Rudern Teil27

741 84 36
                                    

Nach bergeweise Toast zum späten Frühstück und einer verspäteten E-Mail für den Yard, war zumindest Luke so weit, dass es losgehen konnte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich während seines Einsatzes im Elysium für irgendwen chic machen müsste, aber ein bisschen wollte er sich schon für das Date zurechtmachen. Zum Glück hatte er eine ganz knackige Jeans dabei und ein T-Shirt im Matrosen-Look mit blau-weißen Streifen. Das sagte eindeutig „schwul", was gut war, aber es sagte nicht das gleiche wie die T-Shirts aus der China-Truhe. Gabriel schien es ebenso gegangen zu sein. Als er unten an der Leiter Lukes Namen rief, trug er ebenfalls Jeans und ein T-Shirt mit dem Ikarus Band-Logo von Led Zeppelin. „Du stehst echt auf Flügelfiguren, oder?", scherzte Luke und lächelte. Gabriel lachte. „Ja, schon. Aber das hier war ein Geschenk von Oscar." Ja, das passte. „Guter Typ, dieser Oscar", fand Luke und kam die Leiter herunter. „Das kannst du laut sagen. Sean auch. Ich habe 'ne Nachricht auf dem Handy, wo Sean uns heute Abend zuhause bei ihnen zum Essen einlädt. Er und Oscar haben mal so einen Kochkurs gemacht, irgendwas mit Erotic Food for Men Only." Luke musste grinsen. „Ja, da sollten wir dabei sein." Mit diesen Worten legte er dem Rothaarigen die Arme um die Mitte und zog ihn für einen spontanen Kuss zu sich. Gabriel stieg drauf ein und strahlte dann. „Wofür war der?" Luke hatte keine Ahnung. „Nur so, du siehst halt zum Küssen aus. Kann's losgehen?" Gabiel küsste ihn direkt zurück. „Ja kann losgehen."

Nach einer kurzen Fahrt mit der Tube hatten sie den Park erreicht und der empfing sie in all seiner frühsommerlichen Pracht. Gleich am Eingang huschten ein paar flinke Eichhörnchen zwischen alten, hohen Bäumen hin und her und eine Gruppe Kinder lachte und lief zu ihnen. Der Rhododendron blühte in allen Farben von Weißgelb bis Rotviolett und schon beim ersten Parkkiosk fand Luke, es wäre dringend an der Zeit, dass er für Gabriel und sich ein Eis kaufte. „Jetzt sag schon, was magst du?" Gabriel scherzte: „Dich." Luke lachte: „Und wenn's um Eis geht?" Gabriel schaute auf der Werbetafel hin und her, wie ein kleiner Junge, der sich nicht entscheiden konnte. „Möglichst viel Schokolade. Das da!" Er zeigte zielsicher auf das größte Eis und Luke bestellte zwei davon. Mit dem Eis in der Hand schlenderten sie weiter in den Park hinein und Luke fragte sich, wann ihm das letzte Mal ein Eis so gut geschmeckt hatte. Gabriel schien es nicht anders zu gehen. Er lächelte Luke über das Eis hinweg an und der Blonde musste sogleich grinsen, weil Gabriel einen richtig süßen Schokoladenrand um den Mund hatte. Am liebsten wollte er den einfach nur wegküssen und kaum, dass ihm die Idee gekommen war, setzte er sie auch in die Tat um. „Du hast da was, komm mal her", lockte er und tatsächlich stieg der jung Ire voll darauf ein. Luke zog ihn mit sich, dorthin, wo man sie vom Weg aus, hinter einem Rhododendron nicht sehen konnte, um ihn dort zu küssen. Gabriel lachte. „Das kitzelt, du Spinner." Luke nickte, denn das war ihm sowas von klar. Zurück auf dem Weg ließen sie sich Zeit und Luke nahm den Rothaarigen jetzt einfach bei der Hand. Das hier war ein Date, oder etwa nicht? Gabriel schaute zu ihm her, so als sei er kurz verunsichert, ob das wirklich eine gute Idee sei, aber Luke blinzelte nur als Versicherung, dass es sein voller Ernst war. So gingen sie weiter. Luke konnte sich gar nicht satt sehen, an der Unbeschwertheit, die nach und nach Besitz von Gabriel ergriff. Er freute sich, wenn er einen süßen Hund sah, er blieb stehen, um eine Entenfamilie, Mutter mit sechs Küken, zu beobachten, er hob einer älteren Dame ihre Tüte mit Entenfutter auf, er war einfach toll. Als sie an einem Ruderbootsverleih ankamen, war klar, dass sie das machen wollten. „Ich kann gar nicht rudern", wehrte sich Gabriel erfolglos. „Dann lernst du es jetzt von mir."

