox ran ging. Na super.
Genervt steckte ich mein Handy zurück in meine Jackentasche.
Ich könnte zurück nach Hause gehen, aber ich beschloss zuwarten.

Ich setzte mich auf die Treppe und schaute mir die Gegend an. Erinnerungen kamen mir hoch ,als ich das erste mal hier war. Ich war verwirrt und hatte auch Angst. Und jetzt war alles anders.

Wo war er den bitte?
Wieso sagte er ich könnte kommen wenn er arbeiten musste.
Ich wollte nicht weiter drüber nach denken weshalb ich kurz meine Augen schloss.

Schritte kamen immer näher bis sie aufeinmal verstummten. Ich öffnete meine Augen und sah Angela vor mir.
Das war doch wohl ein Traum? Sie konnte doch nicht hier sein?
Leicht entsetzt sah ich sie an.
Was wollte sie hier?

"Wartest du auf meinen Ehemann?"fragte sie mit einem zickigen Unterton.

Ich antwortete nicht auf so eine dumme Frage. Wie kam sie da drauf ihn als ihren Ehemann zu bezeichnen ? Das war lächerlich.  So wie sie ihn behandelt.

"Redest du nicht mehr ? Auch gut"sagte sie lachend.

Gott wie schrecklich konnte ein Mensch sein?
Was war in ihm gefahren sie zu heiraten? Diese Frage stellte ich mir immer wieder.

Sie lief an mir vorbei die Treppen hoch. War sie dumm ? Er war nicht hier sonst würde ich hier doch nicht sitzen.

Ich drehte mich um und schaute was sie dort tat. Sie klingelte. Sie hatte wirklich keine Gehirnzellen mehr.

"Er ist nicht da"sagte ich.

Sie ging von der Tür weg und sah mich grinsend an.
Sie streichelte über ihren Bauch, der eindeutig größer war als meiner und kam wieder zurück zu mir.

"Tue mir mal einen Gefallen und sag ihm das ich hier war"sagte sie.

Ich schwieg.

"Ach und schätzen es ist nicht gut für dich hier draußen zu sitzen"sagte sie und lächelte mich komisch an.

Uncle Harold (H.S) #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt