sich vertragen Teil15

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"Warum machst du ein Geheimnis daraus? Der Name passt zu dir." Viel besser sogar, fand Luke.

„Mach' ich gar nicht. Du hast nicht gefragt. Außer dir und Sean finden alle Ginger passender. Klingt mehr nach 'nem Typen, der in 'nem Club arbeitet. Und es bringt mehr Geld."

Ginger sagte das auf eine Art, als wäre da überhaupt nichts dabei, aber Luke konnte das nicht so ohne Weiteres glauben. Der andere Mann war auf eine Weise geheimnisvoll, die er noch nicht so recht fassen konnte und bevor Luke glaubte, dass er seinen Spitznamen vorzog, weil der besser zu einem Barkeeper und Tänzer passte, hatte er eher das Gefühl, dass der junge Ire zusammen mit seinem Namen und dem Tattoo einen Teil von sich selbst schützte, vielleicht, weil dieser Teil vollkommen anders war als Ginger oder weil Gabriel sich nicht jedem zeigen wollte. Und wenn es so war, war es dann Gabriel gewesen, der Luke geküsst hatte?

„Wie soll ich dich nennen?", fragte Luke dann schlicht.

„Wie immer: Ginger." Sein Blick verriet, dass er wusste, worauf Lukes Frage abzielte. „Es ist ... leichter, wenn du mich weiter Ginger nennst", setzte er mit einer Stimme hinzu, die sanft aber auch bittend klang.

Luke nickte. Dann sollte es so sein. Sie würden tun, als sei alles wie gehabt und Gingers Geheimnis blieb vorerst noch ein solches, auch wenn Luke etwas darum geben würde, sich das Vertrauen von Gabriel zu verdienen.

„Luke", ließ Ginger seinen Namen regelrecht auf der Zunge zergehen, „zwei Dinge solltest du wissen. Ich denke, du bist weniger ehrlich zu dir selbst als zu mir und ich bilde mir gar nicht ein, dass ein Typ wie ich gut genug ist für einen Typen wie dich, aber solange das hier dauert, könnte ich... gut zu dir sein." Sein Blick prüfte Lukes Reaktion ganz genau, aber der war nicht sicher, was Ginger da gerade gesagt hatte.

„Was... meinst du?", hakte er nach, aber da war der Moment schon vorbei, in dem ein einfaches Ja oder Nein genügt hätte.

„Vergiss es. Danke für die Salbe."

Mit diesen Worten ging der Rothaarige nach oben, um sich für den Abend fertig zu machen. Luke kam sich vor wie ein Idiot.

Der Freitagabend im Elysium war für Luke abermals eine neue Herausforderung. Es gab eine Live- Band und so waren zusätzlich zum normalen Publikum zahlreiche Fans gekommen, die die Stimmung im Club um ein Vielfaches steigerte. Es wurde mehr getrunken, mehr getanzt und mehr geflirtet. Ginger und die anderen Jungs an der Bar hatten alle Hände voll zu tun, während Luke und die anderen Kellner sich im Eiltempo durch die Tische und Lounges schieben mussten. Es war mehr Volk im Laden als an den Tagen zuvor und sie tanzten wilder und achtloser, sodass Luke zweimal sein komplettes Tablett verlor, weil er nicht so geübt im Hakenschlagen war, wie die anderen. Wenn er dann wieder zur Bar kam, um sich neue Drinks zu holen, wurde dies in aller Eile erledigt, aber in keiner Weise kommentiert. Offenbar waren solche Zusammenstöße nichts Besonderes. Nur einmal erntete Luke einen etwas besorgten Blick von Ginger und die Frage, ob er nicht lieber eine Pause machen wolle. Luke lehnte ab. Wäre es nur um die Drinks gegangen, dann hätte er das Angebot angenommen, doch er wollte an so einem Abend nicht riskieren, dass ihm irgendwas entginge, was die Ermittlungen weiterbrächte. Also zog er seine Bahnen und sondierte vor allem solche Situationen, wo sich ein blonder oder rothaariger junger Mann im Flirt, Tanz oder Gespräch mit einem Mann befand, auf den das Täterprofil passte, soweit man das beim Hinsehen erkennen konnte. Einige von denen wirkten so vertraut, dass es sich wohl um ein Paar handelte, bei anderen wiederum achtete Luke dann ganz besonders auf ihre Drinks und darauf, dass die nicht unbeaufsichtigt herumstanden. Am Eingang kam es zu verschiedenen Auseinandersetzungen mit den Bouncern, die irgendwann begannen, nur noch typische Clubbesucher und weniger offensichtliche Touristen hineinzulassen. Es wurde sonst zu voll und auf Neugierige konnte man an so einem Abend gut und gern verzichten.

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