„Wo hast du eigentlich gelernt, so zu tanzen?", fragte Luke, nachdem er sie ein kleines Stück auf die Serpentine gerudert hatte. „Überall und nirgends", antwortete Gabriel, während er eine Hand über dem Rand des Bootes lässig ins Wasser gleiten ließ, „ich habe das schon immer gemacht. Mit meinen Schwestern vor dem Fernseher, einfach irgendwelche Stars imitiert und so."

„Mit deinen Schwestern?"

„Ja, ist voll Klischee, aber ich hatte nie Lust auf diese ganze Rauferei mit meinen Brüdern beim Hurling oder beim Dosenkicken. Die Mädels haben immer diese Boygroups nachgetanzt."

„Verstehe", grinste Luke. „Du hast echt Talent."

„Oh, ich weiß. Aber das ist nicht gerade das, was ich immer machen möchte. Go-go, meine ich. Was ist mit dir, wie bist du zur Polizei gekommen?"

Luke musste nicht überlegen. „Das war immer klar. Mein Dad ist auch Polizist und ich habe ihn immer bewundert. Hab gedacht, wenn ich groß bin, will ich genau das machen. Die bösen Jungs fangen und hinter Gitter bringen, so wie Dad."

„Das ist groß. Der ist bestimmt stolz auf dich."

„Ja, sicher. Du solltest ihn kennenlernen. Und meine Mum auch."

„Ich weiß nicht..."

„Das weiß ich für dich mit. Die werden dich richtig gern haben, weil sie merken, wie verliebt ich bin. Nicht alle sind so wie deine Eltern."

„Du hast ihnen deinen Anwalt- Freund nicht vorgestellt, aber du würdest mich da mitnehmen?"

„Blake wollte das nicht, weil er sich bei seinen Eltern noch nicht geoutet hat. Das ist was völlig anderes. Und demnächst ist das auch Geschichte. Ich mach' Schluss. So richtig." Luke schaute auf Gabriels Reaktion, die in aus einem zögerlichen Lächeln bestand.

„Meinetwegen", sagte er dann.

„Ja und nein. Das mit Blake und mir war nicht wirklich ehrlich. Und jetzt habe ich mich in dich verliebt. Und wie sieht's aus? Lungerst du jetzt nur am Bordrand 'rum oder lernst du auch rudern?"

Gabriel strahlte. „Na, was du kannst, will ich auch können. Geh da von der Bank und gib mir die Dinger."

„Ruder heißen die." Damit tauschten sie die Plätze, was den kleinen Kahn ganz schön ins Wanken brachte und Luke sah sich an, wie Gabriel anschließend versuchte, sie Ruder gleichzeitig ins Wasser zu tauchen, um das kleine Boot vorwärts zu bewegen. Er lachte. „Für jemanden, der so ein Bewegungstalent ist wie du, müsste das eigentlich kein Problem sein." War es aber. Das Boot begann sich zu drehen.

„Oh, Shit!", fand Gabriel.

Luke ließ ihn noch einen Moment leiden, dann beschloss er, dem Elend ein Ende zu bereiten. „Komm, wir machen das zusammen." Damit ging er vorsichtig  um ihn herum und kniete sich hinter die Ruderbank. Von da legte er seine Hände mit an die Ruder, sodass er Gabriel praktisch von hinten mit den Armen umfing. So begannen sie unter Lukes Führung mit dem gemeinsamen Rudern.

„Oh, das gefällt mir", kam es von Gabriel und er drehte sich zu Luke um, sodass sich ihre Gesichter nah genug kamen für einen Kuss.

„Dann ruder jetzt und guck nach vorn."

Rainbow WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt