#40 - Scrabble

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Nialls POV:

Nachdem Jacky sich per Sprachmemo verabschiedet hatte, war es ca 1:30 am, aber ich konnte trotzdem nicht wieder einschlafen. Ich fand es nicht schlimm, dass das Klingeln des Handys mich geweckt hatte, eher im Gegenteil. Ich war erstaunt, dass sie sogar zurückschrieb, obwohl es schon so spät und ich nicht online war. Trotzdem war es ärgerlich, weil ich nun an sie denken musste und dadurch am Schlafen gehindert wurde.
Sie hatte gehofft, dass ich noch wach war, genauso wie ich, dass sie mir antworten würde. Vor allem wegen der One Direction-Sache. Manchmal ist es verdammt kompliziert bekannt zu sein! Das fängt schon damit an, dass der eigene Song im Radio gespielt wird und endet mit den ganzen Fans, die einen zwar irgendwie mögen, aber uns doch alle verändern wollen, falls ihr wisst, was ich meine...Deshalb war ich auch so froh darüber gewesen, dass Jacky uns nicht kannte, bzw nur unsere Lieder, auch wenn das im Auto wirklich eine komische Situation gewesen war.
Ich bewunderte ihre Meinung, dass auch Stars Privatleben haben sollten und freute mich auch seltsamerweise darüber, ich kann nichtmal sagen wieso.
Jedenfalls war das Gespräch auch bei diesem Thema gut gewesen, bis ich über dieses bescheuerte ,mag' gestolpert war, ich mein, dieses Wort ist nunmal nicht sonderlich schwierig auszusprechen. Das Problem war bloß, dass mein Kopf zur selben Zeit in eben jene Lücke im Satz kein ,mag', sondern ein ,liebe' gesetzt hatte, sodass ich mich fast vollständig versprochen hätte. Zum Glück war ich jedoch nur am Wort ,mag' hängen geblieben, nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn ich tatsächlich ,liebe' gesagt hätte. Und dann...war ihre Antwort gekommen: ,,Ich muss offline, meine Mutter will mir mein Handy wegnehmen, aber wir schreiben morgen nochmal, ok? Gute Nacht, Niall!"
Es war so aussagelos und klang irgendwie kalt, auch wenn das vermutlich -oder hoffentlich- nicht so gemeint war. Zudem hatte sie ganz eindeutig gelogen, was man nicht nur am Tonfall erkennen konnte. Welche Mutter kommt um 1:30 am noch ins Zimmer der Tochter? In unserem Alter (wenn wir noch bei unsern Eltern wohnen), gehen wir so gut wie immer später schlafen als unsere Eltern, die besseres zu tun hatten, als auf uns zu warten oder aufzupassen, dass wir auch rechtzeitig schlafen gehen. In Gedanken versunken, schlief ich dann endlich ein.

