Betäubt Teil33

678 84 28
                                    

Da waren irgendwelche Geräusche, aber der betäubte, junge Sergeant verstand nicht, welcher Art, was sie sollten oder ob sie real waren. Er sah Bewegungen im Zeitraffer, wie von einem Mann oder auch nicht. Da war noch etwas Anderes. Ein Schrei? Woher kam der? Der da schrie, war er das? Blake? War da noch jemand? Irgendjemand war da bei ihm, packte ihn. Grob. Er konnte nichts spüren, nichts erkennen. War es dunkel? Welche Tageszeit war es? Er hörte ein Stöhnen, das konnte von ihm selbst gekommen sein. Oder? Was roch da so seltsam? Das roch wie... er hatte keine Ahnung... Blut vielleicht?! War das der Geruch von Blut? Wenn ja, war es seines? Dann müsste er doch Schmerzen spüren, oder nicht? Er hatte vergessen, ob er Schmerzen spüren müsste. Bestimmt müsste er das. Aber warum? Irgendetwas, irgendjemand riss an ihm, zerrte an ihm, wieder waren da Geräusche, Stimmen, das seltsame, hohe Pfeifen...

Lukes Bewusstsein lag noch immer halb im Dämmerzustand, als er beschloss, keine unüberlegte, plötzliche Reaktion zu zeigen. Er konnte immerhin fühlen, wie er irgendwo auf dem Bauch und am Boden lag. Es war nicht der Boden von Blakes Wohnung. Da war kein Teppich, der Boden war hart, Stein oder Beton. Blake! Oh Gott, wie irre war der? Er war der Irre, der Mörder, der Vergewaltiger, der völlig gestörte Geisteskranke und er, Luke, sollte das nicht bemerkt haben?! Irgendetwas in dir hat es bemerkt, meldete sich sein Verstand zu Wort. Zumindest hast du bemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Stimmt. Präsens. Das war jetzt und hier, das war real. Er durfte sich jetzt keinen weiteren Fehler leisten, wenn es denn überhaupt eine Chance gab, das hier zu überstehen. Blake hatte ihm dieses verfluchte Scheißzeug, diese K.O.-Tropfen verabreicht. Mit dem Cappuccino. Warum war er so blöd, das nicht zu merken? Er begann deutlich schneller zu atmen, das war nicht gut. Beruhig dich, dass dein eigener Freund so ein durchgeknalltes Arschloch ist, konntest du nicht wissen... Luke riss sich zusammen und beschloss, vorsichtig die Augen zu öffnen. Vielleicht könnte er sehen, wo er war, in welcher Situation er war, ob er allein war. Er blinzelte. Der Raum war erleuchtet. Irgendein künstliches, kaltes Licht, vielleicht eine Neonröhre. Die Wände, die er sah, ohne Fenster, waren kahl, alte Tapete hing in Fetzen. Was war das hier? Ein Abrisshaus? Er versuchte, den Kopf zu drehen, um mehr zu sehen, aber das war nicht möglich, er war noch immer nicht Herr seiner Nerven, Muskeln, Sehnen. Er war nicht fähig, mehr als ein, zwei Finger zu rühren. Wahrscheinlich war er deswegen nicht einmal gefesselt. Er konnte sehen, dass einer seiner Arme vorgestreckt dalag. Einfach so. Der Arm war bloß, etwas zerkratzt. Luke erinnerte sich, dass er ein langärmeliges Shirt getragen hatte und seine Jacke, also musste ihm das jemand ausgezogen haben. Nicht jemand: Blake. Aber wo war der jetzt? Was machte der? Luke horchte. Einen Moment fürchtete er, er sei vielleicht taub, weil er nichts wahrnahm, doch dann konzentrierte er sich einzig und allein darauf. Nein, er konnte sich selbst atmen hören. Er saugte die Luft ein und musste davon husten. Auch das konnte er hören. Und noch etwas. Ein Geräusch wie... leises Stöhnen, gleich darauf nochmal, etwas lauter. Aber das klang nicht wie sein durchgeknallter Ex- Freund. „Fuuuck, oh Shit..." Ganz klar, da war noch ein Anderer in dem Raum, einer, der zumindest sprechen konnte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf ihn jetzt die Erkenntnis, wer das war. Die Stimme... „Luuke, hey! Shit, du bist nicht tot, oder? Sag was, hey!" Kein Zweifel, das war Gabriel! Wie kam der hierher? Was war passiert? Der Betäubte überlegte, was er tun könnte, um zumindest ein Zeichen zu geben. Gabriel war jedenfalls nicht so leicht zu beruhigen. „Hey, Luke, verdammt, sag was!!!" Luke versuchte es mit dem Luft einsaugen und husten. Das funktionierte. Er hustete. „Oh, Himmel, ich dachte schon, du wärst... shit. Wie geht's dir? Hast du Schmerzen?" Luke war nicht sicher. Er fragte sich, was Gabriel wohl sehen konnte, wenn er so fragte. War er verletzt? Er spürte nichts. Er hustete noch einmal, was keine Antwort war, aber besser als nichts. Der junge Ire schien jetzt zu kapieren, dass sein Freund nichts machen konnte und wohl nicht einmal wusste, was los war, denn er begann zu erklären. „Keine Ahnung, wo uns der Mistsack hingebracht hat. Ich kann nicht zu dir kommen, er hat mich an der Heizung fixiert. Rechts hinter dir. Links hinter dir ist 'ne Tür." Kaum hatte er das gesagt, da hörte Luke, wie sich diese Tür öffnete und jemand hereinkam. Blake. „Sieh mal einer an, du irischer Bastard bist eine echte Quasselstrippe. Dann kann es ja weiter gehen."

Rainbow WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt