Es brauchte eine Weile, bis Luke aufhören konnte zu weinen. Er hörte Gabriels tröstende Worte, er spürte die Zärtlichkeit seiner Küsse, aber seine Gefühle, die er sonst so gut kontrollieren konnte, hatten sich mit solcher Intensität Bahn gebrochen, dass er sich hilflos vorkam wie ein Kind. Dabei war er ein erwachsener Mann und noch dazu ein erfahrener Sergeant von Yard. Er hatte viele Dinge schon gesehen und erlebt, aber das hier war inzwischen mehr als nur ein Fall für ihn. Es hatte seine persönlichen Ansichten herausgefordert, es hatte seine Beziehung zu Blake gekostet und es war wirklich verdammt gefährlich. Er durfte einfach nicht versagen. „Versprichst du mir etwas?", brachte er endlich heraus und seine Stimme klang dünn und belegt. Gabriel hob sein Gesicht sanft am Kinn an, so dass sie sich in die Augen sehen konnten. Einen Augenblick kam es Luke so vor, als hätte er ebenfalls Tränen in seinen tiefgrünen Augen. Der Engel nickte. „Alles, was du willst." Dann horchte er, was es wohl sei. „Sag niemandem deinen Namen. Mit Gabriel und deinem Haar kommst du ganz oben auf die Liste von diesem Monster." Der Rothaarige nickte abermals. „Ich sagte doch schon. Alle kennen mich als Ginger. Nicht mal ihr Typen vom Yard wusstet meinen richtigen Namen. Aber wenn es Patrick ist, dann ist es völlig egal. Der weiß es." Er begann, dem Blonden sanft mit den Händen über Schultern und Arme zu streichen, was sich einfach nur gut und richtig anfühlte. „Mir passiert nichts, du bist doch da", flüsterte er und küsste Luke auf die Stirn. Der wünschte sich nichts mehr, als das glauben zu können. „Am liebsten würde ich dich verstecken, wo dich niemand finden kann", dachte der Blonde jetzt laut. „So einen Ort gibt es nicht. Oder soll ich etwa hier auf dem Dachboden bleiben?" Gabriel lächelte und der junge Mann, der ihn so fest an sich drückte, erkannte, dass es beinahe ein Scherz war. „Nein, dafür bist du viel zu schade", flüsterte er und lockerte seinen Griff endlich. „Ich wusste nicht, dass ich dir so viel bedeute", gab der Ire nun zurück, „ich dachte, das mit uns wäre nur ein Zeitvertreib, bis du zu ihm zurück gehst..." Mit seinem Zeigefinger an dessen Lippen brachte Luke Gabriel zum Verstummen. „Jetzt weißt du es. Ich... habe zuerst gedacht, dass es nur reine Chemie ist, die da zwischen uns abgeht. Aber es ist viel mehr. Du hast gesagt, du wärst nicht gut genug für jemanden wie mich. Das ist völliger Unsinn. Du bist richtig gut für mich und ich will immer richtig gut zu dir sein. Ich will mit dir durch Parks gehen, Hand in Hand, neue Dinge lernen, tanzen, ich will eine bunte Tür mit dir haben, ich will dich." Was er schon vermutet hatte, traf zu. Als der Tänzer jetzt antwortete, stahlen sich tatsächlich Tränen aus seinen Augen, die er nicht mehr fortblinzeln konnte. „Wenn du das so sagst, dann will ich das auch, alles davon und ich will es schon, seit wir am ersten Abend getanzt haben, mehr als alles andere. Ich hab' noch nie gekriegt, was ich will." Den Blonden brachten diese Worte jetzt zum Lächeln. „Dann wird das aber höchste Zeit." Gabriel nickte und küsste ihn wieder, dieses Mal jedoch auf den Mund. „Find ich auch", flüsterte er dann und dieses Mal wurde er geküsst.