Ich stand auf einer Bühne, vor mir Millionen von Zuschauern - und alle starrten mich an. Es war nicht, wie bei unseren normalen Konzerten, es war so still, dass ich eine Stecknadel hätte fallen lassen können und es jeder gehört hätte. Und es war keine angenehme Stille. All diese Zuschauer schienen darauf zu warten, dass ich irgendetwas tat, genauso, wie die anderen 4, was ich erschrocken feststellte - doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich konnte einfach keinen Ton herausbringen, weder zum Sprechen, noch zum singen. Doch dann, als hätte mir irgendwer wieder erlaubt zu sprechen, hallte meine Stimme, die durch das Mikro unnatürlich laut wurde, durch den riesigen Saal: ,,Hey Leute, wollen wir was singen? Oder was wollt ihr?" Auf jedem, normalen Konzert hätten die Zuschauer jetzt ja geschrien, aber hier murmelten sie alle durcheinander bzw miteinander, bis auf einmal jemand schrie: ,,Wir wollen nicht, dass du singst, wir wollen, dass du gehst! Du gehörst hier nicht hin!" Schon bald schrie es die ganze Arena im Chor, bis sogar die Anderen einstiegen. Louis, ein hämisches Grinsen im Gesicht, zeigte auf den Ausgang und Harry schrie lauter als alle anderen ins Mikro: ,,Verschwinde endlich Niall, du gehörst nicht länger zu uns!" Es war wie ein Alptraum. Hoffnungsvoll und verzweifelt sah ich zu Liam, der mich bisher immer verstanden hatte, doch dieser wandte sich kopfschüttelnd ab, ebenso wie Zayn. Niemand wollte mich hier, niemand mochte mich, doch ich wollte nicht aufgeben, ich konnte sie nicht gewinnen lassen. Seit wir eine Band waren, gehörte ich zu ihnen, sie konnten mich doch jetzt nicht einfach wegschicken oder?  Als ich erneut meinen Blick durchs Publikum schweifen ließ, dass immer noch brüllte, dass ich verschwinden solle, sah ich auf einmal ein Gesicht, was merkwürdig bekannt war. Erst als ich genauer hinsah, erkannte ich, wer es war - Jacky! Bittend, im Grunde schon flehend sah ich sie an, dass sie das Ganze doch stoppen möge, dass ich genug hätte, doch sie sah mich an und sagte arrogant: ,,Ach Niall, tu dir doch selbst den Gefallen, du kannst nicht singen und erst Recht nicht Gitarre spielen, verschwinde einfach! Und das mit uns beiden, das kannst du vergessen!" Diese Wörter trafen mich genauso hart, wie die Atombomben Hiroshima und Nagasaki, wenn nicht sogar härter. Verletzt ging ich auf die Knie und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. Es sollte aufhören, einfach nur aufhören. Sie sollten mich in Ruhe lassen, doch sie schrieen, von Jacky erneut aufgepusht nur noch lauter, wie schlecht ich sei und dass ich verschwinden solle. Glaubt mir, ich hätte nichts lieber getan, doch ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen. Irgendwann, stand Jacky neben mir, wie auch immer sie dahin gekommen war und sagte zu Zayn und Liam: ,,Tragt diesen elenden Versager weg, seine Zeit ist vorbei, meine ist gekommen!" Und während Zayn und Liam mich hochhoben lachte sie, ein hämisches, kaltes Lachen, was mir Gänsehaut bereitete. Dann, als wir an der Kante der Bühne angekommen waren, konnte ich die hämischen Gesichter der Zuschauer sehen, die schrien: ,,Gebt ihn uns, dann halten wir ihn von euch fern! Nie wieder wird er euch etwas versauen!" Ich sah noch, wie Zayn nickte und spürte, wie sie die Muskeln anspannten. Ich wollte nicht zum Publikum, ich wollte weg - weg von dieser Bühne, weg von den Zuschauern und weg von den Anderen, ich wollte einfach nur weg! Sie schwangen mich ein bisschen und zählten herunter. Kaum hing ich erneut über der Kante, sagte Liam ,eins' und sie ließen mich los. Das Letzte was ich mitbekam war, dass ich schrie - dann wurde es schwarz.

