Luke brachte es nach dem Abschied von Blake irgendwie fertig, sich für den Rest des Jobs zusammenzureißen. Er hatte auch nicht wirklich eine andere Wahl. Regelrecht verbissen suchte er immer wieder leere oder unachtsam abgestellte Gläser zusammen und versorgte die Gäste mit neuen Getränken, wobei er sich immer wieder im Geiste Notizen machte. Hauptsächlich über das Äußere von Typen im Alter des Täters, die mit dem potentiellen Opfer-Typ anbandelten. Auch achtete Luke darauf, ob einer von ihnen besonders eitel wirkte oder irgendetwas auf einen religiösen Hintergrund hindeutete. Er prägte sich einen Mann ein, der an einer Kette ein auffälliges Kruzifix trug. Ein anderer trug am Unterarm eine Tätowierung mit christlichem Kreuz- Symbol und Jesusbild. Gegen Mitternacht dann suchte Luke sich wieder einen Platz, von wo aus er das Geschehen an der Bar genauer beobachten konnte. Dieses Mal war es neben einer Lautsprecherbox auf dem Podest, das für die Band des Abends als Bühne aufgebaut worden war. Die unterbrachen ihren Abbau, um wie Luke, dem Spektakel zuzusehen, das Ginger wie jede Nacht darbot. Nur war es nicht wie jede Nacht, das konnte Luke deutlich sehen. Der Rothaarige tanzte, drehte und wand sich, als wäre ihm gestern nichts passiert, doch sein Gesicht verriet, dass er das mit höchster Konzentration und unter Schmerzen tat. Das Strahlen und die Freude am Tanz, die Luke in den Nächten zuvor deutlich wahrnehmen konnte, fehlten dieses Mal und Luke hasste die Vorstellung, dass die Männer an der Bar ihm Geld dafür zustecken würden, für etwas, das er in dem Moment nicht für sich selbst oder aus Lust tat, sondern aus Trotz, für Sean oder weil er das Geld brauchte. Zu diesen Gedanken gesellte sich noch ein weiterer, der jetzt erst kam, weil Luke ihn bisher womöglich willentlich unterdrückt hatte: Ginger gehörte nicht hierher, jedenfalls nicht mehr und nicht so. Er hätte Besseres verdient. Sean musste das auch denken, deshalb nannte er ihn „mein Engel".
Stunden später war es dann endlich so weit, dass sich die letzten Gäste davonmachten und Luke übernahm noch ein paar Handgriffe an der Bar, damit Ginger endlich um kurz nach vier Uhr den Club abschließen konnte.
„Das wäre geschafft", sagte er schließlich und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Luke stimmte ihm zu und gemeinsam nahmen sie die Treppe nach oben ins Loft.
„Hast du irgendwas beobachtet?", wollte Ginger wissen. Er klang zum Umfallen müde, aber Luke war sich darüber im Klaren, wie wichtig Ginger die ganze Sache war.
„Nichts Konkretes. Nur ein paar Typen, die geflirtet haben."
„Das frustriert dich." Ginger ließ das wie beiläufig fallen, während er sich auf einem der Sessel die Schuhe abstreifte.
Luke war überrascht, weil dem Rothaarigen auffiel, dass er nicht gerade zufrieden war. „Ja sicher. Ich mache das seit drei Nächten, es gibt keine wirklichen Fortschritte und obendrein schadet es meiner Beziehung."
„Dein Freund hat 'ne Vollmeise, wenn er nicht stolz auf dich ist."
Luke versuchte zu lächeln, obwohl Ginger das Problem ziemlich auf den Punkt brachte und er ihn abermals irritierte. „Warum sagst du sowas?"
„Ist das nicht klar?" Ginger schaute ihn herausfordernd an.
Was hatte er gesagt? Luke wäre mit sich selbst nicht ehrlich. So musste es sein, denn er fand darauf keine Antwort. Vielleicht würde Ginger sie ihm geben. „Nein. Hilf mir", flüsterte er kaum hörbar, aber laut genug für den Rothaarigen, der sich jetzt aus dem Sessel erhob und einen Schritt auf Luke zumachte, sodass ihn nicht mal eine halbe Armeslänge von ihm trennte. Er schaute ihm in die Augen und legte ihm eine Hand auf die rechte Wange. Verwundert über sich selbst, zuckte Luke weder zurück noch wandte er den Blick ab. „Luke", begann Ginger mit dieser samtenen Stimme, die den jungen Polizisten glauben ließ, er höre seinen Namen zum ersten Mal. „Du riskierst hier 'ne Menge für Typen, die du nicht mal kennst, weil du einer von den guten Jungs bist. Und ich würde 'ne Menge dafür geben, 'n bisschen was von dem zu kriegen, was Blake gehört."
Luke blinzelte überrascht. „Wie kommst du darauf, dass du es kriegen könntest?" Ein wenig fürchtete er sich vor der Antwort.
„Ich sagte du bist einer von den Guten, aber du bist kein Heiliger", raunte Ginger und schloss das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen. „Und das hier, willst du genauso wie ich."
