Drecksbalg Teil34

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Luke geriet in Panik. Oder zumindest sowas Ähnliches. Er konnte sich kein Stück rühren, nicht den Kopf drehen, um zu sehen, was geschah, er konnte nicht mal schreien. Das war das Furchtbarste. Blake hatte Gabriel in seiner Gewalt. Irgendwo rechts hinter ihm und er konnte nichts tun, nichts. „Mmmmmmmmmppffffff", brachte er gerade mal zustande. In seinem Kopf hieß das alles Mögliche: Nein! Aufhören! Lass die Finger von ihm! Wenn du ihm was tust, bring ich dich mit bloßen Händen um! Was er hören konnte, machte es nur schlimmer. Blakes Stimme klang kälter als er sie kannte, grausam und voller Hohn. „Hast du denn unserem Luke schon erzählt, wie du hierhin gekommen bist, hä? Hast du ihm schon gesagt, was passiert ist, na?" Erst hörte Luke einen metallisch hohlen Klang, beinahe wie ein alter Eimer oder eine verstimmte Glocke. Blake schlug mit irgendeinem harten Gegenstand auf den Heizkörper. Dann hörte man ein dumpfes Geräusch und ein unterdrücktes Ächzen. Verdammt, er schlug Gabriel! „Mmmmmmmmmppffffffffffffffffff!!!!!" Mit einem Mal spürte Luke, wie sein Kopf grob an den Haaren angehoben wurde. Blake schaute ihm ins Gesicht. Er sah nicht mal aus wie Blake, nicht so, wie Luke ihn kannte. Es war, wie wenn ein eigentlich gutmütiger Hund plötzlich die Zähne fletschte und die Ohren anlegte, es war wie Jekyll und Hyde. Seine Augen waren weit aufgerissen und hatten einen starren Blick, seine Nasenflügel waren aufgebläht, seine Gesichtsmuskeln zuckten nervös. „Luke-Schatz, du weißt, ich bin verrückt nach dir, aber wo du diesen Go-go-Tänzer schon mitgebracht hast, wäre es doch dumm, das nicht auszunutzen!"

„Du... kannst mich mal... du perverses... Anwalts- Schwein..." Das war Gabriels Stimme. Er klang gequält, aber er war weder ohnmächtig noch Schlimmeres...

„Woah, hast du das gehört, Luke-Schatz? Ich glaube, ich sollte dem erstmal Manieren beibringen?!" Der Hohn in der Stimme seines Ex- Freundes war unerträglich.

„MMMMMmmmmmmmpppppffffffffffffffffffff!!!" Lukes Kopf fiel willenlos nach unten, als Blake ihn losließ und schlug auf dem harten Boden auf. Er hustete.

„Bring dir selber... Manieren bei... du..." Weiter kam der junge Ire nicht, denn ihr Peiniger war blitzschnell aufgesprungen und hatte von dem Betäubten abgelassen, um den Gefesselten zum Schweigen zu bringen. Luke hörte erneut diese dumpfen Geräusche, wie Schläge, es klang, als würde Gabriel mit dem Schädel an die Heizung knallen, er ächzte, spuckte aus. Was war das? Zähne? Blut? Oh nein... Sein Atem veränderte sich, offenbar konnte sich seine Angst und Panik, nicht seinetwegen, aber um Gabriels willen noch steigern.

„Wenn du glaubst... das macht mir Schiss,... du englischer Vollarsch,... dann..." OhGottohGottohGott, was tat er nur? Warum provozierte der Tänzer den Psychopathen so? Um ihn von mir abzulenken! Das war die einzig logische Erklärung, die dem jungen Sergeanten einfiel. Was hatte er ich gefragt? Ob er nicht tot sei? Warum sollte er tot sein? Wieder kam ihm einer der schrecklichsten Gedanken. Gabriel konnte ihn sehen, er sah den Raum, die Tür. Was hatte der irre Anwalt mit ihm selbst gemacht? War er verletzt und merkte es nicht wegen der Drogen? OhGottohGottohGott! Hinter ihm, die Geräusche wurden unerträglich. Immer wieder Schläge, das Schallen des Heizkörpers, Blakes widerliche Stimme mit den fürchterlichsten, ätzendsten Bemerkungen... „Dir werd ich's zeigen... katholischer Drecksbalg... schwules Stück Scheiße..." Luke wünschte sich, er müsste das nicht hören, andererseits, wüsste er dann nicht, was mit ihnen geschah. Es war jedoch kein Kunststück, das zu erraten. Sie erwartete das gleiche Schicksal wie Andrew, Jamie, Benjamin, Peter und John. Es sei denn, es geschah ein Wunder. Während die dumpfen Schläge, das Tönen des Heizkörpers und die immer erstickter klingenden Ächzer Gabriels den Raum füllten, begann Luke fieberhaft zu denken. Er würde sich nicht bewegen, vielleicht könnte er dann vortäuschen, noch immer hilflos zu sein, auch wenn er sich irgendwann bewegen könnte. Immerhin könnte er dann irgendwie versuchen, Blake außer Gefecht zu setzen. Wie lange ging das Ganze schon? Irgendwann würde man im Elysium darauf kommen, dass der Tänzer und der Neue fehlten. Das würde auffallen. Sofort. Man würde Sean und Oscar benachrichtigen und die würden sofort die Polizei einschalten. Aber gab es überhaupt irgendwelche Hinweise darauf, dass Luke zu seinem Ex-Freund gegangen war? Wüsste irgendjemand, dass man dort nach einer Spur suchen müsste? Vielleicht war der Typ von den Stadtwerken gekommen und hatte irgendwas bemerkt. Wo war Gabriel überhaupt hergekommen? War der auch in der Wohnung gewesen? Gab es dort Hinweise auf einen Kampf?...

Die Geräusche veränderten sich. Die Schläge ließen nach. War der durchgeknallte Anwalt etwa erschöpft von seinen Misshandlungen? Nein. Luke hörte das Reißen von Stoff und ein deutlich anderes Atmen und Schnaufen von Blake. Oh Fuck, fuck, fuck, fuck...

„Was haben wir denn daaaaa?" Irgendetwas überraschte den Irren. „Sieh mal einer an!"

Der Sergeant hielt den Atem an. Was mochte es sein? Ganz offenkundig: die auftätowierten Flügel. Er biss sich selbst auf die Lippe und stellte fest, dass er das als Schmerz wahrnahm. Das war gut, sein Körper erwachte. Als nächstes hörte er ein fieses Lachen, so als habe Blake einen Preis an einer Rubbellosbude gewonnen. „Ha! Ich hab noch nie einen Engel gefickt! Es muss mein Glückstag sein! Nur leider ist es nicht deiner, du verfluchter Homo- Engel. Das hilft dir gar nichts, hörst du?! Du stehst auf Schwänze? Du kriegst einen und was für einen. Hä? Was sagst du?"

Luke horchte, aber verstand nicht, wie die Antwort lautete.

„Na warte, du, du abartiger Schwanzlutscher. Dich fick ich durch, dass dir Hören und Sehen vergeht und wenn das durch ist, wenn ich mit dir durch bin, dann zieh ich dir deine Flügel mit dem Fell ab, du..." 

Hatte er das richtig verstanden? Oh, bitte nein!

Wie um sich für irgendetwas vorzubereiten, verließ Blake nun den Raum, warum auch immer und der Betäubte nutzte die Gelegenheit, ohne zu warten, um zu testen, ob er inzwischen mehr als nur einen Finger bewegen könnte. Er versuchte den Kopf zu heben. Das war zu schwer, aber immerhin bewegte er sich etwas. Er konzentrierte sich auf seinen Körper am Boden. Er konnte die Härte und die Kälte des Betons spüren. Er versuchte zu sprechen. „Ggg... gga...aaa..b..." Er horchte. Blake eben noch mit ihm gesprochen, also war er da, aber war er bei Bewusstsein? „Ggga...b..."

„Lu... Luke- Babe... schö...ne Scheiße..." Der Engel atmete schwer, er klang furchtbar. Luke kamen die Tränen, er konnte sie nicht aufhalten. Schöne Scheiße.  

Rainbow WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt