Sexmonster

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Als Luke am nächsten Morgen erwachte, schlief Gabriel noch tief und fest. Ein paar Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousien in das Zimmer hinein und ließen das rote Haar des jungen Iren glänzen wie flüssiges Magma. Bei diesem Eindruck musste Luke über sich selbst lächeln, denn sein Liebster war in der letzten Nacht gewiss nicht weniger heiß gewesen. Und zum ersten Mal, seit die Ermittlungen im Elysium begangen hatten, fühlte sich der Blonde vollkommen befreit und gelöst. Er war mit einem wunderbaren Mann zusammen, sie hatten sich ausgiebig und leidenschaftlich geliebt und er musste deswegen niemandem Rechenschaft ablegen oder ein schlechtes Gewissen haben. Seine Eltern hatten Gabriel nicht nur als Freund und Geliebten ihres Sohnes akzeptiert, nein, sie hatten ihn inzwischen auch längst liebgewonnen. Das Leben war perfekt oder zumindest so gut wie. Sie sollten definitiv ins Loft zurückkehren, wo sie zwar auf die Kochkünste von Lukes Mum verzichten müssten, wo sie aber keine Sorgen hätten wegen der dünnen Wände des Oma-Büros. So wie Luke das mit seinen Eltern einschätzte, würde sich Kate regelmäßige Besuche wünschen, schon allein um sicher zu gehen, dass Gabriel genug zu essen bekäme.

Wie seltsam, dass er die Herzlichkeit und die Liebe seiner Eltern erst jetzt richtig begreifen konnte. Für beide, seine Mutter und seinen Vater, machte es keinen Unterschied, ob ihr Sohn mit einer Frau oder einem Mann glücklich war. Dass dies nicht selbstverständlich war, zeigten die Erfahrungen seines Engels nur allzu deutlich. Wie konnten dessen Eltern nur so grausam sein? Was hatte Oscar gesagt? Diese Leute seien Pack. Aber müsste nicht auch Pack seine Kinder lieben? Noch dazu ein solches wie Gabriel? Luke wollte sich nicht vorstellen, wie solche Menschen dachten und fühlten, die seinen Liebsten vor Jahren, als er nicht viel mehr war als ein Schuljunge, fortgetrieben hatten wie einen Hund.

Von der Küche her hörte man jetzt das Pfeifen des Teekessels. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Kate und sehr wahrscheinlich auch Roger das Frühstück machten. Luke lächelte darüber, wie normal das war und bemerkte im selben Moment, dass sein Freund die Augen aufgeschlagen hatte.

„Guten Morgen, Ginger."

„Mmmmh, jja, guten Morgen", brummte der Rothaarige halb in die Kissen und blinzelte verschlafen. „Sind alle in deiner Familie solche Frühaufsteher?"

„Wenn du das früh nennst ..."

„Na, im Elysium haben wir bis zum Mittag geschlafen."

Luke erinnerte sich natürlich, gab seinem Süßen einen Kuss und grinste. „Du hast geschlafen, ich hab morgens Berichte geschrieben."

„Ach ja, Officer Sherman", reizte der Feuerkopf, „du warst als Kellner gar nicht mal so ungeschickt und ich fand dich superheiß in engen Hosen."

„Was soll denn die Vergangenheitsform, sag mal?!" Luke spielte etwas entrüstet.

Gabriel lachte glucksend und verschwand mit dem Kopf unter der Bettdecke.

„Na, jetzt gerade", raunte er, „trägst du keine."

Noch bevor der Blonde darauf reagieren konnte oder wollte, war der Feuerkopf auch schon drauf und dran, sich mit Küssen vom Bauchnabel abwärts zu arbeiten.

„Hey, hey, halt mal!"

Gabriel hielt tatsächlich kurz inne und Luke nutzte die Gelegenheit, die Bettdecke anzuheben. Darunter schaute sein Freund an ihm hoch.

„Was ist? Ich würd' gern weitermachen, Officer Sherman."

Hellfire! Das war dem jungen Sergeant klar, aber er hatte etwas Wichtiges auf dem Herzen.

„Gabriel, komm mal wieder hoch bitte ..."

„Geht das nicht von hier aus?"

„Wie soll ich mich da konzentrieren, du Sexmonster?"

„Sexmonster? Na warte ..." Gabriel setzte blitzschnell die Lippen an Lukes Bauch an und pustete heftig, wie bei einem Baby.

Das kitzelte und der Blonde lachte los: „Okay, okay, geflügeltes Sexmonster."

„Schon besser!"

Mit einem neugierigen Grinsen kam der Ire jetzt doch unter der Decke hervor und schmiegte sich stattdessen an Lukes Schulter an.

„Okay, was ist denn sooo wichtig, dass es nicht Zeit hat bis nach einer kleinen Morgenmassage?"

Noch immer lachend war Luke jetzt kurz davor sich in sein Schicksal zu fügen, als es plötzlich klopfte.

„Guten Morgen ihr zwei", ertönte die fröhliche Stimme seines Vaters hinter der Tür. „Die Sonne scheint und Frühstück ist fertig!"

„Wir kommen!", rief Luke, aus Reflex, da bemerkte er, wie Gabriel an seiner Halsbeuge losprustete. „Jetzt bleib mal ernst, das war nicht zweideutig!"

„Alles in Ordnung bei euch?", hakte Roger mit besorgtem Ton nach.

„Ja, Dad, alles bestens, wir ... sind gleich da."

„Ich hoffe nur", versuchte Gabriel zu flüstern, „du hast gestern Abend die Tür verriegelt."

Der junge Sergeant erstarrte. „Ich dachte du hättest das getan?"

„Wieso ich? Du warst so ... horny. Da bin ich davon ausgegangen, dass du ..."

„Shit!"

„Nochmal gut gegangen."

Nun mussten beide lachen und der Blonde zog ihnen dabei die Bettdecke über den Kopf.

„Ich finde, wenn wir schon den Geist deiner Oma erschreckt haben, dann wäre dein Vater auch nur halb so wild", brachte Gabriel heraus.

„Du bist ein Spinner!", fand Luke.

Das ließ sich der Engel nicht zweimal sagen, doch anstatt zu antworten, packte er seinen Freund einfach rechts und links am Schopf und küsste ihn. Luke stieg nur zu gern darauf ein, schmiegte sich an und küsste zurück.

„Gefällt mir, wie du mir das Maul stopfst", sagte er irgendwann mit einem Lächeln.

Der Ire erwiderte dieses und zwinkerte dann. „Was ist denn jetzt? Massage oder Frühstück?"

„Ginger- Babe, du bringst mich um den Verstand."

„Luke- Babe, das ist mein erklärtes Ziel!"

Wieder gemeinsames Lachen.

Aber dann wurde der Blonde ernst. „Hör mal, Engel, ich hab nachgedacht. Und ich finde, es wird Zeit, dass wir ein paar Sachen regeln. Das eine ist, dass ich mit dir zurück ins Loft will. Da können uns meine Eltern nicht hören oder überraschen ..."

„Nein, da tut das Sean..."

„Spinner! Du weißt, was ich meine."

Gabriel nickte und merkte, wie wichtig das war, was der andere sagen wollte. Also nahm er sich jetzt zusammen. „Klar weiß ich, was du meinst."

„Cool. Und jetzt, wo ich gesund bin, werde ich bald wieder arbeiten. Ich finde, da sollten wir die Fahrt nach Belfast noch vorher machen."

So, das war raus.

„Puh, das ... ja, das sollten wir vorher machen." Wieder blinzelte der Rothaarige, aber dieses Mal, weil ihn die Vorstellung daran, dort seine Eltern wiederzusehen natürlich mit Unsicherheit erfüllte.

„Dann lass uns nachher in die Stadt fahren und mit Oscar reden, ja?" Luke schaute seinem Liebsten liebevoll aufmunternd in die Augen und kraulte ihn hinten im Nacken.

„Ja, lass uns das ... durchziehen", bestätigte der Engel schließlich.

„Okay. Du bist so tapfer, ich liebe dich."

„Wir werden sehen, wie tapfer ich noch bin, wenn wir in Belfast sind."

„Ich liebe dich sowieso."

„Ich weiß. Und ich liebe dich."


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