Ginger beugte sich zu ihm und führte seine Lippen an die von Luke. Es war erst nur wie die Andeutung eines Kusses und Luke zögerte noch, doch dann schloss er die Augen und ließ Ginger gewähren. Erst spielte der Tänzer nur eine wenig mit Lukes Lippen, dann spürte der Blonde, wie sich Gingers Zunge vorwagte, um ihm die Lippen zu benetzen, was ihn im gleichen Augenblick warm erschauern ließ. Ja, er wollte es, das ließ ihn sein Körper deutlich spüren und so gab er sich in den Kuss und begann, ihn zu erwidern. Als nächstes spürte er wie Gingers andere Hand durch sein Haar fuhr und sich darin festhielt. Lukes Lust erwachte und er suchte mit seinen Armen und Händen nach Ginger. Einen Arm legte er ihm um die Schulter, sodass seine Hand ihn am Nacken packte, die andere ließ er unter sein Shirt gleiten, wo sie ihm über die Seite fuhr. Ginger stöhnte wohlig auf und Luke wollte mehr davon. Mehr anfassen, mehr streichen, mehr küssen, mehr... Ginger hat Recht, schoss es ihm in den Kopf, ich bin kein Heiliger. Und Ginger war das auch nicht. Seine Küsse wurden fordernder und wo sich ihre Körper in der Mitte aneinanderdrängten, konnte Luke deutlich dessen Erektion spüren, wie sie sich an seine eigene drückte. Warme Schauer jagten ihm über den Rücken und ein Prickeln und Ziehen in seinen Lenden meldete unmissverständlich, dass er noch immer nach mehr verlangte. Beide Männer stöhnten immer wieder leise und wohlig und Ginger übernahm die Initiative und schob Luke langsam aber sicher rückwärts in Richtung der Leiter, die zu den Erkern führte. Als Luke die Sprossen hinter sich fühlte, gluckste er überrascht und schob Ginger etwas von sich. Kaum hatten sie sich voneinander gelöst, da war er auch schon die Leiter hinauf und wartete ungeduldigst auf den anderen. Ginger hatte es nicht weniger eilig, zu ihm zu gelangen und so drängten sie sich wieder aneinander und diesmal war es Luke, der Ginger zielstrebig in dessen Erker schob. Dort zogen und streiften sie sich die Kleider vom Leib, sodass sich ihnen nun zum ersten Mal ein völlig unverhüllter Anblick des anderen darbot. Luke stockte direkt der Atem, denn wie er längst erahnt hatte, war der junge Ire schön und perfekt geformt wie eine griechische Statue. Die blau-violetten Flecken von der letzten Nacht, die Hüfte und Schenkel bedeckten, standen in einem überdeutlichen Gegensatz zu seiner sonst weißen Haut, sodass Luke sie anstarrte. Ginger bemerkte seine Reaktion und lächelte. „Ist nicht so schlimm, wie es aussieht", flüsterte er, als er Luke in seine Arme schloss. „Ich will dir nicht wehtun", gab der zurück, bevor sie wieder küssten. „Wirst du... nicht." Damit schob der Feuerkopf ihn zum Bett, wo sie sich niederlegten und da weiter machten, wo sie zuvor aufgehört hatten. Luke lag unten, während Ginger sich fest auf und an ihn drängte. Er küsste Luke immer wieder und hielt ihn am Schopf, während der mit seinen Händen über Gingers Rücken strich, da wo die Flügel waren und tiefer, bis er dessen knackigen Hintern erreicht hatte. Das Prickeln und Ziehen wurde immer stärker und Luke begann, sich unter dem Rothaarigen zu winden, um für mehr Reibung zu sorgen. Gingers Küsse begannen nach Salz zu schmecken und seine Haut unter Lukes Händen schien zu brennen, was Luke nur noch mehr erregte, bis er glaubte, Ginger könnte ihn mit einem einzigen Blick kommen lassen, sobald sich ihre Blicke wieder trafen. Nach ein paar weiteren, wiegenden, stoßenden, reibenden Bewegungen, war es dann tatsächlich so weit. Erst spürte Luke, wie sich Gingers Hitze zwischen ihnen ergoss, dann, gleich darauf, bäumte er sich selbst auf und kam mit unerwarteter Intensität, sodass er halb lachte, halb aufschrie, während Ginger heiß in seine Halsbeuge atmete. Sein Atem ging schnell und stoßhaft und der von Luke ebenso und er wusste nicht wieso, aber er wollte Ginger sehen, also hob er sein Gesicht am Kinn an und schaute ihm in die Augen und küsste ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Tänzer lächelte und zwinkerte noch halb benommen, während Luke langsam realisierte, was sie da gerade getan hatten. Sie hatten es getan, Sex gehabt. Er und dieser andere, engelsgleiche Mann, der nicht Blake war. Und es hatte sich so gut angefühlt, dass Luke gar nicht merkte, wie ihm die Tränen kamen....
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Rainbow Warrior
Mystère / ThrillerLuke ist ein junger, schwuler Polizei Sergeant bei Scotland Yard und erhält den Spezialauftrag , sich als verdeckter Ermittler in der Londoner Clubszene einzuschleusen. Dort treibt ein brutaler Serientäter sein Unwesen, der seine Opfer betäubt und m...