Schweißüberströmt und schwer atmend, saß ich senkrecht im Bett. Ich befand mich in meinem Zimmer in unserer Villa. Mühsam versuchte ich mich zu beruhigen. Alles war nur ein Traum, Niall, alles ist gut, beruhig dich, verdammt noch mal!
Doch leichter gesagt als getan. Mein Herz hämmerte so fest in meiner Brust, dass es schon wehtat und ich dachte, dass es gleich zerspringen würde.
Als ich die Augen, die ich zu gepresst hatte öffnete, sah ich, dass jemand im Türrahmen stand - Liam, der mich besorgt ansah: ,,Ist alles ok? Warum hast du so geschrien?" Shit, ich hatte in Wirklichkeit also auch geschrien. Nachdem ich meinen Atem wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, antwortete ich: ,,Ja, nur ein Alptraum!" Ich setzte mich auf die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände. Während ich alles nochmal Revue passieren ließ, hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel.
Natürlich wusste ich, dass es ein Traum war, aber warum hatten die Anderen und Jacky mir so etwas angetan? Träume haben immer ein bisschen Wirklichkeit in sich, da man nur das träumen kann, was man schon erlebt hat. Natürlich hatte ich so eine Blamage noch nicht erlebt, aber der Traum hatte meine größte Angst widergespiegelt, die für mich fast tagtäglich war - die Angst vor dem Versagen auf der Bühne. Ich weiß, eigentlich sollte es für mich mittlerweile Routine sein, aber die Angst blieb, genauso stark, wie sie von Anfang an gewesen war und ich konnte nichts dagegen tun. Dazu kam noch die Angst davor, was Jacky tun würde, wenn sie wusste, was ich für sie empfand. Im Traum wusste sie es und hatte mich abgewiesen - vor Millionen von Zuschauern. Von den anderen Vier brauche ich vermutlich gar nicht reden. Der Alptraum war schlimmer als alles, was ich je erlebt hatte. Er machte mir Angst, da genau diese Situation sogar möglich wäre: dass ich auf der Bühne versagte und dass Jacky mir einen Korb geben würde. Nach einer Weile, in der sich auch mein Puls wieder normalisiert hatte, stand ich auf, zog mir eine Jogginghose über die Boxershorts und ein T-Shirt an und ging ins Bad, wo ich mir erstmal mein Gesicht wusch. Als ich danach in den Spiegel sah, hatte mein Ich darin tiefe Augenringe und sah total fertig aus. Da ich es nicht weiter ertragen konnte, verließ ich das Bad und machte mich auf den Weg nach unten, wo der Rest bereits darauf wartete mit dem Frühstücken anfangen zu können. Louis schien irgendwann aufzufallen, dass ich bisher noch kein Wort gesagt hatte und sprach mich an: ,,Was ist denn mit dir los? Du siehst nicht nur aus wie ein Zombie, sondern verhälst dich auch wie einer!"
Na vielen Dank! Das heiterte mich natürlich total auf...nicht. Mit einem Blick auf meinen Teller fügte Harry hinzu: ,,Und du hast noch nichts gegessen, das ist wirklich nicht normal!" Als auch ich hinabsah, fiel mir auf, dass ich tatsächlich nichts weiter gemacht hatte, als das Brötchen aufzuschneiden. Immer noch mit dem Blick auf dem Teller antwortete ich: ,, Hab bloß schlecht geschlafen!", woraufhin mich auch alle in Ruhe ließen. Nachdem wir zuende gefrühstückt hatten, schlurfte ich zurück in mein Zimmer, um zu gucken, ob Jacky mir geschrieben hatte. Hatte sie nicht, weshalb ich kurz überlegte, ob wir heute schon was vorhatten  und ihr schrieb: Guten Morgen, ich hoffe du hast gut geschlafen :) Willst du vielleicht nachher noch vorbeikommen? Eleanor ist auch da :D Ich hoffte einfach mal, dass sie verstand, dass ich damit ,,ihre" Eleanor meinte und betete, dass sie herkommen würde. Da erstmal keine Antwort kam, hängte ich mein Iphone ans Ladekabel und ging wieder runter zu den Anderen, die tatsächlich einmal nicht vor dem Fernseher, sondern am Tisch saßen und gerade Scrabble vorbereiteten. Schnell informierte ich sie, dass ich mitspielen würde und setzte mich neben Harry, der gerade genüsslich in eine Banane biss. Da ich seinen Tick kannte, schüttelte ich bloß den Kopf (natürlich extra so, dass er es sah) und sah mir dann meine Buchstaben an: A, P, I, S, Q, E, N. Zumindest keine schlechten Startbuchstaben. Schnell, damit mir niemand zuvorkommen konnte, legte ich das Wort PENIS, was mir zumindest schonmal ein paar Punkte einbrachte und lehnte mich dann zufrieden zurück, als sich ein Lockenkopf in mein Sichtfeld bewegte und extra schön an seine Banane lutschte, sie zusätzlich noch rein und rausschob und mir zuzwinkerte. Oh mein Gott, manchmal frage ich mich wirklich, wo ich gelandet bin!

The Story of my Life (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt