Daten Teil21

722 86 12
                                    

Die vom Yard hatten keine wirklich brauchbaren Neuigkeiten. Der Bericht des Kollegen vom Abend zuvor enthielt keine besonderen Vorkomnisse, die Forensiker hatten keine neuen Hinweise und Patrick Foggerty aus Belfast war nicht so einfach ausfindig zu machen, wie Luke sich erhofft hatte. Offenbar hatte er sein Studium abgebrochen und war weggezogen, etwa ein Jahr nach Gingers Flucht. Es wurde geprüft, ob er bei Eltern oder Verwandten untergekommen war und was die über seinen Verbleib wussten. Das war insofern eine gute Nachricht, als es ihn als Täter nicht ausschloss, was eine Heirat und zwei Kinder oder ein gemeldeter Aufenthaltsort getan hätten. So gesehen war die Spur noch immer heiß, auch wenn sie noch nirgendwo hingeführt hatte. Ein Foto von Patrick aus dem Jahrbuch seiner Uni zeigte einen attraktiven Typen mit haselnussfarbenem Haar und dunkelbraunen Augen. Er lächelte nett in die Kamera und Luke fiel es schwer, sich vorzustellen, dass dieser junge Mann sich zu einem Missbrauchstäter entwickelt haben sollte, der seinen jüngeren Freund schlug und schließlich sogar mordete. Er schickte sich selbst das Foto auf sein Handy, um es Oscar und später den anderen Jungs von der Security zu zeigen. Danach schlüpfte er schon mal in seine Arbeitskleidung, wobei er sich für eines der roten Shirts entschied. Er wollte auffallen, je mehr desto besser. Dann ertappte er sich bei dem Gedanken, dass dies der Moment wäre, Blake anzurufen. Unter anderen Umständen zumindest, wäre er das. Inzwischen allerdings würde so ein Anruf nur wieder in einem Streit enden und das wäre für nichts gut. Luke schaute sich ein Foto auf dem Handy an, das ihn und Blake vor etwa drei Wochen auf einer Geburtstagsfeier bei Freunden zeigte. Da war noch alles in Ordnung. Blake schaute direkt in die Kamera und hielt Luke im Arm, der ihm gerade einen Kuss auf die Wange drückte. Die Feier hatte lang gedauert und beide hatten getrunken und hinterher ein Taxi genommen, das sie zu Blakes Wohnung gebracht hatte, wo sie sich geliebt hatte, bis der nächste Morgen anbrach. Luke wusste da schon, dass er sich für den Yard in der Clubszene einschleusen lassen würde. Nur zögerte er noch, es Blake zu sagen. Er wusste, dass es Blake belasten würde. So zumindest hatte er es sich damals erklärt. Jetzt war er sich da überhaupt nicht mehr sicher. So wie sich Blake verhalten hatte, schien es ihm nicht zu passen, wenn Luke sein eigenes Ding machte, wenn er etwas machte, was Blake nicht in den Kram passte, wenn Blake... nicht die Kontrolle hatte. War es wirklich so krass? War er so blind gewesen, das nicht zu bemerken? Er seufzte, steckte sein Handy ein und ging nach unten, wo es noch Reste von Gingers Torte gab. 

Luke berichtete das Wenige, was es zu berichten gab und merkte sehr wohl, dass Sean und Oscar ihn quasi unter die Lupe nahmen und so kam er sich beinahe vor wie bei einem Kaffeekränzchen mit den zukünftigen Schwiegereltern. Nur waren das nicht Gingers Eltern und er und Ginger waren auch kein Paar, oder? Sean schaute immer wieder mit einem Grinsen zwischen Luke und Ginger hin und her. Er zumindest schien sich da absolut sicher zu sein. Was Oscar von der Sache hielt war da schon schwieriger einzuschätzen. Erstens war er nicht der Typ, der so oft grinste und zweitens war er ähnlich wortkarg wie Ginger.

„Wenn das wirklich dieser miese Typ aus Belfast ist, dann wird's Zeit, dass der seine gerechte Strafe erhält", fand Oscar.

„Wer immer das ist, wir müssen ihn erst erwischen", gab Luke zu bedenken.

„Da wart ihr bisher wirklich nicht sehr erfolgreich."

„Nein, leider nicht", musste Luke gestehen. „Das muss jemand sein, der bisher nicht mit der Polizei in Berührung gekommen ist. Es gibt genügend DNA Spuren. Der schert sich einen Mist darum. Aber bei Vergleichen mit unserer Datenbank hat sich nichts ergeben."

„Du meinst, der hält nichts von Safer Sex?", mischte sich Sean dazu.

„Warum sollte er, wenn er die Jungs sowieso umbringt?", hakte Oscar nach.

„Na, er könnte sich theoretisch bei den Jungs was holen", dachte Luke jetzt laut. „Wenn ihm das ebenso völlig egal ist, dann haben wir es vielleicht mit jemandem zu tun, der entweder völlig gaga ist, abgesehen davon, dass er sowieso ein Psychopath ist, oder mit jemandem, der bereits HIV positiv ist."

„Wie sicher sind eure Datenbanken?", warf Ginger ein.

Luke schaute ihn mit einiger Überraschung an. „Sicher, würde ich sagen. Wir sind der Yard."

„Und ihr vom Yard könnt da rein und wer noch?"

„Sonst keiner. Es sei denn, er ist ein ziemlich guter Hacker." Luke schaute zu Ginger. „Traust du deinem Ex das zu?"

„Den Yard hacken? Vielleicht. Jungs ohne Vorsichtsmaßname vergewaltigen? Ja."

„Was ist mit HIV?", fragte Oscar nach.

„Ja, sicher. Das auch."

Rainbow WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt