#11 - Bomb explodes

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Nachdem ich es irgendwie geschafft hatte mit Lachen aufzuhören, machte ich mich, mit den mittlerweile gefühlt „leichten" Tüten auf den Heimweg und dachte über das Geschehene nach. Ich war total verwirrt: Sowohl über meine Tat an sich, wie es hatte passieren können (ich war eigentlich kein Mensch, der einfach hingeht und Scheiben einschmeißt), als auch über meine Reaktion und vor allem meine Gefühle danach.
Ich hatte mich irgendwie so erleichtert und frei gefühlt, als würde mir jemand eine Last abnehmen, die ich vorher stundenlang hatte tragen müssen, was im Prinzip ja genau das Gegenteil von -sich schuldig fühlen- ist. Zudem hatte es mir Spaß gemacht und ich den Hausbesitzer nur als eine Art Opfer angesehen und ausgelacht, was bei mir definitiv nicht normal war, denn sonst hatte ich immer eher zu viel Mitleid als überhaupt keins. Ich war so in Gedanken gewesen, als ich über alles nachdachte, dass ich fast an meinem neuen Zuhause vorbeigelaufen wäre, woran mich einzig und allein Jack mit einem Bellen hinderte.
Dadurch wurde schließlich auch meine Großmutter auf mich aufmerksam, die sofort einen mitleidigen Gesichtsausdruck aufsetzte: „Oh Gott, warum hast du nicht angerufen, ich hätte dich doch abholen können!" Ich tat auf gleichgültig: „Ich wusste, dass ich das schaffe und außerdem hatte ich kein Handy bei!" Sie sah mich zweifelnd an: „Du siehst total fertig aus und das muss ja irgendwo herkommen!"
Ich versuchte ihr zu widersprechen: „Ich bin einfach müde...ich konnte die Nacht nicht schlafen." Sie sah mich nachdenklich an und ich erwartete schon einen halben Roman als Antwort, aber sie sagte bloß: „ Nimm nächstes Mal einfach dein Handy mit und ruf mich an!"
Da mir klar war, dass es nichts bringen würde zu diskutieren, nickte ich einfach und wollte gerade ins Haus gehen, als sie noch etwas hinzufügte: „Ist alles in Ordnung? Wenn dich etwas bedrückt, kannst du es mir ruhig erzählen, wenn du willst!" Und irgendwie waren diese Worte die Zündung der Bombe in mir, die platzte, sodass ich ausrastete. Ich ließ alles aus mir heraus was ich die letzten Tage in mich hineingefressen hatte: „Ob alles in Ordnung ist?! NATÜRLICH ist alles in Ordnung...Meine Eltern trennen sich, meine Freund hat mich nur benutzt, macht Schluss und ich muss hier in diese beschissene Stadt ziehen, wo ich niemanden kenne und von meinem eigenen Großvater von oben herab behandelt werde, als wäre ich ein Kleinkind, was kein Plan von nichts hat und was man herumkommandieren kann! Aber mir geht's gut, ich bin ja nicht auch nur ein Mensch, ich habe ja keine Gefühle oder so.." Sie wollte mich gerade unterbrechen, aber ich ließ es nicht zu: „Spar dir deine Worte! Ich will nicht hören, dass du mich verstehen kannst oder so, denn das kannst du NICHT! Du hast kein Plan wie es mir geht. Der Einzige der Ahnung hat ist Jack und der ist verdammt nochmal nur ein Hund!" Wieder wollte sie etwas sagen, aber ich blockte wieder ab: „Nein! Lass mich einfach in Ruhe!" Sie sah mich daraufhin bloß traurig an, woraufhin ich mich umdrehte, in mein Zimmer rannte und die Tür hinter mir zu schmiss.
Der darauffolgende Knall half mir irgendwie, auch wenn ich es lieber gehabt hätte, wenn die Türe aus dem Ramen geflogen wäre.
In meinem Zimmer warf ich mich aufs Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf bis ich nicht mehr konnte und einfach nur dalag, wie zu einem Eisbrocken erstarrt: unfähig mich zu bewegen, kalt, gefühlslos und ohne jedes Zeitgefühl. Irgendwann legte jemand eine Decke über mich und ich spürte wie sich etwas weiches an mich kuschelte. Am liebsten hätte ich denjenigen angeschrien mich in Ruhe zu lassen und dass ich gut selber in der Lage wäre mich zuzudecken, aber erstens wäre das eine Lüge gewesen, da ich in dem Moment zu nichts fähig war und zweitens konnte ich nicht. Ich hatte einfach nicht genügend Kraft mich über etwas aufzuregen, geschweige denn jemanden anzuschreien, weshalb ich es einfach über mich ergehen ließ und mich an Jack -das weiche Etwas auf meinem Bett- klammerte, als wäre er mein Anker.

The Story of my Life (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt