Jackys POV:
Ich wurde also von dieser Krankenschwester entführt.
Naja, entführt ist vielleicht übertrieben, aber mir kam es ein bisschen so vor.
Und als wäre das auch schon alles, ließ sich mich im Behandlungsraum erstmal alleine. Wie freundlich! Meine Hand ist kaputt, aber lasst mich ruhig warten, ich habe ja Zeit! Diese pochte mittlerweile, als wäre sie abgefroren und würde langsam wieder auftauen. Wer das Gefühl kennt, weiß, wie eklig das ist. Naja, ich musste jedenfalls nicht lange warten, da kam auch schon ein freundlich aussehender Mann, etwa um die 40 durch die Tür und reichte mir höflich die Hand: ,,Guten Abend, ich bin Dr. Steen und mit wem habe ich die Ehre?" Ich antwortete schnell: ,,Jaqueline Black" Er nickte bloß und deutete auf meine Hand: ,,Darf ich?" Ich nickte, woraufhin er sie auch schon vorsichtig hochnahm und betrachtete: ,,Wie hast du denn das geschafft, wenn ich fragen darf?"
Ja, das war eine gute Frage. Klar weiß ich wie, aber wenn ich die Wahrheit sagen würde, gäbe das bestimmt Ärger. Andererseits war der Arzt auch nicht blöd, weshalb er es vermutlich schon wusste, mich aber trotzdem fragte. Vermutlich, weil er es lieber von mir hören wollte. Also zuckte ich kurz mit den Schultern und erwiderte: ,,Hab irgendwie eine Scheibe eingeschlagen."
Bei dem Wort irgendwie zog er die Augenbrauen hoch und sah mich skeptisch an. Trotzdem sagte er nur: ,,Na dann wollen wir das mal wieder in Ordnung bringen. Das heißt: Splitter rausziehen, desinfizieren - sprich säubern und dann nähen." Ich schluckte. Nähen klang irgendwie nicht gut, vor allem schmerzhaft.
Shit, was hatte ich mir da wieder eingebrockt. Dr. Steen hatte wohl bemerkt, dass ich ein wenig Angst oder so hatte, denn er versuchte mich zu beruhigen: ,,Das tut nicht so doll weh wie du glaubst, außerdem muss ich eh erstmal gucken, was das Glas angerichtet hat. Ach ja, bist du eigentlich Links- oder Rechtshänderin?" Ich knirschte kurz mit den Zähnen: ,,Links." Eigentlich ja nicht schlecht in der Schule einen auf "meine-Hand-tut-weh-ich-kann-nicht- schreiben" zu machen, aber auf Dauer brauchte man schon sowas wie Mitschriften. ,,Oh", kam auch schon vom Doktor, ,,Das ist natürlich blöd.", worauf ich kurz nickte, aber nicht weiter drüber reden wollte, weil es jetzt eh nicht mehr zu ändern war. Anschließend ging er eine Pinzette und ein Tuch, was ziemlich komisch roch holen und kam damit wieder. Vorsichtig zog er mir nacheinander die noch in meiner Hand steckenden Scherben aus der Haut und versuchte schonmal ein bisschen Blut abzutupfen, was ihm nicht wirklich gelang. Daraufhin befahl er mir, das Tuch fest auf die Wunden zu drücken und ging kurz aus dem Raum.
Hallo?! Wie sollte ich das denn machen? Das tat echt sch**ße weh, verdammt, Aua! Und dann lässt der mich auch noch alleine?! Ok....
Bald kam er aber schon wieder und bedeutete mir aufzustehen und ihm zu folgen, was ich auch zögerlich tat. Wir gingen in einen Röntgenraum, wo mich eine weitere Krankenschwester auf einen Stuhl drückte und meine Hand sanft auf eine Anlage legte. Währenddessen stellte mir der Arzt noch weitere Fragen, über mein Alter, wo ich wohnte und weiteres. Zudem bestand er darauf, sich die Nummer meiner Mutter zu notieren und sie, während ich geröntgt wurde anzurufen. Kaum war er aus dem Raum verschwunden, verschwand die Schwester in einer kleinen Kammer und schaltete das Gerät an. Später stellte sich heraus, dass zwar kein Knochen gebrochen war, ich mir aber ein Band am Finger durchgeschnitten hatte. Der Rest seien nur tiefe Schnittwunden, die allerdings nicht weiter schlimm waren. Dr. Steen sagte mir gerade, dass ich noch Glück gehabt hatte und er das Ganze jetzt nähen würde, da kam meine Mutter gefolgt von meiner Oma in den Raum geplatzt: ,,Jaqueline, was ist passiert?" Meine Mutter war so aufgeregt, dass sie auf Deutsch sprach, weshalb sie erst einmal irritierte Blicke von meiner Grandma und dem Doktor erhielt. ,,Kein Sorge Mum, es ist alles Ok!", versuchte ich sie -auf Englisch, damit gewissen andere Personen im Raum auch etwas verstehen konnten- zu beschwichtigen, was mir vorerst auch gelang, jedoch seine Wirkung verlor, als der Blick meiner Mutter auf das Blut und auf meine mittlerweile gereinigte Hand fiel.
Dr. Steen half mir jedoch, als sie gerade wieder zu einem besorgten Satz ansetzen wollte: ,,Es geht ihr gut. Die Verletzungen sind nicht so schlimm wie ich durch das Blut erst erwartet hatte. In ein bis zwei Wochen ist das Band verheilt und alles wieder in Ordnung." Dieser Satz verfehlte jedoch völlig sein Wirkung, denn meine Mutter riss ihre Augen auf und rief erschrocken: ,,Was?! Ein bis Zwei Wochen? Aber wird sie den Finger wieder richtig bewegen können, sie spielt doch Klavier und Gitarre!".
Dr Steen sah mich erstaunt an. Ha, hätte er wohl nicht gedacht, dass ich meine Finger und meine Hand nochmal zu etwas brauchen würde. Er fasste sich jedoch schnell und antwortete: ,,Ja, alles wird verheilen und wieder so werden wie früher.", woraufhin meine Mutter erleichtert aufseufzte. Manchmal fragte ich mich, ob meiner Mutter womöglich mehr an der Musik lag als an mir, was ich mir aber eigentlich nicht vorstellen konnte, da Musik im Prinzip mein ganzes Leben war, aber man weiß ja nie. Vielleicht wäre sie ja auch von der Brücke gesprungen wenn ich den Finger nicht mehr bewegen könnte. Ich fügte ein: ,,Dann können wir ja gehen" hinzu und wollte aufstehen, als der Arzt nich auf den Stuhl zurückdrückte und sagte: ,,Nicht so eilig, ich muss das hier immer noch nähen."
Tja, ich hatte keine Wahl, weshalb ich mich mit hängendem Kopf meinem schmerzhaften Schicksal fügte. Später machte der Arzt mir noch einen supertollen -man beachte die Ironie- Verband die Hand und trug mir auf, in drei Tagen zum Verbandswechsel wiederzukommen.
Danach verabschiedeten wir uns und konnten endlich nach Hause fahren.
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The Story of my Life (1D FF)
FanficBei der 17-jährigen Jacky geht auf einmal alles schief was schief gehen kann und sie kann nicht einmal etwas dafür. Nach der Trennung ihrer Eltern findet sie sich in London bei ihren schrecklichen Großeltern wieder. Den einzigen Trost spenden ein Hu...