Am nächsten Morgen lagen sie noch immer so, wie sie irgendwann eingeschlafen sein mussten. Der junge Sergeant erwachte als erster und wusste sofort wo er war und auf wem er seinen Kopf gebettet hatte. Die Vorstellung, dass dies nun immer so sein sollte, ließ ihn direkt lächeln. Er hatte kein Verlangen aufzustehen, doch eines ließ ihn nicht ruhen: Bestimmt gab es Neuigkeiten vom Yard. Vielleicht hatten die eine Spur von Patrick Foggerty gefunden. Behutsam, um den Engel nicht zu wecken, nahm er seine Arme von ihm und setzte sich auf, dann verließ er ihr gemeinsames Lager, machte sich kurz im Bad frisch und ging dann zu seinem Erker und an sein Notebook. Tatsächlich waren am Montagmorgen zwei neue Nachrichten in seinem Postfach. Die eine war von dem anderen Undercover- Inspector, der am Samstagabend nichts Ungewöhnliches im Elysium beobachtet hatte. Er beschrieb den Tumult am Eingang und ein paar zunächst verdächtige Situationen, die sich jedoch als harmlos herausgestellt hatten. Luke fluchte innerlich, weil wieder ein Abend ohne konkrete Fortschritte verstrichen war, aber immerhin war auch ein Abend ohne neues Opfer verstrichen. Die zweite Nachricht betraf die Ermittlung nach Foggerty und hier gab es in der Tat ein nennenswertes Ergebnis. Foggerty war tot. Gestorben vor zwei Jahren in einem Autounfall, den er unter Drogeneinfluss selbst verschuldet hatte. Der Wagen war mit überhöhter Geschwindigkeit in einer Kurve durch ein Brückengeländer gerast und im River Lagan versunken. Seiner Familie war das so unangenehm, dass sie es nicht sofort preisgegeben hatten, als sie befragt wurden. Erst die Nachforschungen in der Polizei- Datenbank haben das hergegeben. Fuck. Damit fiel er als Täter aus. Zwar bedeutete dies, dass Gabriel relativ sicher war, solange sein Name nicht bekannt wurde, aber die Ermittlungen waren noch immer nicht weiter gekommen. Der Blonde strich sich hilflos durchs Haar. Zu irgendetwas musste es doch führen, wenn er und die anderen hier verdeckt ermittelten. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu! Er schloss das Notebook, in dem Moment legten sich Gabriels Arme von hinten über seine Schultern und umarmten ihn. Er küsste ihn hinterm Ohr und murmelte ein „Guten Morgen". Luke drehte den Kopf zu ihm und ließ sich küssen. „Dir auch", gab er zurück und sah sogleich, dass der Rothaarige etwas kritisch schaute. Er konnte ihm nichts vormachen, auch wenn er gewollt hätte. „Foggerty ist tot", sagte er darum schlicht und beobachtete die Reaktion des jungen Iren. „Ein Schwein weniger", fand der und es klang lediglich wie eine sachliche Feststellung. „Eine Spur weniger", gab Luke daraufhin zu bedenken. „Dann ist es so. Dieser Mörder hat angefangen unvorsichtig zu werden, so wie er Andrew ...entsorgt hat. Er wird Fehler machen und dann kriegst du ihn." Das hatte sich der Blonde auch schon gedacht, nur hatte auch dieser Gedanke einen Haken. „Wir sollten uns keine Fehler mehr leisten. Jeder Fehler kann einen neuen Mord bedeuten." Gabriel nickte. „Dann werden wir eben keine machen." Das war leichter gesagt als getan, aber es blieb ihnen sowieso keine Wahl. „Komm", schlug der Blonde dann aufmunternd vor, „lass uns frühstücken und dann habe ich etwas Dringendes zu erledigen." Der andere junge Mann schaute ihn fragend an, sodass er weiterredete. „Ich werde endgültig mit Blake Schluss machen. Er muss es wissen und nachher ist er in seiner Wohnung, weil ein Typ von den Stadtwerken kommt. Da werde ich mit ihm reden." Gabriel bekam große Augen. „Soll ich mitkommen?"
„Das ist wohl keine gute Idee, ich denke, er wird es nicht gut nehmen."
„Was willst du ihm sagen?"
„Die Wahrheit. Ich habe mich von ihm entfremdet und neu verliebt."
„Das ist echt ... diplomatisch."
„Du meinst, weil ich ihm nicht sage, dass er 'n Vollarsch ist?!"
„Ja, das habe ich gemeint."
„Das sag ich ihm, wenn er den Typen von den Stadtwerken vergessen hat. Gut, dass du hier oben Platz für zwei hast. Ich bin dann nämlich wohnungslos."
„Das trifft sich gut, du kannst die Hälfte der Miete zahlen."
„Du zahlst Sean Miete?"
„Nur das doppelte von Nichts."
„Na, das kann ich mir gerade so leisten."
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Rainbow Warrior
Детектив / ТриллерLuke ist ein junger, schwuler Polizei Sergeant bei Scotland Yard und erhält den Spezialauftrag , sich als verdeckter Ermittler in der Londoner Clubszene einzuschleusen. Dort treibt ein brutaler Serientäter sein Unwesen, der seine Opfer betäubt und m...